Peter Haller zeigt im Stroppel-Areal seine Papierschnitte. Seiner Werke faszinieren durch Minimalismus. Der Künstler hat zwei Existenzen, eine in der Schweiz und eine in Kanada.
Der gebürtige Gontenschwiler Peter Haller wohnt seit 1967 in Ontario, Kanada. Jetzt kehrte er für eine Ausstellung zum Thema «Inspiration Wasserschloss» in den Aargau zurück und stellt bis zum 14. Juni 2013 im Stroppel-Areal Untersiggenthal seine minimalistischen Papierschnitte zur Schau.
Am Ontario-See, der so gross ist wie die Schweiz, hat Peter Haller mit seiner aus Entfelden stammenden Frau Hanni und den beiden mittlerweile erwachsenen Töchtern seine Wahlheimat gefunden. Als Künstler ist er ennet dem Teich ebenso erfolgreich wie in der Schweiz.
Nach zahlreichen Studiengängen in Berlin gastierte er 2005 für eine Ausstellung im Zimmermannhaus Brugg und lernte den Stroppel-Areal-Besitzer Ruedi Sommerhalder kennen, der die ehemalige Nähfadenfabrik an der idyllischen Limmatmündung in Ateliers umgewandelt hatte.
Er konnte sich in einem dieser Räume einmieten und verbringt seitdem jedes Jahr einige Monate dort, um sich von der Naturidylle für neue Ausstellungen inspirieren zu lassen. In Zürich, Laufenburg, Wettingen und Lenzburg war er schon mit seinen Exponaten zu Gast.
Die Ausstellungen organisiert er teilweise von Kanada aus. Haller hat sich einen Namen gemacht und Galerien hierzulande buchen ihn gerne.
Vom Stil her wird er als Minimalist qualifiziert. Für seine neue Ausstellung, die er inmitten von alten Druckpressen und Bleisatzkästen aus der Sammlung von Sommerhalder im Stroppel präsentiert, nahm er sich das Wasserschloss mit seinen Flussläufen zum Motiv.
Kaum mehr zu erfassen sind die Sujets, die sich in seinen scharfen, linearen Papierschnitten zeigen. Einzelne Werke stammen aus einer früheren Serie, die er zu der im Gebiet einzigartig vorkommenden Wasseramsel kreiert hat.
Auch sie ist sehr reduziert dargestellt. Haller sieht alles klar: die Felder, Strassen- und Flussverläufe, das Tier im Flug. Er amüsiert sich, wenn sein Gegenüber etwas ganz anderes in sein Œuvre hineininterpretiert.
«Die Natur gibt mir Ideen», sagt der 74-Jährige, «aber das Kunstwerk schaffe ich schlussendlich aus meinem Innersten.» Mit seinen auf das absolut Wesentliche stilisierten Exponaten stösst er gerade in der heute teilweise sehr überladenen Welt auf grosse Faszination.
Der Aargau bedeutet für den Auswanderer nach wie vor Heimat. Und Luxus. «Der hohe Standard in der Schweiz wird mir extrem bewusst, seit ich in Kanada lebe, wo das Leben viel einfacher und ruhiger ist.»
Am meisten geniesst er in helvetischen Gefilden die gute Küche. «In Nordamerika hat leider die Fast-food-Kultur überhand genommen.» Könnte er sich vorstellen, wieder in Helvetien zu leben? «Kaum», meint er.
«Die Schweiz ist einfach viel zu teuer.» Um seine Künstlerexistenz zu finanzieren, wägt er die Kosten sorgfältig ab. Und ist glücklich, in beiden Welten eine Existenz zu haben. Das Stroppel-Areal bietet dem Wahlkanadier ein Refugium, das er nicht mehr missen möchte.
Die Ausstellung
«Inspiration Wasserschloss» von Peter Haller im Stroppel-Areal,
Garnhaus im Wasserschloss, Stroppelstrasse 19, Untersiggenthal, dauert noch bis zum 14. Juni 2013. Öffnungszeiten: Mi bis So, 14 bis 18 Uhr. Weitere Infos auf www.garnhaus.ch.