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Die Kreuzung in Baden wurde vor einem Jahr wiedereröffnet. Fliesst der Verkehr besser als vorher? Politiker und Verkehrsfachleute ziehen Bilanz.
Nach drei Jahren Bauzeit wurde die Kreuzung beim Schulhausplatz am 18. August 2018 eingeweiht – also fast auf den Tag vor einem Jahr. Die Neugestaltung kostete 100 Millionen Franken. Hat sich die Investition gelohnt? Die AZ hat nachgefragt – das Projekt erhält nur eine ungenügende Note.
Die Sanierung des Schulhausplatzes hat aus unserer Sicht leider kaum Verbesserungen während der Stosszeiten gebracht. Stau gibt es nach wie vor ziemlich oft. Um 17 Uhr beispielsweise ist es wie vor der Sanierung: Sowohl auf der Mellingerstrasse, der Bruggerstrasse als auch vor der Hochbrücke in Wettingen und auf der Zürcherstrasse in Richtung Badener Zentrum kommt man nur zögerlich voran. Wir kämpfen dafür, dass Taxis beispielsweise auf der Wettingerstrasse vor der Hochbrücke die Bussspur benutzen zu dürfen, um schneller voranzukommen.
Dass die Fussgänger in die Unterführung geschickt werden, die Autos hingegen oben fahren dürfen, ist eine beispiellose verkehrsplanerische Fehlleistung. Für 100 Millionen Franken hätte eine viel bessere Lösung erarbeitet werden müssen. Ausserdem erhielt ich im Laufe des Jahres den Eindruck, dass die Sanierung der Kreuzung nicht genügend mit dem Verkehrsprojekt Oase abgestimmt wurde. Dieses sieht vor, das Zentrum Badens in den kommenden Jahren vom Verkehr zu entlasten, mittels der Sperrung der Hochbrücke für den Autoverkehr und dem Bau eines Tunnels durch den Martinsberg. Warum so viel Geld in die Kreuzung im Zentrum investieren, wenn dieses künftig vom Verkehr entlastet werden soll? Das macht in meinen Augen keinen Sinn.
In erster Linie sind wir froh, dass die Baustellenzeit zu Ende ist. Einige Unternehmen in der Nähe der Kreuzung litten jahrelang stark, weil die Fussgänger-Frequenzen abgenommen hatten. Ein Jahr nach der Eröffnung fällt unser Fazit positiv aus. Die Anbindung an die Weite Gasse ist gelungen, man erreicht die Stadt zu Fuss gut, und mit dem Bus gelangt man schneller ins Zentrum. Eine noch bessere Note hätten wir erteilt, wenn aus der Cordulapassage ein echter Verkaufsplatz geworden wäre. Und die Erreichbarkeit der Stadt mit dem Auto hat sich zu früher nicht verändert.
Unsere Organisation setzt sich für eine nachhaltige Mobilität in der Region ein. Aus unserer Sicht hat die Sanierung der Kreuzung klare Vorteile gebracht. Wer mit dem Velo, zu Fuss oder mit dem Bus unterwegs ist, gelangt schneller über die Kreuzung als früher. Abzug bei der Note gibt es erstens, weil das Nebeneinander zwischen Fussgängern und Velofahrern nicht klar geregelt ist. Und zweitens, weil die Cordulapassage kein Platz zum Verweilen geworden ist, sondern bloss ein Durchgang.
Dass wir Velofahrer die Kreuzung unterirdisch queren können, stellt eine klare Verbesserung dar. Die Sicherheit ist höher als früher, als wir noch zwischen Lastwagen und Bussen fahren mussten. Erfreulicherweise funktioniert das Nebeneinander von Fussgängern und Velofahrern in der Passage sehr gut und viel besser als erwartet. Man nimmt Rücksicht aufeinander. Abzug gibt es, weil die Passage schlecht signalisiert ist; Velofahrer werden mittels der sogenannten Badener Steine fast schon von der Fahrt durch die Passage abgehalten. Nicht gut gelöst wurde aus Sicht der Velofahrer der Abschnitt zwischen BT-Hochhaus und Schulhausplatz: Die Fahrt durch den Schlossbergtunnel ist nach wie vor unangenehm, das Abbiegen nach Wettingen bleibt gefährlich.
Für den motorisierten Individualverkehr hat sich wenig verändert. Erfreulich ist die qualitativ deutlich bessere Fahrbahn, die früher viele Rillen und Unebenheiten aufwies. Nach wie vor ein Problem: Die engen Platzverhältnisse beim Schlossbergtunnel, insbesondere für Lastwagen. Die Cordulapassage ist freundlicher, offener, heller als die einstige Unterführung, die einer Katakombe glich.
Die Busführung stadtauswärts über den Schulhausplatz funktioniert in den meisten Fällen einwandfrei. Wir können den Bustunnel erst seit dem 23. Mai nutzen. Daher ist ein abschliessendes Fazit noch nicht möglich. Bisher hat die Lichtsignalanlage für die unterirdische Tunnelbefahrung gut funktioniert. Es gab nur wenige Störungen. Beim Umbau des Schulhausplatzes haben alle am selben Strick gezogen, das Projekt verdient die Note 6.
Der Verkehrsfluss hat sich eindeutig verbessert, für alle Verkehrsteilnehmer, auch für Autos. Die Kapazität der Kreuzung hat sich durch die Sanierung erhöht. Nicht zu hundert Prozent glücklich war ich mit dem Vorschlag, dass sich Fussgänger und Velofahrer den Platz in der Cordulapassage teilen. Aber offenbar funktioniert das Konzept besser, als ich gedacht habe.