Baden
Mit Champagner, Bootsfahrten und Gesang: Das Theater im Kornhaus feiert Geburtstag – und macht die Stadt zur Bühne

Das 30-Jahr-Jubiläum wurde coronabedingt auf dieses Jahr verschoben. Jetzt werden die Festlichkeiten unter dem Motto «Hast du was zu feiern?» nachgeholt. Das sagt die Co-Leitung dazu.

Sharleen Wüest
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Zum 31. Geburtstag verwandelt das Theater die Stadt in seine Bühne.
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Vom 3. bis 21. Mai zeigt «Thik Unterwegs» 22 kurze Vorführungen. Hier: eine Bootsfahrt mit Geschichten.
Die verschiedenen Vorstellungen sind alle mit dem Hintergedanken «Hast du was zu feiern?» entstanden. Im Bild: Lukas Roth und Andrin Winteler mit «Bombenstimmung».
Manchmal gibt es auch einfach nichts zu feiern. Das macht Schauspielerin Vivianne Mösli im Promenadenlift.
Neben Schauspielvorstellungen und Geschichten ist auch die Musik ein grosser Bestandteil des Jubiläums.
Ein bunter Mix verschiedenster Künstler kommt zusammen um Theater zu feiern.

Zum 31. Geburtstag verwandelt das Theater die Stadt in seine Bühne.

zvg

Punkt zwölf Uhr mittags tut sich etwas im Schaufenster neben der Metzgerei Müller in der Weiten Gasse. Musik dringt, unterbrochen von Ansagen, durch zwei Lautstärker. Eine Frau und ein Mann sitzen hinter den Scheiben. Sie stossen mit Champagnergläsern an. «Also ThiK, das ist für dich», sagt die Frauenstimme. Dann wird fröhlich gesungen. Die Installation ist Teil der Jubiläumsfeier des Theaters im Kornhaus ThiK.

Zum 31. Geburtstag verwandelt das Theater die Stadt in seine Bühne. Seit dem 3. Mai und noch bis zum 21. Mai bringt «ThiK Unterwegs» das Theater zur Bevölkerung. Insgesamt sind 22 kurze Vorführungen entstanden, alle mit dem Hintergedanken «Hast du was zu feiern?». Sie werden insgesamt über 100-mal vorgeführt. Auf dem Programm stehen unter anderem Bootsfahrten auf der Limmat, bei denen Geschichten erzählt werden, Konzerte in der Kirche und Musik aus einem Schaufenster in der Weiten Gasse. Ein bunter Mix verschiedenster Künstler tritt auf.

«Ständiges Umdenken hat viel Energie gebraucht»

Die ersten Tage seien erfolgreich verlaufen. Die Co-Leitung des Theaters, Nadine Tobler und Markus Lerch, erzählt von positiven Rückmeldungen. Der eine oder andere irritierte Blick sei schon gefallen, aber «wir sind halt ein bisschen komisch». Etwas eigenartig sei auch das Feiern eines nicht runden Jubiläums. Eigentlich wäre das Projekt für 2020 geplant gewesen, doch auch diesem Vorhaben machte Corona einen Strich durch die Rechnung. «Wir wollten nicht bis 2040 warten, nur um einen runden Geburtstag zu feiern», sagt Lerch.

Das geplante Konzept scheint an die momentanen Massnahmen angelehnt zu sein – ist es aber nicht. Denn die Initianten hatten Glück. Dank Aufführungen, die vorwiegend an der frischen Luft stattfinden, und kleinerer Ansammlungen, konnten sie wenigstens dieses Jahr alles nach Plan durchziehen. Dennoch waren die letzten Monate von Unsicherheit geprägt. «Wir wussten bis Anfang April nicht, ob wir das Jubiläum durchführen können. Dieses ständige Umdenken hat viel Energie gebraucht», sagt Tobler.

Sie möchten Irritation in den Alltag bringen

Die Energie habe sich aber gelohnt, vor allem das Publikum erfreue sich nach langer Kultur-Stille über die verschiedenen Anlässe. «Pro Vorstellung kommen immer einige Zuschauer mit dem Spielplan in der Hand. Sie suchen uns bewusst auf. Danach gesellen sich noch Schaulustige dazu», so Tobler.

Mit der Entscheidung, die Vorführungen zum Teil im öffentlichen Raum abzuhalten, möchten die beiden auch etwas Irritation in den Alltag bringen. «Viele Leute sind es sich nicht mehr gewohnt, einfach mal auf der Strasse innezuhalten. Manchmal wissen sie auch gar nicht, dass sie Teil eines Theaters sind», sagt Lerch. Zum Beispiel, wenn sich Schauspieler Ingo Ospelt in der Stadt auf die Suche nach den Feierlichkeiten des ThiK macht – und dabei Passanten anspricht. Ähnliches ist bei Vivianne Mösli zu beobachten. Die Schauspielerin sitzt, mit mieser Miene, im Promenadenlift. «Möchten Sie vielleicht mit mir nichts feiern? Ich hätte auch ein Gläschen Sekt für Sie», spricht sie unwissende Liftfahrer an.

«Theater ist seelenrelevant»

Auch wenn das Jubiläum zu reden gibt, es ist keine Marketing-Aktion. Das Team des ThiK möchte lediglich ausgiebig Theater feiern. «Das Jubiläum alleine zu feiern, wäre etwa so traurig wie am Geburtstag alleine ins Kino zu gehen», sagt Lerch. Zum Geburtstag dürfen auch Päckchen nicht fehlen. «Die meisten Texte und die Musik wurden für diesen Anlass kreiert. Das sind Geschenke an uns», sagt der Theaterleiter.

Ein Jubiläum zu feiern, macht nicht nur Spass, sondern kostet auch Geld. Lohnt es sich überhaupt? «Es kommt darauf an, welche Währung man anschaut», sagt Tobler und ergänzt: «Theater macht man nicht, um Geld zu verdienen.» Ein Jubiläum lasse sich gut fremdfinanzieren, so seien die Einbussen nicht sehr gross. Für Lerch ist vor allem eines wichtig: «Theater ist seelenrelevant.» Es sei schön zu sehen, wie allmählich wieder Leben in die Räumlichkeiten der Kultur einkehrt.

Das Programm zur letzten Woche auf www.thik.ch