Baden
Moderne Technik unter dem alten Kupfermantel

Es wird wieder Bier gebraut! Mit der Inbetriebnahme des Sudhauses hat Müller Bräu den achtjährigen Modernisierungsprozess abgeschlossen.

Roman Huber
Drucken
Symbolisch öffnet Felix Meier den Hahn: vorne die Würzepfanne, hinten der Maischebottich – unter dem alten Kupfergewand. Walter Schwager

Symbolisch öffnet Felix Meier den Hahn: vorne die Würzepfanne, hinten der Maischebottich – unter dem alten Kupfergewand. Walter Schwager

Rechtzeitig auf die warme Jahreszeit hat die Brauerei H. Müller AG das neue Sudhaus fertig erstellt. Das Sudhaus wurde baulich erneuert und mit einer eleganten Glasfront versehen, die 100-jährige Treppe hinauf zum Läuterbottich jedoch blieb erhalten.

Computergesteuert zum Prost

Was auf den ersten Blick wie eine Renovation aussieht, ist doch einiges mehr. Zumindest Biertrinkende interessiert wohl, was sich bei ihrem Leibgetränk geändert hat. «Es wird noch besser», sagt Felix Meier, Geschäftsführer, überzeugt. Als Basis fliesst weiterhin eigenes Quellwasser aus Münzlishausen an die Dynamostrasse. Die bestens behüteten Rezepturen der Braumeister werden weiterhin verwendet, jedoch neu per Computer gesteuert und mit modernster Technik verarbeitet.

Das traditionelle Kupfergewand der drei Braukessel täuscht nämlich: Darunter verbergen sich neue Bottiche aus Chromnickelstahl. Dort startet der Brau- beziehungsweise Sudprozess im Maischebottich, dann geht es hinauf in den Läuterbottich, von dort läuft die Bierflüssigkeit in die Würzpfanne und danach gehts in die Tanks des Gärkellers.

150 Hektoliter Bier werden pro Sudgang produziert, was im Tag drei bis vier Sudgänge ermöglicht, wobei jedes Bier nach seiner speziellen Rezeptur gebraut wird. Die moderne Technik garantiert, dass im gesamten Brauprozess durch menschliche Bedienung keine unerwünschten Fremdstoffe hinzugelangen können. Im Jahr braut die Müller Bräu insgesamt 35000 Hektoliter eigenes Bier.

Im Sudhaus gibt es zwar ein Steuerpult mit zwei Bildschirmen. Bedient und überwacht wird der Steuerungsprozess vom Gärkeller aus. Ein weiterer grosser Bildschirm ist für die Führungen gedacht. «Auf dem Bildschirm kann man mitverfolgen, was in den verschiedenen Kessel passiert», erklärt Meier. Betriebsführungen sollen neu in Kooperation mit dem städtischen Standortmarketing angeboten – das anschliessende Bier gehört dazu. Verantwortlich für die Qualität des Biers zeichnet der neue Braumeister Andreas Hiernickel. Er hat die Nachfolge des inzwischen pensionierten Braumeisters Martin Seiler angetreten.

Optimal geplant und umgesetzt

Die Arbeiten dauerten insgesamt gegen vier Monate, Während vier Wochen konnte kein Bier gebraut werden. Der Bau erforderte eine exakte Planung. Die Sudanlage stammt vom traditionellen Hersteller Nerb in Freising in Bayern. Dort befindet sich auch die Technische Universität, wo Braumeister ausgebildet werden.

2,3 Mio. Franken investierte die Müller Bräu ins neue Sudhaus. «Das Faszinierende daran ist, wie sich hier modernste Technik und traditionelles Kupfergewand vereinen», schwärmt Meier. Mittels spezieller Poliertechnik habe man die 60 Jahre alten Hauben auf Hochglanz poliert; darum heisst es auch künftig «nicht berühren».

Damit ist ein rund acht Jahre langer Modernisierungsprozess bei der Müller Bräu zu Ende, in dessen Verlauf total über 16 Mio. Franken investiert worden sind. «Es ist wohl eine unternehmerische Herausforderung. Doch wir sind im Wettbewerb gut unterwegs», sagt Felix Meier optimistisch. Das Ziel ist laut Meier nach wie vor dasselbe: «Wir wollen weiterhin als unabhängige Brauerei weiterexistieren.»