Baden
Multimobil ohne eigenes Auto

Ein Pilotprojekt von Badenmobil soll Geschäftsverkehr möglichst nachhaltig machen. Zwei Personen haben das Angebot für einen Monat getestet.

Leonie Voelkin
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Oskar Klockar drehte auf dem E-Bike kurz vor der Rückgabe noch eine Extrarunde für die az

Oskar Klockar drehte auf dem E-Bike kurz vor der Rückgabe noch eine Extrarunde für die az

Leonie Voelkin

Zwei Testpersonen haben symbolisch ihre Autoschlüssel gegen alternative Verkehrsmittel getauscht. Badenmobil hatte für das Pilotprojekt «Multimobil unterwegs im Arbeitsleben» Testpersonen aus einer Firma gesucht. Oskar Klockar und Mirco Nimmrichter von der Firma Varian in Baden-Dättwil waren die Kandidaten, die für den Arbeitsweg einen Monat auf ihr Auto verzichteten. Sie erhielten ein A-Welle-Abonnement für den öffentlichen Verkehr (öV). Von Bikezone wurde ihnen je ein E-Bike zur Verfügung gestellt. Wenn es mal wirklich nicht ohne Auto ging, konnten sie auf das Carsharing-Angebot von Mobility zurückgreifen.

So bewegte sich das Auto von Oskar Klockar für einen Monat keinen Millimeter weit. Klockar meisterte seinen Arbeitsweg im September die meiste Zeit mit dem E-Bike. Dafür fuhr er täglich von Untersiggenthal nach Baden-Dättwil und zurück. «Velofahren im Dauertempo über 40km/h ist einfach ein Hammererlebnis», sagt er. «Immer wenn ich Autokolonnen überholen kann, freut mich das. Dann weiss ich, ich habe das richtige Fahruntensil gewählt». Speziell auf der Mellingerstrasse nach Dättwil sei das E-Bike ein grosser Vorteil. Dort gibt es auf der ganzen Strecke einen Fahrradstreifen. Der Nachteil: Wenn es regnet, ist es nicht angenehm. «Das Mobility-Abo nutzte ich nur zweimal, um etwas zu transportieren», erzählt Klockar. Mobility sei eine sehr unkomplizierte Angelegenheit, jedoch gebe es leider nicht sehr viele grosse Fahrzeuge, die etwas transportieren können, das nicht in ein «normales» Auto passt. «Und wieso vermietet Mobility eigentlich keine Anhänger?», fragt sich Klockar.

Mirco Nimmrichter machte Erfahrungen mit dem öV. Er fuhr von Lengnau nach Dättwil und musste beim Schulhausplatz in Baden umsteigen. Doch Busfahren müsse gelernt sein, stellte der eingefleischte Autofahrer fest. «Manchmal verpasste ich den Anschlussbus, und ich hatte einen praktisch doppelt so langen Arbeitsweg als mit dem Auto», sagt er. Er hat eine Empfehlungsliste zum Busfahren erstellt. Der wichtigste Punkt darauf lautet: «Nutze niemals den Bus, der zur ersten Schulstunde der Kanti fährt.»

Nimmrichters Liste: «Passenger’s Guide to the ÖV-Galaxy of Baden»

1. Nur weil du früher mit dem Auto meist um eine bestimmte Zeit losgefahren bist, bedeutet dies noch lange nicht, dass du mit dem Bus auch zur gleichen Zeit losfahren sollst.

2. Nutze niemals den Bus, der zur ersten Schulstunde der Kanti fährt.

3. Falls du doch entgegen Empfehlung #2 gehandelt hast, versuche dich daran zu erinnern, wie (oder ob) du damals mit deinen Freunden auch lautstark über deine Lehrer und Mitschüler gelästert hast - und erinnere dich am nächsten Tag daran, einen anderen Bus zu nehmen.

4. Der Bus, der 10 Minuten später fährt, kann schlussendlich schneller zum Ziel führen (vor allem wenn der frühere Bus in die Kategorie von Empfehlung #2 gehört). Siehe auch Empfehlung #1.

5. Wenn du morgens auf den Bus rennen musst, versuche einen Sitzplatz zu bekommen, der sich nicht zu nahe bei einer Heizung befindet. Ausser du bist schon so gut trainiert, dass dich so ein kurzer Sprint nicht ins Schwitzen bringt. Oder es handelt sich um einen Bus der berühmten Kategorie Empfehlung #2, dann musst du eh mit hoher Wahrscheinlichkeit steh‘n.

6. Zwei Stationen früher auszusteigen und zu Fuss zu gehen kann einen strategischen Vorteil von signifikanten 2 Minuten beim Umsteigen bringen.

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Das ist Badenmobil

Eine kombinierte und nachhaltige Mobilität in der Region Baden zu fördern ist das Ziel von der Mobilitätszentrale Badenmobil. Der Geschäftsverkehr zu Hauptverkehrszeiten im Bereich Kreuzung Schulhausplatz bereitet wegen des anstehenden Umbaus einige Bedenken. Unternehmen sowie Berufstätige müssen sich immer mehr Gedanken darüber machen, wie sie mit dem starken Individual-Geschäftsverkehr umgehen.