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Die Band taufte im Royal ihre neue Platte «Asleep». Die Mitglieder sind jung: Sie studieren oder gehen zur Schule. Und sie machen erst seit kurzem zusammen Musik. Trotzdem feiern sie bereits Erfolge.
Dennis Kiss ist kein Künstlername. Der 22-jährige Sänger und Gitarrist mit den wilden Engelshaaren heisst wirklich so. «Den Zusatz ‹The Sleepers› im Bandnamen empfanden wir als passend für uns, weil wir ein ziemlich verschlafener Haufen sind», meinte der Bandleader vor der Show lachend, «die Bühne ist der einzige Ort, wo wir richtig Gas geben.» Da hatte er nicht zu viel versprochen.
Als die Musiker von Sprechchören im Publikum begleitet auf die Bühne stiegen, ging es ungebremst los mit treibenden Schlagzeugbeats und Gitarrenriffs. Der Bass wummerte und fuhr direkt in die Magengrube. Dagegen klang die eigenwillige, leicht kehlige Stimme von Kiss anfänglich etwas dünn. Immer wieder nestelte er an den Reglern herum. Wegen Ton-Defekten ging die Band schliesslich von der Bühne ab. Das war aber der einzige unangenehme Moment bei der Taufe ihres Debüt-Albums «Asleep».
Denn Dennis Kiss & The Sleepers geben sich nicht so schnell geschlagen. Nach kurzer Pause standen sie wieder im spärlichen Scheinwerferlicht und alles funktionierte. Kiss verkündete am Mikrofon: «Wir fangen nochmals ganz von vorne an.»
Der Zwischenfall hatte ihn zwar Nerven gekostet, aber auch einen Adrenalin-Schub verliehen. Seine Stimme tönte jetzt wesentlich gefestigter, bisweilen aufbegehrend und kratzig, als er mit seinen Kumpels Songs wie «Dogshit» zum Besten gab. In der punkig angehauchten Nummer geht es um Wichtige und Wichtigtuer. Und dass auch sie ab und zu knietief in der Scheisse stehen.
«Ba», den Titelsong der neuen EP, schrieb Kiss, als er frisch aus dem Elternhaus ausgezogen war und irgendwo feierte. «Plötzlich kam mir in den Sinn, wie viel Sorgen sich Vater und Mutter jeweils machten, wenn ich bis spät abends weg war. «When are you coming home son?» heisst es in einer fast sentimental anmutenden Liedzeile.
Alle fünf Mitglieder von Dennis Kiss & The Sleepers sind noch an einer Uni oder gehen zur Schule. Kiss studiert Medienwissenschaften und Englisch in Basel. Die Indie- und Neo Folk-Band aus Baden pendelt frech, frisch und dynamisch zwischen verschiedenen Musikstilen hin und her, besticht mit gitarrenlastigen Instrumentalgewittern und gewann 2017 den Nachwuchswettbewerb bandXaargau. Ein beachtlicher Erfolg, wenn man bedenkt, dass die Formation erst seit etwas über einem Jahr gemeinsam Musik macht.
Die Plattentaufe im Royal war der 40. Auftritt seit der Bandgründung. Dennis Kiss & The Sleepers sind wie Rohdiamanten, denen noch etwas der Schliff fehlt. Das vor allem punkto Songwriting und instrumentalem Können viel wertvolles Potenzial da ist, war im Royal deutlich zu hören.
Das Zusammenspiel wäre noch ausbaufähig. Und bestimmt reifen die fünf Jungs mit der Zeit auch stilistisch und finden zu einem noch markanteren Stil als jetzt. Die Fans zeigten sich jedenfalls restlos begeistert und Dennis Kiss meinte nach der Plattentaufe glücklich: «Diesen Abend werden wir so schnell sicher nicht mehr vergessen.»