Stadtammann und Stiftungsratspräsident Geri Müller informierte den Quartierverein über die Brisgi-Überbauung.
«Seit zwei Jahren haben die Bewohner des Quartiers Brisgi nichts mehr von den Überbauungs-Plänen gehört», wirft Janko Huljak, ein Bewohner des betroffenen Quartiers, Geri Müller vor. Der Stadtammann und Stiftungsratspräsident stellte sich zusammen mit Michael Heiserholt von der Entwicklungsplanung an der Generalversammlung des Quartiervereins Kappelerhof den Fragen der Mitglieder und informierte über den aktuellen Stand des Projekts Brisgi-Überbauung. «Die Verunsicherung der Quartierbewohner spürt man», so Huljak.
Die Vereinspräsidentin Cornelia Haller versteht die Enttäuschung der Bewohner: «Nachdem vor zwei Jahren in der Testplanung gleich zwei Infoveranstaltungen durchgeführt wurden, hatten die Bewohner ein zügiges Vorankommen erwartet.» Auch sie zeigt sich enttäuscht über die mangelnde Kommunikation.
Geri Müller entgegnet: «Der Stiftungsrat hat nicht kommuniziert, weil es nichts Neues zu Informieren gab.» Der Stiftungsrat habe aber erkannt, dass dessen Kommunikation alle Betroffenen erreichen müsse, so Müller weiter. Die Stiftungsratsstrategie befinde sich kurz vor dem Abschluss, das Entwicklungskonzept wurde vergangenen Herbst vollendet. «Damit haben wir alle nötigen Planungsgrundlagen, um den Architekturwettbewerb im Spätsommer 2015 zu starten», sagt Müller. Der Baubeginn soll 2018/2019 erfolgen, also drei Jahre später als 2012 angekündigt.
Was hat der Stiftungsrat in den letzten zwei Jahren unternommen? Müller: «Zum einen hat die Verzögerung mit der Neubesetzung des Stiftungsrates zu tun.» Zu Beginn habe der Stiftungsrat lediglich aus den Mitgliedern des Stadtrats bestanden, sagt Müller. Heute seien Fachleute aus den Bereichen Bau, Immobilien, Finanzen und Recht im Stiftungsrat vertreten. «Eine qualitative Neubesetzung braucht Zeit», so Müller.
Ein zweiter Grund für die Verzögerung waren Probleme bei der Umsetzung, die sich erst nach der Testplanung zeigten: «Im Bereich des östlichen Clusters kann die Brisgistrasse nicht so stark abgesenkt werden, wie anfangs geplant», sagt Müller. Dies hätte ein ungleiches Höhen-Niveau zwischen Strasse und Wohnbau mit sich gebracht. Ausserdem soll auf die dritte angedachte Tiefgarage verzichtet werden, um Kosten zu sparen. «Würden wir keine Alternativen suchen, könnten wir keinen bezahlbaren und familienfreundlichen Wohnraum schaffen, was unser Hauptziel ist», so Müller.
Die Quartierentwicklung des Brisgi-Areals stockt seit den 90er-Jahren. Das Brisgi gehört zu einem der fünf Teilgebiete des Kappelerhof und stellt eine der letzten grösseren Baulandreserven auf dem Stadtgebiet dar. Das Areal soll nach einer Wohnbaustrategie des Stadtrates entwickelt und überbaut werden. In der Volksabstimmung 2010 stimmten die Bürger der Gründung einer Wohnbaustiftung zu. Das Eigenkapital beträgt zehn Millionen Franken. Der Gründerstiftungsrat setzte sich aus den Mitgliedern des Stadtrats zusammen. In einer Präqualifikation bewarben sich 19 Büros für die Testplanung. Drei Büros wurden ausgewählt. Im Oktober 2012 ernannte das Beurteilungsgremium das Projekt des Zürcher Architektenteams Hosoya Schaefer Architects AG und Vogt Landschaftsarchitekten AG als Richtprojekt. Dieses sieht die Errichtung von drei neuen Gebäude-Clustern vor, die aus Punkt- und Zeilenbauten bestehen sollen. Die bestehenden Punktbauten im Westen des Areals werden als viertes Cluster definiert. Das Brisgi-Hochhaus wird in einen der neuen Cluster integriert. Insgesamt sollen rund 130 neue Wohnungen und verschiedene soziale Räume errichtet werden. Zur bestehenden Strassenbrücke am östlichen Ende des Areals soll eine zentrale Gleisunterführung hinzukommen. Basierend auf dem Richtprojekt hätte ein Entwicklungskonzept erarbeitet werden sollen, das die Leitlinien für die Entwicklung des Areals festlegt. Das Entwicklungskonzept dient als Grundlage für den eigentlichen Projektwettbewerb. Dieser hätte 2013 ausgeschrieben werden sollen mit dem Ziel, die Brisgi-Überbauung 2015/ 2016 zu bauen. (ejo)