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Normalerweise liefert die Firma Birchmeier Sprühgeräte für Bau- und Gartenprofis in über 80 Ländern. Weil während Corona viele Aufträge wegbleiben, rüstete die Firma aus Stetten ihre Sprühgeräte nun für Desinfektionsmittel auf.
Zu viel Optimismus wäre für Jürg Zwahlen unangebracht. «Was wir in den letzten Monaten erlebt haben, gab es so noch nie. Es wäre vermessen, auf dieser Basis eine Prognose zu wagen», sagt der Verwaltungsratspräsident der Firma Birchmeier. Aber natürlich hofft er, dass die Konsumenten tatsächlich wieder voll einsteigen, dass keine zweite Welle kommt, kein zweiter Lockdown. Denn den ersten haben die Sprühtechnik-Experten aus Stetten voll abbekommen. Nicht direkt, sondern indirekt. «Aufträge wurden verschoben, Investitionen eingefroren, denn die Grossverteiler und die Detailhändler waren in vielen Ländern inklusive der Schweiz geschlossen», sagt Zwahlen.
Mit seinen rund 70 Mitarbeitenden und einem grossen Netzwerk an Zulieferern, die auch mehrheitlich in der Schweiz ansässig sind, liefert Birchmeier in rund 80 Länder. 70 bis 80 Prozent der im Aargau gefertigten Sprühgeräte gehen ins Ausland. Zu Gartenprofis, in unterschiedlichste Gewerbe und Industrie, aber auch in Garten- und Baucenter.
Aber Birchmeier hat auf die Viruskrise reagiert. «Wir haben einige Kleinsprüher, aber auch Hightech-Produkte sofort adaptiert, damit man mit ihnen Desinfektionsmittel versprühen kann», erklärt Zwahlen. Die Nachfrage sei sprunghaft nach oben gegangen. Und so wurde eine Innovation zum Mittel gegen die Krise.
Dass er trotzdem nicht mit der rosa Brille nach vorne schaut, liegt natürlich auch an den Erfahrungen zum Jahresbeginn. «Ende März war ich überzeugt, dass es ein katastrophales Jahr wird», erinnert sich der Firmeneigentümer. Bevor die Nachfrage wieder stark anzog, war ein Teil der Belegschaft für einige Wochen in Kurzarbeit. Heute sagt Zwahlen: «Im Moment läuft es gut, wir haben mehr als genug zu tun, aber niemand weiss für wie lange.»
Denn nicht nur Corona beschäftigt das exportorientierte KMU intensiv, auch der starke Franken drückt auf die Stimmung. «Jede Frankenaufwertung können wir fast 1:1 bei den Erträgen abziehen. Wenn man sagt, die Industrie habe es gepackt, dann wäre das Blödsinn», so Zwahlen. Dass es Birchmeier trotz jahrelanger Frankenaufwertung gelungen sei, gerade im Ausland stark zu wachsen, habe zwei Gründe: die Qualität und die stetigen Innovationen. Und so kann Zwahlen allen Widerlichkeiten zum Trotz sagen: «Wir wollten auch 2020 stark wachsen. Das ist uns nicht gelungen. Aber im Moment bewegen wir uns in die richtige Richtung.»