Die portugiesischen Danças Ocultas haben innovative Stücke für Akkordeon geboten. Das Publikum fordert gleich drei Zugaben. Dann verabschieden sich die Portugiesen mit den Worten: «Thank you very much - it was very good».
Die Lichter erlöschen in der Trafo-Halle, aus den Lautsprechern ertönt ein rhythmisches Atmen. In düsterem blauen Schein betreten die vier Akkordeonisten aus Portugal die Bühne.
Los gehts. Der erste Akkordeonist gibt ein synkopisches repetitives Grundton-Motiv vor, eng geführte Moll-Melodien bauen sich allmählich darüber auf.
Obwohl die Musik innovativ erscheint, fordert sie keine Gewöhnungszeit – die Zuhörerschaft taucht sofort ein in die ganz eigene melancholische Klangwelt der Danças Ocultas.
Dunkel, meditativ, okkult
Die Kraft der Melodien wird unterstützt durch imponierende Bühnenpräsenz und eine passende Lichtregie. Meistens ist die Bühne nur sehr schwach beleuchtet, Rot- und Blautöne wechseln sich ab. Mit geschlossenen Augen und geschlossenem Mund geben sich die Musiker, dunkel gekleidet, ganz ihren Instrumenten hin.
Diese fast schon meditative Art der Darbietung verleiht dem improvisativen Charakter der Stücke auch äusserlich Ausdruck. Dunkel, meditativ, okkult eben – die Danças Ocultas trieben diese Umstände auf die Spitze: Um halb zehn Uhr eröffneten sie eine Art Geisterstunde.
Gespenstische Tonverzerrungen, reibende Dissonanzen, ein Klopfen, ein Schnarchen, gipfelnd in grässlicher Raserei, einem Hickhack von beliebigen Tönen – und schliesslich hauen alle zusammen auf Tasten. Das Publikum schreckt auf, atmet auf, muss lachen. Ein Adrenalinschub sondergleichen.
Überraschungen garantiert
Die Danças Ocultas zeigen sich an diesem Konzert im Rahmen der Trafo- Music auch anders. So erklingen immer wieder überraschend Dur-Melodien, dargeboten mit einem gewissen Schalk.
Schliesslich wird das Publikum, mit der dritten Zugabe, gleichsam zuversichtlich entlassen: Das letzte Stück schafft eine Aufbruchsstimmung, man vernimmt Geräusche einer Dampfeisenbahn.
Letztere produzieren die Musiker auf die gleiche Weise wie das Atmen zu Beginn des Konzerts: durch Aufziehen und Zusammenstossen ihres diatonischen Akkordeons, ohne dabei einen Ton zu spielen. Eindrücklich. Sie verabschieden sich mit simplen Worten, die der Zuhörende gerne zurückgibt: «Thank you very much – it was very good.»