Baden
«Manche Dinge könnten schnell und unkompliziert umgesetzt werden»: Ein liebevoller Seitenhieb an den Stadtrat

Das Team Baden findet, die Stadt brauche zu lange für digitale Lösungen – mit einem Augenzwinkern nimmt die Partei das Heft in die Hand.

Andreas Fahrländer
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Immer wieder wurde Kritik laut, es gehe politisch nicht vorwärts. Der Stadtrat in Baden. Symbolbild.

Immer wieder wurde Kritik laut, es gehe politisch nicht vorwärts. Der Stadtrat in Baden. Symbolbild.

Alex Spichale

Immer wieder wurde in den letzten Monaten in der Stadt Baden die Kritik laut, es gehe politisch nicht vorwärts. Zuletzt sagte etwa die abtretende Einwohnerratspräsidentin und amtsälteste Einwohnerrätin Karin Bächli (SP) zur AZ, sie wünsche sich mehr Tatkraft vom Stadtrat. Eine ähnliche Detailkritik übt nun das Team Baden – und zwar in Sachen Digitalisierung.

Die Stadtpartei schreibt in einer Medienmitteilung, das Legislaturziel des Stadtrats sehe vor, dass die Stadtverwaltung ein gemeinsames Verständnis von Digitalisierung entwickle und konkrete Projekte umsetze. In den etwas kurzfristiger angesetzten Jahreszielen für das ausklingende Jahr 2019 versprach der Stadtrat zudem drei sogenannte «Quickwins».

Oder auf Deutsch: Drei «schnell umsetzbare, nutzbringende Projekte», die der Bevölkerung auf digitale Art und Weise zugutekommen. Das Versprechen wurde in den Augen des Team Baden nicht eingehalten.

Die Partei lancierte deshalb kurzerhand eine digitale Ausgabe des städtischen Entsorgungskalenders. Er ist auf der Website der Partei (teambaden.ch) zu abonnieren und erinnert die Badenerinnen und Badener daran, wann sie ihren Karton oder das Altpapierbündel vor die Haustür stellen müssen. Aber auch die Termine der Badener Velobörse, für den Häckselservice und für Gratiskompost beim Werkhof sind in dem digitalen Kalender vermerkt.

Wir finden, dass manche Dinge auch ganz schnell und unkompliziert in die Realität umgesetzt werden können.

(Quelle: Iva Marelli, Präsidentin Team Baden)

Rechtzeitig wird man über das Smartphone oder per E-Mail am Abend vorher daran erinnert. Das Team schreibt: «Die Erstellung des Kalenders hat 15 Minuten gedauert, brauchte keine fundierten Informatikkenntnisse und hat nichts gekostet. Das Tool ist simpel und praktisch.»

Ganz Baden soll digital werden

Zur besseren Einordnung: Die umfassende Digitalisierung der Stadtverwaltung ist eines der Hauptziele des Badener Stadtrats in der laufenden Legislaturperiode. Vor einem guten Jahr hat der Stadtrat entschieden, eine Stelle «Digital Management» zu schaffen.

Damit unterstreiche man «die strategische Bedeutung der Digitalisierung». Auch die städtische Abteilung Standortmarketing setzt sich intensiv mit der Digitalisierung und der Wende zu einer digitalen «Smart City» auseinander. Das Standortmarketing hat unter anderem schon eine neue Website für Tourismus und Freizeit (Kostenpunkt: 110'000 Franken) geschaffen.

Weitere Kalender sind bereits in Planung

«Wir verstehen unseren digitalen Kalender als liebevollen Seitenhieb an den Stadtrat, dass manche Dinge auch ganz schnell und unkompliziert in die Realität umgesetzt werden können», sagt Team-Präsidentin und Einwohnerrätin Iva Marelli.

Bisher habe sie ausschliesslich positive Rückmeldungen auf den digitalen Kalender bekommen, rund 60 Leute hätten ihn bereits abonniert. Den Nutzerinnen und Nutzern verspricht das Team, ihnen ausser der Erinnerung an die Entsorgungstermine keinerlei Werbung oder Mitteilungen der Partei zukommen zu lassen. Weitere Kalender, etwa für die vielen Badener Festivals, seien bereits in Planung.

«Wir finden es schade, dass jetzt zur Hälfte der Legislatur noch so wenig von der Digitalisierungsstrategie zu spüren ist», sagt Marelli. Das Team begrüsse es zwar, dass der Stadtrat die Entwicklung von Baden zur Smart City vorantreibe, habe aber eine andere Vorstellung davon, was ein «Quickwin» sei.