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Über 30'000 Franken Verlust pro Monat: Das Sportzentrum schrieb im letzten Halbjahr tiefrote Zahlen. Nach dem Betreiber-Debakel übernimmt nun wieder der Boss die operative Führung.
Ist das Hallensportzentrum «Go Easy» in der Station Siggenthal ein Fass ohne Boden? Diese Frage stellt sich, nachdem die Betreiberfirma BPM Sports Konkurs anmelden musste. Die Firma handelte sich von Juli 2016 bis Januar 2017 gemäss eigenen Angaben einen Verlust von ungefähr 200 000 Franken ein, was einem durchschnittlichen monatlichen Betriebsdefizit von rund 30 000 Franken entspricht. Diese Verluste erstaunen angesichts der angeblich sehr guten Auslastung der Sporthallen, die als Herzstück der Anlage gelten.
Zu den Gläubigern zählt auch die Anlagebesitzerfirma «Go Easy Freizeit & Event AG» um den Verwaltungsratspräsidenten Beat Anliker. Ihr Schaden beläuft sich auf mehrere zehntausend Franken. Dennoch sei die Firma kerngesund, beteuert Anliker. Den Betrieb der Anlage hat er wieder zur Chefsache erklärt. Der «Go Easy»-Boss zweifelt «keine Sekunde» daran, dass er das zuletzt hochdefizitäre Sportzentrum wieder in die schwarzen Zahlen führen kann. «Ich schlafe weniger als früher, aber immer noch sehr gut.»
Wie es mit Go Easy weitergeht, ist von öffentlichem Interesse: Die Einwohnergemeinde der Stadt Baden hat der Firma ein Darlehen von 1 Million Franken gewährt.
Für Anliker ist es ein grosses Rätsel, wie die Betreiberfirma sich derart horrende Verluste einhandeln konnte. BPM-Geschäftsführer Rainer Gilg wirft ihm vor, deutlich zu hohe Umsatzerwartungen versprochen zu haben. Das will Anliker nicht auf sich sitzen lassen. «Von Januar bis Juli hatten wir Halle, Hotel, Restaurant und Bowlingbahn noch selber betrieben und bereits die Gewinnschwelle erreicht.» Aus seiner Sicht habe BPM Sports optimale Bedingungen vorgefunden, um ebenfalls erfolgreich zu sein. «Die Mietkosten, welche BPM uns bezahlte, waren durch fixe Einnahmen wie die Hallenmiete, Wochenendkurse oder Verbandsgelder bereits gedeckt. Offenbar wurde einfach miserabel gearbeitet.» Gilg war am Mittwoch für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Wie will es Anliker nun schaffen, pro Monat mindestens 30 000 Franken besser abzuschneiden? «Ich habe erkannt, dass die Personalkosten von BPM massiv zu hoch waren. Für den ‹Go Easy›-Betrieb braucht es keine fünf ständigen Mitarbeiter. Wir arbeiten nun wieder mit viel weniger Personal.» Ausserdem legt er grossen Wert auf Effizienz: «Ein Beispiel: Die Reinigungséquipe des Hotels war zuletzt im Stundenlohn angestellt, mit der Folge, dass sie sich viel Zeit beim Putzen liess. Jetzt wird wieder pro gereinigtes Zimmer abgerechnet.»
Anfängerfehler attestiert er den ehemaligen Betreibern auch beim Restaurant: «Es stand gar nie offen. Warenkosten von viel zu hohen 200 000 Franken standen einem erhofften Umsatz von lediglich 300 000 Franken gegenüber.» Als Vermieter könne er aber auch über eine erfreuliche Entwicklung berichten: Das Go Easy-Fitness unter der Führung von Michael Back präsentiere sehr erfreuliche Zahlen.
Der Firma BPM die Verantwortung anvertraut zu haben, sei der grösste Fehler in seiner Karriere als Unternehmer gewesen, sagt Anliker. Zum Glück verfüge die Firma «Go Easy Freizeit & Event AG» über ein Aktienkapital von 3,6 Millionen Franken sowie genügend Reserven, um die Verluste verkraften zu können. Hinzu komme, dass er als seriöser Geschäftsmann breit abgestützt sei und über diverse Einnahmequellen verfüge, so dank seiner Firma ShowMotion Media & Design GmbH, die seit vielen Jahren «im Nischenbereich von Multimedia-Shows, LED-Wände und Musikstudios» tätig sei.
Zu den geprellten des BPM-Konkurses gehört auch Stephan Jäger. Auf die Betreiberfirma ist der Besitzer des Hotels Garni Sorriso in Siggenthal Station verständlicherweise schlecht zu sprechen. Jäger beherbergte Gäste aus dem Sporthotel des «Go Easy». Von der BPM Sports AG hat er bis zu deren Insolvenz keinen Franken gesehen. Der entstandene Schaden beläuft sich laut seinen Aussagen auf mehrere tausend Franken. Jäger bezeichnet den Verlust für sein Unternehmen als «existenziell». Die Hoffnung, dass er als Gläubiger von seinem zustehenden Geld nochmals etwas sehen wird, hat er bereits aufgegeben. «Das kann ich mir ans Bein streichen.»
Ob Beat Anliker ebenfalls leer ausgeht, wird sich weisen. Die vergangenen Monate waren für ihn nicht nur wegen der BPM-Episode turbulent. Im Mai übernahm er das Amt als Präsident des Handballvereins GC/Amicitia Zürich – nach nur drei Monaten und zwei Tagen vor Meisterschaftsbeginn hörte er wieder auf. Der Grund waren die Altlasten von 400 000 Franken, die nicht wie abgemacht vom alten Vorstand bereinigt worden waren.
Nach wie vor hängig ist das Projekt des 150 Millionen Franken teuren Wasserparks ‹Aquamania›, das Anliker mit der «Go Easy Investment & Management GmbH» im Ausland realisieren will.