Monet und Cézanne auf dem Handy

Die Badener Museen setzen auf digitale Kultur: In der Coronakrise laden sie zu virtuellen Rundgängen ein und regen zum Nachdenken an.

Andreas Fahrländer
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Das Museum bleibt leer: Die Jubiläumsausstellung «Herzkammer» in der Langmatt.

Das Museum bleibt leer: Die Jubiläumsausstellung «Herzkammer» in der Langmatt.

Bild: Severin Bigler

Die Coronakrise trifft auch die Kulturinstitutionen hart. Museen, Galerien und Theater bleiben geschlossen und werden zu Geisterhäusern. Die Badener Museen gehen unterschiedlich mit der Krise um – aber sie lassen sich nicht kleinkriegen. Der Kunstraum Baden ist mit seiner laufenden Ausstellung ungewollt aktuell: «Touch Me I’m Sick» zeigt die Werke von zehn Künstlerinnen und Künstlern, die sich mit dem Thema Krankheit auseinandersetzen. Das Konzept stand schon lange vor der Coronakrise fest.

«Wir haben den Kunstraum natürlich geschlossen», sagt die Leiterin Claudia Spinelli. «Die Ausstellung wird aber verlängert und wir werden sie zeigen, sobald wir wieder öffnen können.» Für die neue Ausstellung mit Werken der derzeitigen Badener Stadtfotografin Nici Jost hätte Anfang Mai die Vernissage stattgefunden. Sie wurde nun in den Januar 2021 verschoben. «So sind wir am flexibelsten», sagt Spinelli. Ab nächster Woche soll es einen virtuellen Rundgang durch die laufende Ausstellung geben, der über Social Media und die Website des Kunstraums zugänglich ist.

Trouvaillen auf Facebook und Youtube

Auch das Historische Museum Baden lädt zum virtuellen Museumsbesuch ein. «Die Krise ist eine grosse Herausforderung. Aber wir möchten unsere Ausstellungen dem Publikum auch in Corona-Zeiten zugänglich machen», sagt Museumsdirektorin Carol Nater Cartier. Das Museum zeigt auf Facebook, Instagram und Youtube Trouvaillen aus der Sammlung (unter dem Stichwort «Sammlung@home») sowie jede Woche neue Einblicke in die sehr sehenswerte, laufende Sonderausstellung «Badekult. Von der Kur zum Lifestyle».

Das Schweizer Kindermuseum musste wie die anderen Häuser sämtliche Veranstaltungen und Führungen absagen. Hier nutzt man die Zeit, um Unterhaltsarbeiten am Haus durchzuführen. Zudem plant das Museumsteam die neue Sonderausstellung. «Die nächsten Monate werden zeigen, ob wir die Ausstellung im Herbst eröffnen können», sagt Museumsleiter Daniel Kaysel. Das Kindermuseum werde auch in den virtuellen Raum gehen und starte online mit einem Zeichen- und Filmwettbewerb.

Besonders getroffen von der Krise ist das Museum Langmatt. «Die Langmatt wird 30 Jahre alt, ist in den letzten Jahren aufgeblüht wie nie und dann das: Vernissage abgesagt, Jubiläumsausstellungen geschlossen», sagt Museumsdirektor Markus Stegmann. «Nur die Vögel fliegen noch im Park.» Die Situation sei schmerzlich und surreal, aber selbstverständlich gehe die Gesundheit der Besucher und der Mitarbeitenden vor. Doch die Langmatt lasse sich vom Virus ihr Jubiläum nicht nehmen und setze zu einer grossen Programmänderung an: «Das Haus bleibt bis 30. Juni geschlossen und die Jubiläumsausstellungen Herzkammer, Sandra Senn und Magisches Venedig werden bis zum 6. Dezember verlängert.»

Berühmte Impressionisten auf Instagram

Am 29. August soll ein grosses Jubiläumsfest stattfinden. Die geplante Ausstellung zu Rose Wylie werde ins nächste Jahr verschoben. Und auch die Langmatt setzt ganz auf den virtuellen Museumsrundgang: Unter dem Titel «Digitale Sammlung» gibt es auf der Museumswebsite und auf Instagram wöchentlich eines der berühmten impressionistischen Gemälde mit einem Text von Direktor Markus Stegmann zu entdecken. Mit «Mystery Langmatt» gibt das Museum zudem digitale Rätsel auf, die in dieser ernsten Zeit zum Schmunzeln anregen sollen.