Im Nordportal nahmen die beiden Tessiner Musiker Sandro Schneebeli und Max Pizio das Publikum mit «Klänge im Dunkeln» auf eine musikalische Sinnesreise.
Für einmal gingen im Nordportal bereits vor dem Konzert die Lichter aus. Stunden haben die beiden Musiker damit verbracht, jede kleinste Lichtquelle abzudecken, um totale Finsternis zu schaffen. Blinde helfen dabei, die Zuschauer mittels Menschenschlangen an ihre Plätze zu bringen. Die Hände auf den Schultern des Vorderen geht es in die Konzerthalle, und plötzlich steht man komplett im Dunkeln.
Einem kurzen Moment der Verlorenheit folgt ein faszinierendes Gefühl der Intensität. Während die Augen nutzlos sind, werden die anderen Sinne hochgefahren. Plötzlich riecht man jemandes Parfum. Man spürt einen feinen Luftzug, hört das Geräusch der Jeans, die sich bei jedem Schritt aneinander reiben und das Atmen des Sitznachbarn. «Ich kann nicht aufhören zu grinsen», flüstert mein Begleiter. Mir geht es genauso. Als das Publikum still auf seinen Stühlen Platz genommen hat, fängt eine Gitarre an zu spielen, und die Melodie erfüllt den ganzen Raum. Ein intensives Hörerlebnis beginnt.
Neben Musik aus verschiedenen Sparten und Ländern bringt das Duo Sandro Schneebeli/Max Pizio das Publikum auch immer wieder mit Geräuschen zum Staunen und Lachen. Dabei wird rund ein Dutzend Instrumente eingesetzt. Zum Beispiel eine flache, mit Sand gefüllte Trommel, die bei leichten Hin- und Her-Bewegungen den wunderschönen Klang von Wellen imitierte.
Rein musikalisch war die Darbietung am Wochenende keine herausragende Leistung. Denn auch die Musiker spielten in kompletter Dunkelheit, was seine Schwierigkeiten mit sich bringt. Der Gründer des Duos, Sandro Schneebeli, gibt denn auch mit einem Augenzwinkern zu, dass es bereits die erste Herausforderung ist, das richtige Instrument zu finden. Auf die Idee für das Projekt «Klänge im Dunkeln» hat ihn ein Freund gebracht, der vor 6 Jahren in der «Blinden Kuh» zu Besuch war – einem komplett abgedunkelten Restaurant. «Er hat mich aus Witz gefragt, wieso ich nicht ein Konzert im Dunkeln mache – und so war die Idee geboren.» Seit 5 Jahren tourt das Duo nun durch die Welt.
Zurück in die Dunkelheit: Das Zeitgefühl während dem Konzert ist völlig verloren gegangen. Das letzte Lied ist gerade ausgeklungen. Dann ein zischendes Geräusch. Völlig unerwartet erleuchten zwei Kerzen und werfen Licht auf die Musiker, die nur wenige Meter von dem Publikum entfernt, in deren Mitte gespielt haben. Der warme Kerzenschein gibt einem das Gefühl von Erleichterung und wenn man in die Runde schaut, scheint es allen genau gleich zu gehen wie am Anfang: Sie können nicht aufhören zu Lächeln.