Station Siggenthal
Nach Betreiber-Debakel: So will Beat Anliker das «GoEasy» retten

Über 30'000 Franken Verlust pro Monat: Das Sportzentrum schrieb im letzten Halbjahr tiefrote Zahlen. Nach dem Betreiber-Debakel übernimmt nun wieder der Boss die operative Führung.

Pirmin Kramer und Daniel Weissenbrunner
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Baustelle «Go Easy»: Nach dem Konkurs der Betreiberfirma übernimmt wieder Verwaltungsratspräsident Beat Anliker das Tagesgeschäft. (Archivbild vor der Eröffnung)

Baustelle «Go Easy»: Nach dem Konkurs der Betreiberfirma übernimmt wieder Verwaltungsratspräsident Beat Anliker das Tagesgeschäft. (Archivbild vor der Eröffnung)

Sandra Ardizzone

Ist das Hallensportzentrum «Go Easy» in der Station Siggenthal ein Fass ohne Boden? Diese Frage stellt sich, nachdem die Betreiberfirma BPM Sports Konkurs anmelden musste. Die Firma handelte sich von Juli 2016 bis Januar 2017 gemäss eigenen Angaben einen Verlust von ungefähr 200 000 Franken ein, was einem durchschnittlichen monatlichen Betriebsdefizit von rund 30 000 Franken entspricht. Diese Verluste erstaunen angesichts der angeblich sehr guten Auslastung der Sporthallen, die als Herzstück der Anlage gelten.

Zu den Gläubigern zählt auch die Anlagebesitzerfirma «Go Easy Freizeit & Event AG» um den Verwaltungsratspräsidenten Beat Anliker. Ihr Schaden beläuft sich auf mehrere zehntausend Franken. Dennoch sei die Firma kerngesund, beteuert Anliker. Den Betrieb der Anlage hat er wieder zur Chefsache erklärt. Der «Go Easy»-Boss zweifelt «keine Sekunde» daran, dass er das zuletzt hochdefizitäre Sportzentrum wieder in die schwarzen Zahlen führen kann. «Ich schlafe weniger als früher, aber immer noch sehr gut.»

Wie es mit Go Easy weitergeht, ist von öffentlichem Interesse: Die Einwohnergemeinde der Stadt Baden hat der Firma ein Darlehen von 1 Million Franken gewährt.

Für Anliker ist es ein grosses Rätsel, wie die Betreiberfirma sich derart horrende Verluste einhandeln konnte. BPM-Geschäftsführer Rainer Gilg wirft ihm vor, deutlich zu hohe Umsatzerwartungen versprochen zu haben. Das will Anliker nicht auf sich sitzen lassen. «Von Januar bis Juli hatten wir Halle, Hotel, Restaurant und Bowlingbahn noch selber betrieben und bereits die Gewinnschwelle erreicht.» Aus seiner Sicht habe BPM Sports optimale Bedingungen vorgefunden, um ebenfalls erfolgreich zu sein. «Die Mietkosten, welche BPM uns bezahlte, waren durch fixe Einnahmen wie die Hallenmiete, Wochenendkurse oder Verbandsgelder bereits gedeckt. Offenbar wurde einfach miserabel gearbeitet.» Gilg war am Mittwoch für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Lesen Sie hier den Kommentar zur GoEasy-Betreiber-Pleite

Wie will es Anliker nun schaffen, pro Monat mindestens 30 000 Franken besser abzuschneiden? «Ich habe erkannt, dass die Personalkosten von BPM massiv zu hoch waren. Für den ‹Go Easy›-Betrieb braucht es keine fünf ständigen Mitarbeiter. Wir arbeiten nun wieder mit viel weniger Personal.» Ausserdem legt er grossen Wert auf Effizienz: «Ein Beispiel: Die Reinigungséquipe des Hotels war zuletzt im Stundenlohn angestellt, mit der Folge, dass sie sich viel Zeit beim Putzen liess. Jetzt wird wieder pro gereinigtes Zimmer abgerechnet.»

Anfängerfehler attestiert er den ehemaligen Betreibern auch beim Restaurant: «Es stand gar nie offen. Warenkosten von viel zu hohen 200 000 Franken standen einem erhofften Umsatz von lediglich 300 000 Franken gegenüber.» Als Vermieter könne er aber auch über eine erfreuliche Entwicklung berichten: Das Go Easy-Fitness unter der Führung von Michael Back präsentiere sehr erfreuliche Zahlen.

