In der Kirche St. Anton sagten die Maturanden und Rektor Kurt Wiedemeier an der Abschlussfeier Adieu.
Erhaben schreiten sie über den Altar, in der einen Hand eine Rose, in der anderen das Zeugnis. Unzählige Stunden haben die Schülerinnen und Schüler der Kantonsschule Wettingen in den letzten Monaten damit verbracht, sich auf die Abschlussprüfungen vorzubereiten – Bücher mussten gelesen und Matheformeln auswendig gelernt werden. An diesem Wochenende durften die Maturanden und Fachmittelschüler- und -schülerinnen ihren verdienten Lohn entgegennehmen.
Die Big Band mit Dominik Merz am Mikrofon sorgte für einen jazzigen Einstieg in den Nachmittag, bevor der Rektor der Kantonsschule ans Rednerpult trat. Es war es nicht nur ein Abschied der Maturanden, auch für Kurt Wiedemeier geht eine Ära zu Ende. Seit 2005 war er Rektor der Kantonsschule Wettingen, nun wird er die Leitung abgeben. Für seine Rede habe er sich deshalb von Kafkas Parabel «Der Aufbruch» inspirieren lassen: «Keine Angst, jetzt folgt keine Deutschstunde», witzelte der Rektor, bevor er den kurzen Text vortrug.
So stand seine ganze Ansprache im Zeichen des Aufbruchs und Weiterentwicklung – dabei zitierte er auch aus Marx› Thesen über Feuerbach: «Die Philosophen haben die Welt nur interpretiert, es kommt aber darauf an, sie zu verändern.» Es sei wichtig, die Zeichen der Zeit zu erkennen und dementsprechend zu handeln, sagte Wiedemeier: «Ich hoffe, dass Sie mutig die Geschichte ihres Lebens in die Hände nehmen.» Denn es gäbe noch viel zu erleben und zu lernen. «Vor 200 Jahren hätte ich gesagt: Der Rucksack ist gepackt, sie können gehen.» Heute sei man jedoch das ganze Leben darauf angewiesen, sich neu auszurichten.
Wiedemeier ermunterte die Maturandinnen und Maturanden, ihre eigenen Visionen zu verfolgen und sich stetig weiter zu entwickeln: «Was Sie brauchen, ist die Fähigkeit, den Rucksack immer wieder neu zu packen.»
Noch bevor die Abschlussklassen ihre Zeugnisse in Empfang nehmen konnten, wurden die besten Abschlüsse mit dem Maturapreis ausgezeichnet – übergeben durch den Wettinger Gemeinderat Thomas Kuster. Dieser liess es sich nicht nehmen, selbst noch einige Worte an die Gäste zu richten und hielt eine flammende und durchaus amüsante Rede. Er forderte die Maturandinnen und Maturanden auf, sich auch in Zukunft für die Allgemeinheit zu engagieren: «Bitte vergessen Sie nicht, sich an der Gesellschaft zu beteiligen. Sie sind der Rohstoff, aus dem die Schweiz besteht.»
Ein weiterer Preis wurde von der Ehemaligenorganisation «Verein Pro Kanti Wettingen» verliehen. Die Schülerorganisation SO wurde für ihr Engagement zugunsten der Schülerschaft mit dem «ExPri» ausgezeichnet. Nach einem weiteren musikalischen Intermezzo – war es endlich soweit. Die Maturandinnen und Maturanden erhielten ihre Zeugnisse.