Untersiggenthal
Mehr als nur ein Tropfen auf dem heissen Stein: Winzer bringt «COWII-20» auf den Markt

Der Untersiggenthaler Winzer Pirmin Umbricht verkauft während der Pandemie neu auch einen sogenannten «COWII». Damit wird nicht jedoch nur das Sortiment erweitert, sondern auch etwas Gutes getan.

Larissa Gassmann
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Der Untersiggenthaler Winzer Pirmin Umbricht ist in Zeiten der Pandemie kreative Wege gegangen.
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Zusammen mit dem Grafiker Claudius Fischer hat er einen frisch kreirten «COWII-20» auf den Markt gebracht.
So werden der «Blanc de Blanc, 2018», der «Kerner, 2019» sowie der «Rosé Pinot noir, 2019» unter dem neuen Namen verkauft.
Auf den Etiketten wird das Coronavirus in Form von einer Kartoffeln und Spargeln dargestellt.
Weil sein alljährlich zu Muttertag stattfindendes Spargelessen abgesagt werden musste...
....verwirklichte Umbricht die schon länger in ihm schlummernde Idee auf kreative Art und Weise.
«Mir war es wichtig, dass man die Nähe zu den Kunden beibehält. Dass man etwas fürs Gemüt tut und die Menschen darüber schmunzeln können», so Umbricht.
Mit seinem Wein will Umbricht auch Menschen unterstützen, welche die Coronakrise schwer getroffen hat.
Pro verkaufte Flasche «COWII-20» werden zwei Franken an die Glückskette gespendet, um Menschen in Not zu helfen.
Auch wenn die Nachfrage nach Wein in Zeiten der Pandemie gesunken ist, hofft Umbricht selbst nun auf den Herbst und seinen verheissungsvollen Jahrgang.

Der Untersiggenthaler Winzer Pirmin Umbricht ist in Zeiten der Pandemie kreative Wege gegangen.

Pirmin Umbricht

«Die Winzerei ist kreativ, aber auch extrem herausfordernd», steht in grossen Lettern auf der Website des Winzers Pirmin Umbricht. Wie nahe an der Realität dieser Satz ist, hat der Untersiggenthaler, der zu den wichtigsten Winzern des Kantons gehört, während der Coronakrise zu spüren bekommen. Doch wo eine Herausforderung ist, kann Kreativität eingesetzt werden. So brachte der Winzer Anfang Mai den an das Virus angelehnte «COWII-20» auf den Markt.

«Die Idee ist entstanden, weil ich mit Kollegen über Whatsapp darüber gewitzelt habe, dass ‹Covid› wie ‹Wii› klingt. Dann haben wir das ein bisschen durchgespielt, das Thema dann aber wieder fallen lassen», sagt Umbricht. Weil sein am Muttertag stattfindendes Spargelessen wegen Corona abgesagt werden musste, liess ihn die Idee allerdings nie ganz los. Als Umbricht sich schliesslich mit dem ­Grafiker Claudius Fischer traf, um mit ihm die Etiketten für sein Standardsortiment zu besprechen, rückte das Thema auf einmal wieder in den Vordergrund.

«Mir war es wichtig, dass man sich zeigt, die Nähe zu den Kunden beibehält. Dass man etwas fürs Gemüt tut und die Menschen darüber schmunzeln können», so ­Umbricht. Da am Spargelessen jeweils frische Spargeln und Kartoffeln verkauft werden, wurde dies in das Etikett, welches das Coronavirus darstellt, integriert. Schnell wurden zwei Weine gefunden, welche sich als «COWII – 20» eignen. Auch die neuste Kreation von Umbricht kam dazu. Unter neuem Namen werden nun der «Blanc de Blanc, 2018», der «Kerner, 2019» sowie der «Rosé Pinot noir, 2019» verkauft.

Mit jedem Kauf wird an die Glückskette gespendet

Nebenbei konnte Umbricht in seinem Hofladen auch während des Lockdowns seine weiteren Hofprodukte anbieten. «Dafür sind wir heute noch immer dankbar. Aus diesem Grund kam uns die Idee, etwas für die Menschen zu machen, die es härter getroffen hat als uns», sagt Umbricht. So werden pro verkaufte Flasche «COWII-20» jeweils zwei Franken an die Glückskette gespendet. Nicht nur deswegen hat Umbricht für seine neuste Kreation nur Lob geerntet. Kritik, dass dies nur eine Geldmacherei mit dem Virus sei, kam Umbricht nicht zu Ohren. «Ich war erst etwas skeptisch und habe damit gerechnet, dass es heisst, wir würden auf die Tränendrüse drücken. Aber ich habe nur positives Feedback erhalten, das hat mich gefreut», so Umbricht. So gingen ab Muttertag die ersten in Kleinauflage produzierten und von Hand etikettierten Flaschen in den Umlauf. Nicht selten erhielt Umbricht Fotos von Apéros, an denen die Flasche für Lacher sorgte.

Der «COWII» ist ein Tropfen auf dem heissen Stein, aber einer, der überall für Erheiterung sorgt und als Trostpflaster für die abgesagten Messen und Degustationen wirkt. Mit den weiter fortschreitenden Lockerungen und dem schönen Wetter steigt auch die zuvor gesunkene Nachfrage nach Wein. Während viele Weinbauern trotzdem mit dem Gedanken spielen, in diesem Jahr weniger zu ernten, kommt dies für Umbricht nicht in Frage. Lieber setzt er auf Kreativität und Alternativprodukte wie die bereits produzierte alkoholfreie Traubenschorle. «Man weiss nicht, was das Jahr noch bringt. Es kann immer wieder passieren, dass Hagelschäden die Ernte automatisch verkleinern», sagt er.

Sollte er einen guten Jahrgang im Rebberg haben, so würde er aber in Erwägung ziehen, diesen länger im Holzfass zu lagern. Momentan sieht zumindest in dieser Hinsicht alles nach einem vielversprechenden Jahr aus. «Die Reben fangen vereinzelt an zu blühen, das ist doch relativ früh. Auf uns wartet ein guter Jahrgang. Der Gang durch die Reben bereitet einem trotz allem Freude», so der Untersiggenthaler Winzer.