Die GoEasy-Arena in Station Siggenthal: Hier trägt der TV Endingen seine Heimspiele aus.
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So sah das GoEasy noch wenige Wochen vor der Einweihung im Januar 2016 aus.
Am 23. Januar 2016 wurde die Halle eingeweiht: Das Derby zwischen dem TV Endingen und dem STV Baden wollten 1800 Zuschauer sehen.
Der Betreiber der GoEasy-Arena ist pleite, im Fitness-Raum wird aber weiterhin geschwitzt: Markus Schmid, Geschäftsführer von GoEasy-Fitness. Denn die Besitzerin der Arena, die GoEasy Freizeit & Event AG, ist laut Verwaltungsratspräsident Beat Anliker nicht in Bedrängnis. Sie hat den Betrieb von Halle, Bowlingbahn, Restaurant und Sporthotel wieder in die eigenen Hände genommen.
28. Dezember 2016: Bundesliga-Handball-Star Andy Schmid trainiert beim Sportheon-Handballcamp im GoEasy mit Jugendlichen und Kindern.
Im GoEasy tragen die Futsal-Spieler der Maniacs aus Wettingen Heimspiele aus.
Anfang September 2016 fand in der Halle die Futsal Trophy Switzerland statt.
Ende der Saison 2015/16 war das GoEasy bei zwei Nervenschlachten zwischen dem TV Endingen und dem HSC Suhr Aarau mit rund 2200 Zuschauern proppenvoll. Suhr Aarau gewann das zweite (Wiederholungs-)Spiel und stieg in die NLA auf.
Am 4. März 2016 wird der NAB-Sportler des Jahres 2015 in der GoEasy-Arena gekürt. Im Bild: Tennisprofi Amra Sadikovic mit Moderator Jann Billeter.
Eröffnet wurde das "GoEasy" am 19. September 2008. Schon damals gehörten die 12 Bowlingbahnen dazu.
Damals gehörte auch die Kartbahn zum GoEasy. Ihr Betrieb wurde nach einigen Jahren eingestellt und stattdessen zwei Dreifachhallen erstellt.
In der Kartbahn waren auch mehrere Formel-1-Fahrer zu Gast. Hier Nick Heidfeld Anfang September 2009.

Die GoEasy-Arena in Station Siggenthal: Hier trägt der TV Endingen seine Heimspiele aus.

foto-net / Alexander Wagner

Der Firma BPM die Verantwortung anvertraut zu haben, sei der grösste Fehler in seiner Karriere als Unternehmer gewesen, sagt Anliker. Zum Glück verfüge die Firma «Go Easy Freizeit & Event AG» über ein Aktienkapital von 3,6 Millionen Franken sowie genügend Reserven, um die Verluste verkraften zu können. Hinzu komme, dass er als seriöser Geschäftsmann breit abgestützt sei und über diverse Einnahmequellen verfüge, so dank seiner Firma ShowMotion Media & Design GmbH, die seit vielen Jahren «im Nischenbereich von Multimedia-Shows, LED-Wände und Musikstudios» tätig sei.

Existenzieller Verlust für Hotel

Zu den geprellten des BPM-Konkurses gehört auch Stephan Jäger. Auf die Betreiberfirma ist der Besitzer des Hotels Garni Sorriso in Siggenthal Station verständlicherweise schlecht zu sprechen. Jäger beherbergte Gäste aus dem Sporthotel des «Go Easy». Von der BPM Sports AG hat er bis zu deren Insolvenz keinen Franken gesehen. Der entstandene Schaden beläuft sich laut seinen Aussagen auf mehrere tausend Franken. Jäger bezeichnet den Verlust für sein Unternehmen als «existenziell». Die Hoffnung, dass er als Gläubiger von seinem zustehenden Geld nochmals etwas sehen wird, hat er bereits aufgegeben. «Das kann ich mir ans Bein streichen.»

Ob Beat Anliker ebenfalls leer ausgeht, wird sich weisen. Die vergangenen Monate waren für ihn nicht nur wegen der BPM-Episode turbulent. Im Mai übernahm er das Amt als Präsident des Handballvereins GC/Amicitia Zürich – nach nur drei Monaten und zwei Tagen vor Meisterschaftsbeginn hörte er wieder auf. Der Grund waren die Altlasten von 400 000 Franken, die nicht wie abgemacht vom alten Vorstand bereinigt worden waren.

Nach wie vor hängig ist das Projekt des 150 Millionen Franken teuren Wasserparks ‹Aquamania›, das Anliker mit der «Go Easy Investment & Management GmbH» im Ausland realisieren will.

