Vor wenigen Wochen ist das Baugesuch für das neue Thermalbad eingereicht worden: eine Erleichterung auch für Architekt Mario Botta. Bei seinem Besuch in Baden spricht er über die zum Teil schwierigen letzten Monate.
Mario Botta: Baden. Ich spreche einfach von Baden. Das ist für mich ein magischer Name. Er steht für die Stadt, aber auch für das Thermalbad, und vor allem für viel Geschichte und Erinnerung. Ausserdem klingt der Name Baden sehr schön, finde ich.
Ich habe kürzlich die archäologischen Karten betrachtet. Es ist schon erstaunlich: Hier wurde immer schon gebadet, schon vor zweitausend Jahren! Es geht nun für mich als Architekt darum, eine neue, zeitgemässe Interpretation eines Thermalbades zu liefern, und diese Aufgabe beinhaltet sehr viel mehr als nur den Entwurf eines Gebäudes. Ein Thermalbad muss heute anders konzipiert sein als vor 20 Jahren oder vor 2000 Jahren. Es muss auch in die Stadt hineinpassen. Darum versuchen wir nun schon seit zehn Jahren, einige Teile der Stadt sozusagen zusammenzunähen, zum Beispiel den Kurplatz mit dem Bad zu verbinden. Wir schaffen ein neues Verhältnis zur Umgebung.
Sie sollen sich der Badener Einzigartigkeit bewusst werden: Es sprudeln einerseits die wunderbaren Thermalquellen – und andererseits fliesst gleich daneben weiteres Wasser in der Limmat! Das Thermalbad wird eng mit diesem magischen Fluss verbunden sein, der wie eine Wasserautobahn zwischen dem Ennetbadener Hügel und der Stadt Baden hindurchfliesst. Die Aussenbecken habe ich kürzlich noch etwas modifiziert und vergrössert, damit man sich quasi mit dem Fluss vereint fühlt, wenn man draussen badet. Ziel ist es, der Stadt mit dem Bad ihre Seele wiederzugeben, ihren Ursprung. Die Aufgabe ist es, dieser Einzigartigkeit Badens architektonisch gerecht zu werden und sich der globalisierten Welt zu widersetzen, in der alles gleich aussieht, wie etwa jeder McDonald’s in jeder Stadt derselbe ist.
Zum Beispiel an den einzelnen Volumen, die von oben betrachtet wie Finger einer Hand aussehen. Jeder dieser Bad-Teile soll ein Erlebnis werden, sodass ein totales Badeerlebnis mit allen Sinnen möglich wird.
Polemik kann manchmal nützlich sein, aber ich nehme sie nur dann ernst, wenn sie keine Eigeninteressen verfolgt. Ausserdem bin ich mir Polemiken gewöhnt, von zu Hause mit meiner Frau (lacht). Zu Hause gewinnt immer sie, ansonsten bin ich häufig derjenige, der sich durchsetzt.
Zu Beginn meiner Arbeit für Baden hatte ich Angst, die Zeit könnte noch nicht reif sein für unsere Ideen. Ich bin sehr froh, dass nun das Gesuch bei der Stadt eingereicht wurde.
Hören Sie, ich will nichts bauen, wenn anderes es wirklich nicht wollen.
Es war eine schwierige Phase des Projekts, weil ich die Stiftung, die neu auch als Investorin einstieg, und ihre Beweggründe nicht kannte. Für ein solches Projekt ist die Bauherrschaft enorm wichtig. Borromini hat früher seine Auftraggeber auch ganz genau geprüft! Ohne starken Auftraggeber hätte er seine Werke nicht umsetzen können. Die Bad Zurzacher haben mich schliesslich überzeugt, den Umbau des Verenahofs weiterzuverfolgen. Wir haben die Ideen für das komplexe Geviert jetzt angepasst.
Er war es, der mich in dieses Badener Abenteuer hereingezogen hat. Seine Weltanschauung gefällt mir: Es geht ihm mit dem Thermalbad nicht bloss darum, dass die Leute einen Eintritt kaufen und dann ins Wasser steigen. Ihn interessiert das ganze Quartier, das neues Leben erhalten soll. Er ist sich auch der Geschichte dieses Ortes bewusst, auch wenn er in erster Linie Unternehmer ist. Es sind denn unserer beider Meinung nach auch bescheidene Modifikationen, die wir hier vornehmen. Das Baugespann steht bereits, das Bad wird sich wunderbar in die Umgebung einpassen, das kann man jetzt schon sehen!
Die moderne Kultur ist eine zerbrechliche. Als Architekt kann man nicht mehr wie früher für Hunderte von Jahren planen. Ich gehe davon aus, dass es sicher fünfzig Jahre Bestand haben wird. Grundsätzlich habe ich versucht, für die Gegenwart, für das Hier und Jetzt zu bauen.