Bahnhof Wettingen, Donnerstag früh, 1.13 Uhr, Minus 4 Grad. Der letzte Zug ist soeben durchgefahren. Mit einem Spezialkran wird das neu Perrondach aufs Mittelperron im Bahnhof gehievt worden – ein Augenschein.
Bahnhof Wettingen, Donnerstag früh, 1.13 Uhr, Minus 4 Grad. Der letzte Zug ist soeben durchgefahren. Den mussten die Arbeiter, die in dieser Nacht das Perrondach mithilfe eines Spezialkrans montieren, abwarten. Arbeiten mit einem Kran dürfen nur bei einer Totalsperrung ausgeführt werden. «Sobald ein Kran zum Einsatz kommt, muss der Strom aus Sicherheitsgründen total ausgeschaltet werden», sagt Pius Bregy von den SBB.
Er zeichnet für das Projekt «Treppenfreie Zugänge Bahnhof Wettingen» als Oberbau- und Sicherheitsleiter verantwortlich. Die anderen vier Gleise wurden vorgängig gestaffelt gesperrt. Nun ist der Strom an der Reihe. Eine Viertelstunde später, um 1.30 Uhr, meldet Beat Schlosser, zuständig fürs «Kappen» des Stromkreises, dass nun alle Leitungen ohne Strom seien und alles geerdet sei. Das ist der Startschuss für die Crew von der Holzbaufirma, mit ihrer Arbeit loszulegen.
Kurz einen Güterzug durchlassen
Der Kranführer wirft den Scheinwerfer an und lässt das Hubseil zu den Holzelementen herunter. Bei den Holzplatten steht Graziano Caruso, der das Seil bzw. die Aufhängevorrichtung in Empfang nimmt. Erst verschraubt er die Laschen in den entsprechenden Holzlöchern und befestigt dann die Tragegurten. Auf sein Zeichen hebt der Kranführer die Platte an und manövriert sie zielsicher über die Stromleitungen. Eine nicht ganz einfache Aufgabe, da auf beiden Seiten des mittleren Perrons Leitungen sind. Dann lässt er das Holzelement auf den Stahlträger herunter, wo es die Arbeitskollegen von Caruso in Empfang nehmen, auf dem Träger platzieren und befestigten.
Bei der ersten Platte gilt es, äusserst präzise zu arbeiten. Schon kleinste Verschiebungen hätten Auswirkungen auf die noch zu montierenden fünf weiteren Platten. Doch alles läuft nach Plan. Die Arbeiter kommen gut voran. Gut so, denn um 4.42 Uhr muss die Stromquelle rund ums Gleis 2 wieder aktiviert werden. Ein Güterzug, der einmal die Woche aus Richtung Baden kommt, kann nicht umgeleitet werden. «Nach dieser Zugdurchfahrt haben wir nochmals eine gute halbe Stunde Zeit, bei Totalsperrung weiterzuarbeiten», sagt Bregy. Kurz nach 5 Uhr muss alles wieder am Netz sein und für den Bahnbetrieb freigegeben werden.
Umbau bei laufendem Betrieb
Das Projekt «Treppenfreie Zugänge Bahnhof Wettingen» sieht beim Haus- und Aussenperron nebst einer neuen Treppe auch eine Rampe vor. Beim Mittelperron hingegen wird ein Lift eingebaut, da für eine Rampe zu wenig Platz vorhanden wäre. «Die Vorbereitungsarbeiten waren intensiv, gilt es doch den Umbau bei laufendem Betrieb zu vollziehen», betont Bregy. Der Zugang zu den Perrons muss für die Bahnkunden gefahrlos gewährleistet sein. Und genau so wichtig ist, dass man mit den anstehenden Arbeiten vorankomme. Ein Spagat, der gut geplant werden musste.
Für die Sicherheit – sowohl der Bauarbeiter als auch der Kunden und des Bahnbetriebs als solchem – würden enorme Anstrengungen unternommen, sagt Bregy. Alle diesbezüglichen Vorschriften sind schriftlich festgehalten und wurden nach entsprechender Instruktion von den Verantwortlichen mit Unterschrift bestätigt. Aufgabe der beiden Sicherheitswärter vor Ort ist es dann, die Umsetzung zu «überwachen». Beispielsweise, ob die Arbeiter, die das Perrondach montieren, auch alle mit einem Seil gesichert sind. Die Arbeiten mit dem Spezialkran sind nun abgeschlossen. Alle anderen ergänzenden Ausführungen werden noch etwas Zeit in Anspruch nehmen. Bis Ende 2012 sollten alle Bauten abgeschlossen sein.