So schön war die Einweihung der GoEasy-Halle:

Go-Easy-Halleneinweihung
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Eine Übersicht über die mit 1780 Fans prallgefüllte GoEasy-Arena in Station Siggenthal beim Eröffnungsspiel der Nationalliga B: TV Endingen – STV Baden.
Eine Übersicht über die mit 1780 Fans prallgefüllte Goeasy Arena in Station Siggenthal beim Eröffnungsspiel der Nationalliga B: TV Endingen – STV Baden.
Lukas Riechsteiner (MItte, Endingen) in der gut gefüllten Halle.
Nemanja Sudzum (am Ball, Endingen) beim Sprungwurf in der prallgefüllten Go easy Arena in Station Siggenthal.
Nemanja Sudzum (Mitte, Endingen) gegen Björn Navarin (links) und Remo Hochstrasser (rechts, beide Baden).
Karlo Ladan (vorne, Endingen) gegen Thomas Stadler (Baden, hinten)
Badens Spielertrainer Björn Navarin (links) gegen Karlo Ladan (rechts, Endingen).
Nemanja Sudzum (links, Endingen) gegen Badens Spielertrainer Björn Navarin (rechts).
Remo Hochstrasser (links, Baden) gegen Lukas Riechsteiner (rechts, Endingen).
Pascal Bühler (links, Baden) gegen Simon Huwyler (rechts, Endingen).
Adi Lehner (links) Goalietrainer und Björn Navarin, Spielertrainer des STV Baden hatten die Ehre, das erste Spiel der neuen Arena zu bestreiten. „Das ist eine schöne Ballsporthalle, wirklich gelungen“, meinte Navarin, der als Profi in der Schweiz und Deutschland schon viele Hallen gesehen hat.
Michael Spuler (links) und Fabian Ammann, das Trainerduo des TV Endingen nach dem ersten gewonnen Spiel. „Das ist ein Riesenschritt nach vorne, endlich haben wir ein zu Hause“, freuen sich die beiden.
Thomas Meier, der 15 Jahre im Rückraum des TV Endingen spielte mit seinen 4jährigen Zwillingen Alina (links) und Laura.
Lukas Keller (rechts), Gemeindeammmann von Endingen und Peter Keller, Vizeammann von Endingen sind enorm erleichtert über die neue Halle.
Roger Keller, der 100 Länderspielte für die Schweiz absolvierte, Jürgen Krucker, neuer CEO vom SHV und Marco Ellenberger, Pressechef vom SHV. Auch die Verbandsspitze vom Schweizer Handballverband liess sich die Eröffnung nicht entgehen.
Uwe Mall, der 100 Länderspiele für die Schweizer Nationalmannschaft bestritt mit seiner Frau Ariane besuchte seit langem wieder mal ein Spiel.
Kreisläufer unter sich: Patrick Schneider (links), langjähriger Spieler des TV Endingen und der Wettinger Wädi Mueller, der 97 Länderspiele am Kreis bestritt und 40 Jahre bei GC als Spieler, Trainer und Sportchef war.
Regierungsrat Alex Hürzeler mit seiner Frau Ursula. „Das ist ein Meilenstein für den Aargauer Sport“, freut sich der Sportminister.
Der Endinger Handballvater und Gründer des TV Endingen, Heinz Schärer, mit seiner Frau Bea. „Das ist ein absoluter Freudentag“, meint der Vater von Flügeflitzer Stefan Schärer, der bei den olympischen Spielen 1996 in Atlanta Fahnenträger war.
Bruno Anderes (links), technischer Leiter von der HSG Siggenthal / Vom Stein Baden und Ulrich Rubeli, Zentralpräsident vom SHV. „Das Projekt wurde auch von uns unterstützt, schliesslich ist der Aargau eine Handballhochburg“, erklärt der Präsident des Handballverbandes.
Christian Koch, Leiter kantonale Sektion Sport vom BKS mit Beatrice Kovacs vom Aargauer Rennverein. „Das ist wirklich etwas für den Sport“, freut er sich.
Jonathan Knecht (links) und Goalie Dario Ferrante, beides verletzte Spieler des TV Endingen: „Das ist ein grosser Moment für uns. Wir haben glaub schon in allen Hallen des Kantons Aargau gespielt“, erklärten die beiden, welche den Start leider nicht auf dem Spielfeld erleben konnten.
Gute Laune beim ehemaligen Präsidenten Werner Locher (links) und Toni Hasler, welche die erste Mannschaft des TV Endingen gemeinsam trainierten. „Das ist phantastisch sind sich die beiden ehemaligen Trainer einig.“ und „Das ist ein Quantensprung ergänzt der Ex-Präsident Locher gutgelaunt.

Go-Easy-Halleneinweihung

Alexander Wagner