Gebetsraum
Moschee in Killwangen? Baugesuch wirft Fragen auf

Der Gemeinderat von Killwangen vermutet hinter einem Baugesuch eine Moschee – der zuständige Jugendverein dementiert: Er plane nur ein Vereinslokal mit Gebetsräumen.

Sabina Galbiati
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Die Moschee in Gebenstorf. Im November 2017 luden die Verantwortlichen zum Tag der offenen Tür ein.

Die Moschee in Gebenstorf. Im November 2017 luden die Verantwortlichen zum Tag der offenen Tür ein.

SEVERIN BIGLER

Für Begeisterung hat die Nachricht, die Gemeindeammann Werner Scherer (SVP) am Politinfo diese Woche verkündete, nicht gesorgt, dafür für viele offene Fragen. Der islamische Jugendverein Tawhid mit Sitz an der Härdlistrasse in Spreitenbach hat ein Baugesuch für ein Vereinslokal eingereicht. «Die Indizien dieses Baugesuchs deuten darauf hin, dass es sich möglicherweise um eine Moschee handelt», sagt Scherer. Als er die Anwesenden am Politinfo darüber in Kenntnis gesetzt habe, sei es erst mal sehr still gewesen. Über weitere Details des Gesuchs darf der Gemeindeammann keine Auskunft geben, da es noch nicht öffentlich ist. Was es auch vorerst nicht wird, da dem Gemeinderat noch Angaben fehlen.

«Die genauere Beschreibung des Zwecks und der Nutzung des Gebäudes, die Öffnungszeiten, die Parkplatzbewirtschaftung oder ob ein öffentliches oder privates Café geplant ist, sind alles Punkte, die bei einem solchen Gesuch vorliegen müssen.» Auch werden bei jedem Gesuch die feuerpolizeilichen Massnahmen geklärt. Das Vereinslokal soll im ehemaligen Dania Carrosserie- und Spenglereigebäude an der Bahnhofstrasse eingerichtet werden.

Werner Scherer.

Werner Scherer.

Sven Bachmann

Mit ein Grund, warum der Gemeinderat davon ausgeht, dass es sich beim Vorhaben um eine Moschee handelt, ist der Eintrag auf der Website Moscheesuche.de. Auf dieser Website hat es zum Jugendverein Tawhid und seinem Lokal an der Härdlistrasse in Spreitenbach einen Eintrag, wonach rund 200 Personen das Freitagsgebet besuchen und ein Frauenbereich vorhanden ist.

«Wir vermuten, dass der Verein das geplante Lokal in Killwangen als Jugendvereinslokal deklariert, da eine Moschee unzählige Einsprachen zur Folge hätte», sagt Scherer. Um Klarheit über das Vorhaben zu schaffen, hat der Gemeinderat das Baugesuch zur Überarbeitung an den Jugendverein zurückgeschickt.

Was ist eine Moschee?

Auf Anfrage der «Aargauer Zeitung» zeigt sich A.*, Vizepräsident des Vereins, offen und verweist gleich selber auf die Statuten des Vereins. Sie finden sich auf der Gemeindewebsite von Spreitenbach. Hier ist unter anderem der Zweck des Vereins definiert: «Ziel des Jugendvereins Tawhid ist die vollständige Integration und Anerkennung der Muslime in Spreitenbach und in der ganzen Schweiz sowie das Zusammenleben vereinfachen und Einrichtungen und Möglichkeiten schaffen, damit die im Limmattal lebenden Muslime ihre religiösen Pflichten ausüben können.»

A. ergänzt, «in der ganzen Schweiz» sei wohl etwas hochgegriffen, man konzentriere sich eigentlich auf das Limmattal. «Wir haben in unserem Vereinslokal in Spreitenbach zwei Gebetsräume. Eine Moschee ist es deswegen nicht», sagt A. Auch in Killwangen plane man keine Moschee, sondern ein Vereinslokal mit zwei Gebetsräumen, einem kleinen Büro und einem Café für Vereinsmitglieder. Eine Moschee sei viel grösser und werde nur zum Beten genutzt. «Wir bieten im Vereinslokal auch viele andere Aktivitäten an.» Und schliesslich habe man auch kein Minarett. «Aber es ist uns auch klar, dass jeder eine eigene Definition von Moschee hat.»

A. fügt an: «Wir wollen transparent sein und haben die Gebetsräume im Baugesuch ausgewiesen.» Es gebe Vereine, die Räume einfach umgestalten, ohne etwas zu sagen, das wolle man nicht. «Wir sind offen für Fragen aus der Bevölkerung und wollen die Beziehung zu Nachbaren, anderen Religionen, zur Gemeinde und zur Polizei aufbauen und pflegen.» Dass der Gemeinderat das Baugesuch zur Überarbeitung zurückgeschickt hat, findet A. sogar gut. «Ich bin in der Schweiz geboren und mag das Land unter anderem gerade, weil man hier so sehr auf Details achtet.»

Erst im April wurde der Verein ins «Vereinskartell Spreitenbach» aufgenommen. «Wir sind in der Gemeinde kein unsichtbarer Verein, sondern integrieren uns», sagt A. Auf die Frage, warum sich der Verein «Jugendverein» nennt, wo doch auch Erwachsene als Mitglieder dabei sind, sagt A. «Der Name ist tatsächlich etwas verwirrend, und wir prüfen aktuell, ob wir ihn ändern.»

* Name der Redaktion bekannt