Baden
«Mein Problem ist die politische Marschrichtung der Stadt»

Besorgt über den neuen rot-grünen Stadtrat griff Robert Sailer, Präsident Citycom Baden, zur Feder. Jetzt nimmt der Gewerbepräsident Stellung zu seinen Worten, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt waren.

Erna Lang-Jonsdottir
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Robert Sailer.

Robert Sailer.

ZVG

«Ich stehe zu dem, was ich geschrieben habe», sagt Robert Sailer, Präsident des Handels- und Gewerbeverbands Citycom Baden. Es sei nicht verboten, die eigene Meinung zu äussern.

«Ich gebe zu, dass ich übereifrig war und etwas emotional reagiert habe.» Damit bezieht er sich auf seine interne Mail an die Vorstandsmitglieder der Citycom vom 4. März.

Sailer hatte darin unter anderem seine kritische Haltung über das Ergebnis der Stadtrats- und Stadtammannwahlen geäussert (siehe Box).

Citycom Baden: Sailer drohte mit Sanktionen

Einige Tage, nachdem Michael Wicki, Vorstandsmitglied des Handels- und Gewerbeverbands City Com Baden, Vertrauen gegenüber dem neuen Stadtrat von Baden geäussert hatte, wurde ein internes Papier von Robert Sailer, Präsident der City Com, in der az publik. In der Mail an die Vorstandsmitglieder der City Com kritisierte Robert Sailer das Ergebnis der Stadtrats- und Stadtammannwahlen vom 3. März sowie die Badener Wählerinnen und Wähler. Weiter äusserte er seine Besorgnis über die Zukunft der City Com. Er schlug vor, dem neuen rot-grünen Stadtrat Forderungen zu stellen und ihm mit Sanktionen zu drohen - wie etwa das Sponsoring des «Lichterwecke» zu beenden und den Randständigen kein Brennholz mehr zur Verfügung zu stellen. Bei den Forderungen handelt es sich um alt bekannte wie die Öffnung der Schiefen Brücke, mehr und günstigere Parkplätze, höhere Sicherheit gegen Raub und Vandalismus und den Kampf gegen Littering und Bettelei.
Auf die Berichterstattung der az vom 9. März reagierte Mario Delvecchio, Präsident des Vereins IG «Dättwil - wo Baden boomt». Delvecchio kritisierte Sailer für seine Haltung, seine Forderungen an den Stadtrat sowie allfällige Sanktionen. Dabei versicherte er, dass die IG Dättwil sich für die Stadt Baden engagieren werde, sollten die Sanktionen seitens City Com tatsächlich eintreten. (elj)

Das Wahlergebnis und die bürgerlichen Parteien hätten ihn enttäuscht. «Doch meine Mail war nicht für die Öffentlichkeit gedacht», betont Sailer.

Der Gewerbepräsident, der während der Berichterstattung der az vom 9. und 12. März nicht erreichbar war, erklärt: «Ich war in den Ferien, weshalb ich erst jetzt Stellung zu der Angelegenheit nehmen kann.»

Sorge um die Attraktivität Badens

Sailer, der in seiner Mail auch die Badener Wählerinnen und Wähler kritisierte, ist davon überzeugt, «dass die Badenerinnen und Badener verstehen können, dass mich das Wahlergebnis enttäuscht hat».

Geri Müllers Vorsprung auf FDP-Mann Roger Huber sei mit 34 Stimmen sehr knapp ausgefallen. «Mein Problem ist die politische Marschrichtung der Stadt Baden», erklärt er seine Unzufriedenheit und den Auslöser der Mail.

Der neue Stadtrat sei nicht mit seinen Traumkandidaten besetzt. «Ich habe die altmodische Einstellung, dass man erst Geld verdienen muss, bevor man es ausgibt.»

Dies sei nicht die Devise einer rot-grünen Regierung. Deshalb mache er sich Sorgen um die Attraktivität der Stadt Baden. Die Citycom brauche die Unterstützung des Stadtrats.

Vorstand spricht Vertrauen aus

«Der Stadtrat kennt unsere Anliegen wie etwa die Öffnung der Schiefen Brücke. Dafür werden wir weiterhin kämpfen», betont Sailer. Die Citycom werde dem Stadtrat, nicht wie in der Mail geäussert, mit Sanktionen drohen.

«Die Vorstandsmitglieder haben sofort auf meine Mail vom 4. März reagiert. Wir beschlossen am selben Tag, nicht mit dem Zweihänder und nicht mit dem Florett zu kämpfen», sagt Sailer und lacht.

Er werde das Tun und Handeln des neuen rot-grünen Stadtrats kritisch mitverfolgen. «Im Herbst sind Erneuerungswahlen, vielleicht ist der Stadtrat dann wieder in bürgerlichen Händen.» Dennoch hoffe er, dass die rot-grüne Regierung erfolgreich sei. «Das wünsche ich mir für die Stadt Baden.»

Die Tatsache, dass die Mail an die Medien gelangte, ist und bleibt für Sailer ärgerlich. An seinem Vorstand zweifelt er jedoch nicht, auch wenn sich noch niemand zur Tat bekannt hat: «Der Vorstand hat mir gestern Morgen einstimmig das Vertrauen ausgesprochen.»