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Auf dem Kreuzliberg ist am Mittwoch ein Kreuz aufgestellt worden. Mit Verspätung. Denn im Sommer gab es eine Einsprache gegen das «religiöse Wahrzeichen».
Nach über 200 Jahren steht auf dem Gipfel des Kreuzlibergs in Baden wieder ein Gipfelkreuz. -Am Mittwochnachmittag haben Mitarbeiter des Fislisbacher Holzbaubetriebs Peterhans Schibli ein Kreuz aufgestellt. Es ist aus Eichenholz und stammt aus dem Badener Wald, ist fünf Meter hoch und wiegt rund 200 Kilogramm.
«Wir sind glücklich, dass wir unseren Wunsch erfüllen konnten», sagt Ruth Sulzer, Präsidentin des Quartiervereins Chrüzliberg. Das Gipfelkreuz soll Menschen zum Innehalten bewegen und zum Nachdenken einladen: Auf der einen Seite die pulsierende Stadt Baden mit Weitblick zur Lägern sowie nach Ennetbaden und Wettingen.
Auf der anderen Seite die Vertikale des Kreuzes hinauf zum Überirdischen und Ewigen. «Wir haben lange für das Gipfelkreuz gekämpft und freuen uns jetzt umso mehr, dass es aufgestellt werden konnte», sagt Sulzer. Damit spricht sie den Widerstand an, den es im Vorfeld gegeben hatte.
Zur Erinnerung: Das Gipfelkreuz hätte pünktlich zur Badenfahrt im August auf dem Gipfel des Kreuzlibergs stehen sollen. Im Februar hatte der Quartierverein in einem Schreiben an den Stadtrat den Wunsch geäussert, auf dem Hausberg über dem Quartier ein Kreuz aufstellen zu dürfen («Schweiz am Wochenende» vom 30.9.). Bis Ende des 18. Jahrhunderts sei ein solches dort gestanden und habe dem Berg seinen Namen gegeben.
Niemand weiss genau, wann es verschwand. Mit dem Kreuz hätte der Quartierverein einen Beitrag zum Badenfahrt-Motto «Versus» leisten wollen: «Unten die geschäftige, lebendige, feiernde Stadt, oben auf dem ruhigen Berg wie einst das stolze Kreuz.»
Ortsbürgerin Isabelle Wanner erhob jedoch Einsprache gegen das Baugesuch, denn der Standort des Kreuzes liegt im Ortsbürgerwald. Sie störte sich daran, dass das Kreuz bei keiner Versammlung der Ortsbürger traktandiert wurde. In ihrer Einsprache schrieb sie: «Religiöse Wahrzeichen sind heute in Anbetracht der Trennung zwischen Kirche und Staat auf öffentlichem Grund unangebracht.»
Mitte August entschied der Stadtrat aber, dass sie nicht einspracheberechtigt sei, da sie zu weit weg vom Kreuzliberg wohne und deshalb keine besondere Betroffenheit vorliege.
«Das Kreuz ist vorab ein Symbol des christlichen Glaubens», sagt Ruth Sulzer und fügt an: «Der Vorstand des Quartiervereins Chrüzliberg ist aber überzeugt, dass sich jeder Mensch, egal welcher Religionszugehörigkeit, an einem Kreuz besinnen kann.» So symbolisiere beispielsweise der vertikale Holzbalken das Streben des Menschen nach oben, während der horizontale die Grenzen dieses Strebens aufzeige.
«Das Gipfelkreuz ist ein religionsübergreifendes Symbol, an dem sich alle erfreuen können», sagt Sulzer. Finanziert wurde das Kreuz von einem anonymen Spender, unterhalten wird das Holzwerk künftig vom Quartierverein.
Am Samstag um 11 Uhr lädt der Quartierverein die Bewohnerinnen und Bewohner nun zur festlichen Einweihung des Gipfelkreuzes auf dem Kreuzliberg ein. Dabei werden Vertreter verschiedener Religionsgemeinschaften Grussworte aussprechen, dazu gibt es etwas kleines zu Essen und Musik.