Wenn der Badener Promenadenlift nicht läuft, führt ein ausgeschilderter Umweg über die Treppe im Oelrain-Wald. Dort ist die Sturzgefahr hoch, denn jegliche Beleuchtung der Treppe fehlt – so sei es im kantonalen Waldgesetz vorgesehen, heisst es von der Stadt.
Seit der Badener Promenadenlift im Sommer 2007 den Betrieb aufnahm, haben sich die Wege in der Stadt verändert. Während der Gang nach Ennetbaden früher über die Schiefe Brücke oder die Holzbrücke führte, nehmen heute die meisten Fussgängerinnen und Fussgänger den kürzesten Weg über den Lift am Bahnhofplatz und über den Limmatsteg. Der Haken an der Sache: Seit seiner Eröffnung ist der Lift immer wieder ausser Betrieb – sei es wegen einer Störung oder wegen Wartungsarbeiten. Fussgänger müssen dann über einen Umweg im Oelrain-Wald.
Das führte nun zu Kritik, weil im dunklen Wald unterhalb der reformierten Kirche die Sturzgefahr gross sei. Der Römer-Quartierverein schreibt in seiner Zeitschrift «Rövue»: «Bei Liftsperrungen zieht dort eine richtige Völkerwanderung durch, also viele Badener, Ennetbadenerinnen, Geschäftsleute, Touristen, Kinder und mehr.» Um auf den Wunsch nach einer Beleuchtung aufmerksam zu machen, hat der Verein die Treppe am Freitag mit hunderten Teelichtern erhellt.
Gerade gestern war der Lift in Revision, im Oktober war er während 20 Tagen ausser Betrieb. Wie die Stadt Baden damals mitteilte, sei der Lift tagsüber praktisch pausenlos unterwegs. Die durchschnittliche Tagesnutzung liegt laut der Stadt werktags bei 2400, samstags bei 2300 Personen. Der Weg über die Treppe am Oelrain rückte erst mit dem Bau des Limmatstegs und des Promenadenlifts 2007 wieder ins Blickfeld der Öffentlichkeit. Seither ist sie wesentlich attraktiver geworden. Zu den schlimmsten Zeiten fand man hier Spritzen und andere Utensilien, die einen lieber einen grösseren Umweg machen liessen. Jetzt ist die Treppe meistens in einem sehr gepflegten Zustand.
Der Wunsch des Quartiervereins und der Gemeinde Ennetbaden nach einer Beleuchtung fand bisher aber wenig Anklang. Martin Koch, Leiter Tiefbau bei der Stadt Baden, erklärt: «Nach den Vorgaben des Kantons sind Beleuchtungen ausserhalb der Bauzone grundsätzlich nicht zulässig.» Es bräuchte deshalb eine Ausnahmebewilligung des Kantons. Koch stellt die Notwendigkeit einer Beleuchtung infrage: «In 95 Prozent der Zeit funktioniert der Promenadenlift. Und zum allergrössten Teil wird die Treppe bei Tageslicht benutzt.»
Stadtrat Philippe Ramseier (FDP) war als Vorsteher Immobilien und Infrastruktur schon im Austausch mit dem Kanton. Er ergänzt: «Das kantonale Waldgesetz sieht vor, dass dieses Waldstück nicht beleuchtet werden kann.» Ramseier sagt aber, er persönlich sei durchaus bereit, mit der Abteilung Tiefbau ein Baugesuch einzureichen, das dann vom Kanton geprüft werden müsste. «Das Gesuch wird wohl vom Kanton abgelehnt», meint er. Es gehe dabei vor allem um den Schutz der Tierwelt im Oelrain-Wald. Der Spielraum sei deshalb sehr klein.
Anders sieht die rechtliche Situation bei der Treppe aus, die vom Theaterplatz zur Kronengasse führt. Hier gibt es eine feste Beleuchtung mit Kandelabern. «Diese Treppe liegt – wie auch der Promenadenlift – in der Bauzone, und nicht im Wald», erklärt Martin Koch. Die Treppe zur Kronengasse ist eine weitere Ausweichmöglichkeit, falls der Lift nicht fährt.
Georg Gindely vom Römer-Quartierverein versteht die abwehrende Haltung von Stadt und Kanton bei der Oelrain-Treppe nicht: «Abends ist es hier wirklich stockdunkel, das sieht man jetzt in der dunklen Jahreszeit.» Bei der Kerzenaktion am Freitag hätten sich viele über die Lichter gefreut. Die Stadt signalisiere den offiziellen Umweg über diese Treppe, wenn der Lift ausser Betrieb ist. «Man könnte auch prüfen, ob eine Beleuchtung nur dann eingeschaltet wird, wenn der Lift nicht fährt», schlägt Gindely vor.
Der Vorstand des Quartiervereins will Anfang Januar einen offiziellen Brief an den Gesamtstadtrat schreiben, mit der Forderung, die Idee erneut zu prüfen. «Wir glauben immer noch, dass hier eine gute Kompromisslösung möglich ist, die allen zugutekommt», sagt Gindely.
Ein weiteres Problem sind aus der Sicht des Quartiervereins die fehlenden WCs am Bahnhofplatz. In der «Rövue» heisst es dazu: «Das fehlende Licht hat zur Folge, dass viele Menschen ihre Notdurft entlang der Treppe verrichten.» Das Problem am Oelrain und rund um die reformierte Kirche gibt es nicht nur im Sommer, sondern auch gerade jetzt in der Adventszeit. Zwar gibt es während des «Winterzaubers» auf dem Bahnhofplatz einen mobilen Toilettenwagen, doch mit dem steigenden Glühwein-Pegel sinkt bei manchen offensichtlich die Hemmschwelle.
Zum Problem mit dem «Wildpinkeln» sagt Martin Koch, die Stadt habe schon mehrmals geprüft, ob eine feste WC-Anlage am Bahnhofplatz möglich wäre. Aus baulichen Gründen wäre das aber schwierig umsetzbar. Und er ergänzt: «Wir sehen vielmehr, dass sich die Leute gerade dort versäubern, wo Licht ist, und nicht in der Dunkelheit». Das könne man auch gut bei den Treppenaufgängen zur Ruine Stein beobachten. «Bedauerlicherweise ist es zudem so, dass sich selbst dann nicht alle an die Anstandsregeln halten, wenn es eine feste WC-Anlage gibt», sagt Koch.