Wettingen
Nach Brand muss Wolfgang Frei mit seinem Musikstudio zügeln

Passiert ist es vor über drei Wochen; Wolfgang Frei kommt es vor, als sei es gestern gewesen. «Ich war im Schwarzwald, als mich meine Tochter anrief und mir erzählte, dass der Dachstock über meinem Musik-Shop lichterloh brenne.»

Martin Rupf
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Sofort habe er sich ins Auto gesetzt und sei nach Wettingen gefahren. «Gefahren», betont Frei. «Ich musste mich aber zusammenreissen, nicht zu rasen.»

Als er in Wettingen bei seinem Musik-Studio Frei – auch Satellit genannt – angekommen sei, habe es im Dachstock immer noch gebrannt. «Zusammen mit einem Feuerwehrmann bin ich in mein Geschäft geeilt und habe alle meine Platten und CDs mit Plastikblachen abgedeckt.» Keine Sekunde zu früh: Denn schon wenig später drang das Löschwasser durch die Decke in das Musikstudio.

Studio vor 20 Jahren eröffnet

Betroffen war aber nicht nur das Studio, sondern auch die kleine Wohnung dahinter. «Zum Glück fand ich in dieser Nacht Unterschlupf bei meiner Ex-Frau», so Frei. Inzwischen lebt er bei seiner Tochter; erst seit wenigen Tagen kann er das Studio wieder betreten. Doch nicht mehr für lange.

«Die Gemeinde als Hauseigentümerin hat uns Mietern mitgeteilt, dass wir nicht mehr länger hier leben können.» Zwar würden die Gemeinde und die Sozialabteilung bei der Wohnungssuche helfen, doch es treffe ihn schon sehr hart, dass er das Studio 20 Jahren nach der Eröffnung schliessen müsse. «Seit dem Brand habe ich 10 Kilogramm an Gewicht verloren – gut ich habe immer noch genügend», sagt Wolfgang Frei und beweist damit Galgenhumor.

Jetzt sei er auf der Suche nach einer neuen Wohnung und einem Studio – am liebsten in Wettingen. «In Wettingen kennt man mich, vielleicht hilft das», gibt sich Frei optimistisch. Gegen die Frau, die seiner Meinung nach den Brand im Dachstock gelegt hatte – bestätigt ist das offiziell nicht –, hegt er aber keinen Groll. «Das war eine kranke Person, die nicht wusste, was sie da tat.»

Bis nächste Wochen räumen

«Wir haben den Mietern mitgeteilt, dass sie ihr Hab und Gut bis Mitte nächster Woche aus den Wohnungen räumen müssen», bestätigt Csaba Dul, zuständig für Liegenschaften bei der Wettinger Bauverwaltung. Alle acht Parteien hätten aber ohnehin seit dem Brand – teilweise provisorischen – Unterschlupf gefunden. In die Liegenschaft werden die Mieter nicht zurückkehren können.

«Sollte das beschädigte Haus wieder aufgebaut werden, würden automatisch auch die Mietpreise der Wohnungen steigen.» Damit spricht Dul den Umstand an, dass die der Gemeinde gehörenden Wohnungen bisher an unterstützungsbedürftige Menschen zu günstigen Konditionen vermietet wurden.

Aufbau oder Verkauf sind möglich

Was mit dem Mehrfamilienhaus geschehe, stehe noch nicht fest, sagt Urs Heimgartner, Leiter Bauverwaltung und Planung. Zurzeit verhindere ein Notdach, dass Regenwasser ins Haus eindringe. Seit letzter Woche sind Trocknungsanlagen im Betrieb, um die vom Löschwasser durchtränkten Räume zu trocknen.

«Wir haben es zwar nicht mit einem Totalschaden zu tun, doch der Schaden, auch wenn er noch nicht ganz genau feststeht, ist sehr gross», so Heimgartner. Für die Gemeinde gebe es zwei Möglichkeiten. Das Haus wieder aufzubauen oder die Liegenschaft samt Grundstück zu verkaufen. «Bis zu den Sommerferien wollen wir diesen Entscheid gefällt haben», sagt Heimgartner.