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Baden
Der mögliche Ammann-Kandidat der CVP präsentiert ein Papier. Sein erklärtes Ziel: Das Profil der Stadt schärfen.
Die CVP Baden entscheidet Ende März, ob sie Vizeammann Markus Schneider (51) oder Bernhard Schmid (41) ins Rennen um das Amt des Stadtammanns schicken will. Ein wichtiger Entscheid, wird doch die Hoffnung der Bürgerlichen auf den Schultern dieses Mannes liegen. Gestern nun hat Schmid ein Visionspapier «für die erfolgreiche Weiterentwicklung von Baden» präsentiert. «In den vergangenen zweieinhalb Jahren hat das Ansehen der Stadt Baden in der Öffentlichkeit gelitten», schreibt Schmid einleitend. Die Dynamik der Stadt sei an zahlreichen Orten erlahmt. Darüber hinaus fehle es der Stadt Baden an einer klaren Positionierung.
Darum präsentiere er in seinem Visionspapier zehn politische Schwerpunkte, «die einerseits das Profil der Stadt Baden schärfen und andererseits helfen sollen, dass die Stadt verlorenes Vertrauen zurückgewinnt und sich in den kommenden Jahren erfolgreich weiterentwickelt».
Das sind Auszüge aus den zehn Punkten:
Angebote, die Baden als Bäder-, Wellness- und Wasser-Stadt unterstützen, umfassen nicht nur die um den Thermalbad-Betrieb geplanten Medical-Wellness-Leistungen, sondern insbesondere auch Sport- und Freizeitangebote, damit das Bäderquartier nicht zur «Spitalzone» wird (...) Die zahlreichen Sportvereine können einzeln oder im Verbund Gästeangebote erarbeiten, welche die Stadt koordiniert zur Verfügung stellt (...) Die Limmat als attraktive Flusslandschaft wird verstärkt in die Positionierung der Stadt einbezogen, ihre Uferzone aufgewertet (...) Ausserdem müssen die Bäder von ihrer reichen historischen Vergangenheit profitieren. Die Menschen sollen sehen, wie das Wasser aus dem Boden sprudelt, und sie können es mit Kleinangeboten auch kostenlos nutzen.
Anstatt dass sich Baden nur über die forcierte Nutzung bekannter alternativer Energien als Energiestandort definiert, bietet die Stadt Rahmenbedingungen und Testfelder, die Innovation ermöglichen und nach aussen zeigen. Als Beispiel dient das Gelände Galgenbuck in Dättwil, wo ein ganzes neues Siedlungsgebiet als zukunftsweisende, vernetzte «Smart City» gebaut werden kann (...)
Die Neuansiedlung von Firmen erfährt wesentliche Beachtung. Die Innenstadt lebt als Begegnungszone und muss auch als Einkaufszone aufgewertet werden. Weiteren Geschäftsschliessungen in der Innenstadt soll entgegengewirkt werden. Die Innenstadt muss zwar verkehrsfrei, aber von überall her gut erreichbar sein. Plätze werden mit Sitzgelegenheiten und einladender Platzmodellierung (Bepflanzung, Einfriedung, Gestaltung) aufgewertet (...) Der ehemalige Tagsatzungsort und Verhandlungsstandort beim Europäischen Friedenskongress hat auch heute starke Argumente als Kongress-Standort (...)
Die Entwicklungsplanung setzt sich aktiv mit Mega-Trends auseinander und zeigt Handlungsfelder und Herausforderungen auf (...) Die Möglichkeiten sind vielfältig und reichen bis hin zur testweisen Anwendung von Blockchain-Technologie beim E-Voting. Baden übernimmt eine Pionierrolle bei der Einführung von Dienstleistungen mit Digital-IDs (...)
Die grossen Kostenblöcke unterliegen ständiger Prüfung. Eine durchgängige Prüfung der städtischen Leistungen muss beherzt und tabulos angegangen werden (...) Baden darf sich nicht mit «Nice-to-have»-Investitionen heute die «need-to-have»-Investitionen von morgen verbauen (...) Eine Steuererhöhung ist nicht kategorisch auszuschliessen, verlangt aber, dass die anderen Möglichkeiten zur finanziellen Entlastung und zur Erzielung von Mehreinnahmen ausgeschöpft sind.
Durchgängige Velorouten durch die Stadt sind wichtig, dürfen aber nicht auf Kosten des motorisierten Individualverkehrs gehen. Baden als Einkaufsstadt funktioniert nur, wenn die Stadt für die Kunden per Auto gut erreichbar ist. Die Schiefe Brücke soll als Zubringer für die Parkhäuser eingeschränkt befahrbar sein, um die Innenstadt zu entlasten. Ebenso bleibt ein gut ausgebautes öV-Netz mit hohen Taktfrequenzen ein entscheidender Faktor der urbanen Mobilität (...) nach Baden.
Fusionen stehen nicht im Vordergrund, insbesondere, weil Synergien und Einsparungen häufig nicht im erwarteten Ausmass anfallen. Der Nutzen für alle muss im Zentrum stehen, nicht die Strukturen. Diese können später folgen, wenn es sinnvoll ist. Dennoch: Als Bezirkshauptstadt ist das Denken und Handeln über die Stadtgrenzen hinaus zentral, Baden muss für die Region wieder die Führungsrolle wahrnehmen können.
Baden setzt als Nummer eins in der Schweiz («Bilanz»-Rating) einen hohen Massstab. Die Kultur darf aber keinen elitären Anspruch haben; für die Populärkultur hat es in Baden ebenso Platz wie für experimentelle Kultur und neuartige Kulturformen. Zwischennutzungen sollen möglich sein, wenn sie einem Bedürfnis entsprechen (z. B. Royal) (...)
Die gesellschaftliche Durchmischung ist in allen Quartieren hoch ... Die Quartierentwicklung soll auch Zentren zur Identifikation schaffen (...) Die Quartiervereine sind zentrale Partner bei dieser Entwicklung.
Der offene Dialog wird aktiv gepflegt, sowohl innerhalb der Behörden wie auch gegenüber anderen Gemeinden, Unternehmen und der Bevölkerung. Transparenz ist zentral. Die Stadt kommuniziert auch nach strategischen Schwerpunkten und scheut sich nicht, auch Misserfolge zu benennen. Wenn heute andere Gemeinden Projekte mit der Stadt Baden sistieren, weist dies auf einen erheblichen Vertrauensverlust hin. Baden als Wirtschaftsmotor und traditioneller Standort grosser Unternehmen braucht wieder mehr Dialog und Zusammenarbeit zwischen Politik und Wirtschaft. Oberstes Ziel der Stadtführung muss es sein, die traditionelle Dynamik, die Innovationsfreudigkeit, die Wirtschaftskraft und die touristische Attraktivität des Lebens- und Wohnraumes und Wirtschaftsstandortes Baden wieder zu beleben und für die Zukunft nachhaltig zu festigen.
Warum Bernhard Schmid sein Visionspapier gerade jetzt präsentiert, erfahren Sie im Interview.