1981 hat Haushaltsgeräte-Hersteller Electrolux sein Kunden- und Logistikzentrum in Mägenwil eröffnet. Der heutige Standortleiter Marco Sturm blickt zurück – und noch wichtiger: voraus.
40 Jahre ist es her, dass die Firma Electrolux in Mägenwil ein neues Logistikzentrum erbaut hat. Die Absicht des schwedischen Unternehmens war damals, die 15 verschiedenen regionalen Lager an einem Standort zu bündeln. Seither wird das operative Geschäft von Mägenwil aus gesteuert, mittlerweile werden dort 125 Mitarbeitende beschäftigt. Zu Ehren des Jubiläums lädt Marco Sturm – seit September 2019 Logistikleiter von Electrolux Schweiz – nun auf einen Rundgang ein.
Die Führung beginnt in der «Taste Gallery» – dem modernen Ausstellungsraum, der gleichzeitig als Kochstudio dient, damit die Kunden von Elextrolux die Geräte testen können. Hier werden auch die neusten Modelle der verschiedenen Küchen- und Haushaltsgeräte präsentiert: Sturm geht vorbei an Backöfen, Herdplatten, Geschirrspülern und Waschmaschinen.
Dieses Segment, das im Einzelhandel auch als Weisse Ware bezeichnet wird, bildet die Basis des Unternehmens. Als zweites Standbein baut die Firma auf den Verkauf von Ersatzteilen sowie von sogenannten «Small Domestic Appliances» wie etwa Mixern.
Sturm führt um das riesige Gebäude herum, präsentiert den Neubau am hinteren Ende, die vielen Verladestationen, die Lastwagenflotte und den Bahnanschluss. Hier werden die fertig produzierten Geräte von den Herstellungsländern – unter anderem Italien, Ungarn oder Polen – angeliefert. Einige Mitarbeitende laden gerade eine Ladung Waschmaschinen aus dem Zugabteil und transportieren sie in das Herzstück des Logistikzentrums: das Lager.
Tritt man durch das grosse Tor in die Halle hinein, ist der Anblick schlicht überwältigend. Wie ein Wald aus in Styropor verpackten Haushaltsgeräten ragen die aufeinander gestapelten Maschinen die Höhe. In endlos scheinenden Reihen erstrecken sich die Türme über drei verschiedene Hallen.
Im oberen Stock fügen sich der alte und der neue Teil nahtlos aneinander. Letzterer wurde 2019 angebaut und hat den Standort um 3800 auf insgesamt 27'500 Quadratmeter vergrössert, wovon 21'500 Quadratmeter für das Lager genutzt werden. Im unteren Stock befindet sich mit dem Keller eine weitere Lagerhalle. Wie Sturm verrät, sind in diesen drei Räumen momentan mehrere zehntausend Geräte gelagert.
Während der Standortleiter durch die vielen Türme hindurch lotst, fahren immer wieder Klammerstapler vorbei, mal mit Ladung, mal ohne. Anders als Gabelstapler, welche die gewünschte Ware auf Europaletten befördern, umklammern Klammerstapler die Ware von der Seite. «Das erlaubt uns, die Geräte aufeinander zu stapeln und die Höhe des Lagers optimal auszunutzen», sagt Sturm.
An jedem herumfahrenden Klammerstapler befindet sich ein Tablet, das dem Fahrer die genaue Position eines jeweiligen Geräts anzeigt. «Nur das System weiss, wo was ist», erklärt Sturm. Mithilfe des Tablets finden die Mitarbeitenden also die entsprechenden Produkte einer Lieferung und transportieren sie zu den Verladetoren, von wo aus sie dann an Fachhändler der gesamten Schweiz geliefert werden. Privatkunden beliefert Electrolux nicht direkt – ausser bei Ersatzteilen.
Diese befinden sich im Ersatzteillager etwas abseits der Lagerhalle. Rund 15'000 Artikel sind hier in kleineren Kisten verpackt gelagert. Zwischen zwei Hochregallagern befindet sich je ein spezieller Lift, mit dem die Mitarbeitenden jede einzelne Kiste erreichen. «Dass wir die Ersatzteile hier zentral gelagert haben, ist einer unserer grössten Vorteile», sagt Sturm.
Das Servicecenter könne Probleme am Telefon eruieren und dem Techniker die benötigten Teile sogleich mit auf den Weg geben. «Dadurch können wir Zeit einsparen und unseren Kunden einen schnellen Service anbieten», sagt Sturm. «So heben wir uns von unseren Mitbewerbern ab.»
Laut Sturm verzeichnet Electrolux seit einigen Jahren ein stetes Wachstum. Während der Coronakrise sei der Umsatz nun noch stärker gewachsen. Der Standortleiter begründet dies mit dem Homeoffice: Weil viele zu Hause bleiben mussten, hätten sie ihre Küchengeräte öfters benutzt oder ihr Geld statt in Ferien in ihr Eigenheim investieren. «Wenn die Pandemie vorbei ist, werden sich die starken Verkaufszahlen zwar wieder einpendeln», sagt Sturm. «Trotzdem ist unser Ziel, an dieses Wachstum anzuknüpfen.»
Doch wie erreicht man das? Wie bleibt man an der Spitze des Markts? «Innovation», beantwortet Sturm diese Fragen mit einem Wort. Und zwar in den Bereichen Portfolio, Design und Service. Das heisst, die Geräte müssen vielseitig und ästhetisch ansprechend sein, die Technologie schneller, autonomer, effizienter, nachhaltiger. Vor allem im Bereich der Nachhaltigkeit werde viel investiert, damit die Maschinen zum einen ressourcenschonend produziert und transportiert werden, und zum anderen mit nachhaltiger Technologie ausgestattet sind. «Als Firma muss man den Puls der Zeit spüren und am richtigen Ort investieren», fasst Sturm zusammen.
Gleichzeitig habe die Kundschaft immer höhere Erwartungen an die Dienstleistung: Firmen sollten am besten rund um die Uhr erreichbar sein, einen schnellen Service bieten und ihre gesamte Produktepalette online anbieten. «Der Kunde ist dadurch in den vergangenen 40 Jahren noch stärker in den Fokus gerückt», sagt Sturm. «Morgen will man mehr als man heute hat. Wer an der Spitze stehen will, muss also heute schon mehr können als die anderen und die Erwartungen der Kundschaft ständig übertreffen.»
Ein Blick zurück – das Logistikzentrum vor 40 Jahren: