Region
Mangelndes Interesse: Gemeinden schaffen Jungbürgerfeier ab

Wegen fehlenden Anmeldungen verzichten immer mehr Gemeinden im Bezirk Baden auf eine Jungbürgerfeier. Die Jugendlichen hätten keinen Bock auf die Feiern. Doch was sind die Gründe dafür?

Janine Gloor
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An der Jungbürgerfeier in Fislisbach im letzten Mai kamen 14 Jugendliche. Doch das ist nicht überall so.

An der Jungbürgerfeier in Fislisbach im letzten Mai kamen 14 Jugendliche. Doch das ist nicht überall so.

Die Jungbürgerfeiern der verschiedenen Gemeinden unterscheiden sich nicht gross. Ein offizieller Teil, an dem Gemeindevertreter das Wort ergreifen, ist Voraussetzung. Dazu gibt es meistens einen Apéro und ein Nachtessen sowie verschiedene Aktivitäten; besonders beliebt ist Bowling oder Gokart fahren im «Go Easy» in Siggenthal. Doch auch mit Spass, Speis und Trank auf Gemeindekosten können die Jugendlichen nicht an die Feiern gelockt werden.

In Neuenhof sucht die Jugendarbeit jeweils Jugendliche, die sich an der Planung der Feier beteiligen. Dieses Jahr wurden 179 Jugendliche zur Mitorganisation eingeladen. Diese Einladungen wurden persönlich überbracht, gemeldet hat sich niemand. Der Gemeinderat hat die Feier deshalb abgesagt. Am Programm dürfte es nicht liegen. «Die Jugendlichen können das Programm der Feier selbst bestimmen», erklärt Gemeindeschreiber Raffaele Briamonte.

An der letzten Feier sei zudem der Wunsch laut geworden, dass auch ausländische 18-Jährige teilnehmen könnten. Diesem Wunsch ist die Gemeinde nachgekommen, der Erfolg blieb trotzdem aus. «Die Anmeldezahlen sind tendenziell sinkend, aber es kommt auch auf den Jahrgang an oder ob die Jugendlichen sowieso schon engagiert und in Vereinen wie Jungwacht/Blauring aktiv sind», sagt Briamonte. Die Jungbürgerfeier findet im Zweijahresrhythmus statt, vor zwei Jahren gingen für die Feier 20 Einladungen ein. «Die Bedeutung der Jungbürgerfeier ist nicht mehr die gleiche wie früher», so Briamonte. Beim 18. Geburtstag freue man sich eher auf die Autoprüfung.

Politik gilt als langweilig

In Killwangen gibt es die Jungbürgerfeier aus mangelndem Interesse schon seit mehreren Jahren nicht mehr. Fislisbach organisiert sie zusammen mit Oberrohrdorf, im letzten Mai kamen 14 Jugendliche. Für Daniel Bützberger, stellvertretenden Gemeindeschreiber von Fislisbach, ist dies ein Zeichen für ein fehlendes Interesse an Politik: «Politik wird als langweilig empfunden, dazu gehört auch die Jungbürgerfeier, an der über Rechte und Pflichten informiert wird. Für viele 18-Jährige ist die Politik etwas, das noch weit weg ist. Vielleicht, weil die meisten Politikern einiges älter sind als sie.» Man müsse die Jugendlichen schon früher mit Themen, die sie selber betreffen, an die Politik heranführen.

Ein guter Draht zu den Jugendlichen entscheidet über den Erfolg der Jungbürgerfeier. In Wettingen heisst sie Mündigkeitsfeier, dieses Jahr nahmen 31 Jugendliche teil. Zur Kinder- und Jugendkommission, welche die Feier organisiert, gehören auch Vertreter von Jungwacht und Blauring sowie der Jugendarbeit, die direkt vermitteln können. Gemäss Gemeindeschreiber Urs Blickenstorfer, schätzen es die Wettinger Jugendlichen, an der Feier etwas aus der Verwaltung und der Politik zu hören.

Die Turgemer Gemeindeschreiberin Michaela Egloff sieht ähnliche Gründe: «Vermutlich denken viele Jugendliche, dass es sich bei der Jungbürgerfeier um einen biederen Anlass handelt.» Ein Blick auf den Programmpunkt «Teambildungsspiel» dürfte diesen Eindruck verstärkt haben. Zudem müsse die Feiern mit vielen Freizeitangeboten konkurrieren. Die Feier dieses Jahr wurde abgesagt, weil sich nur drei Personen angemeldet hatten. Der Gemeinderat sieht in Zukunft von einer Feier ab.