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Lange ist her, dass Gäste im Hotel Post gegessen und getrunken haben – bald könnten sie wieder einkehren. Für das traditionelle Restaurant, welches schon im 18. Jahrhundert als Taverne geöffnet hatte wird ein Vermieter gesucht.
Essen, trinken und einander zuprosten – im Hotel Post in Ennetbaden ist das letztmals Ende Juni 2004 geschehen. Das Restaurant stellte den Betrieb ein, seither blieben an der Badstrasse 8 die Gäste aus.
Doch das könnte sich jetzt ändern. «Restaurant zu vermieten in Ennetbaden nach Vereinbarung», steht in einem Online-Inserat geschrieben. Und tatsächlich: «Wir überlegen uns, das Restaurant wieder zu öffnen», sagt Liegenschaftseigentümer Jodok Wicki. Verschiedene Interessenten hätten sich das Objekt bereits angeschaut, auch gute Gespräche habe man führen können.
Das Restaurant blickt auf eine lange Tradition zurück. Wie aus dem Bauinventar der Gemeinde Ennetbaden zu entnehmen ist, geht der Gasthof auf die Taverne zum Ochsen zurück, die laut Schätzungen zufolge im 18. Jahrhundert entstanden sein dürfte.
«Zusammen mit den beiden weiteren Tavernen Kreuz und Rössli gehörte sie zu den einfacheren Gasthöfen», steht im Bauinventar. Frequentiert wurden die Tavernen damals von Badegästen, die sich ein Privatbad nicht leisten konnten. Dies, weil die drei Betriebe nicht über eigenes Quellwasser verfügten, somit auf das Freibad angewiesen waren.
Im Laufe der Zeit wurde die Taverne zum Ochsen aufgestockt und umgebaut: im späten 19. Jahrhundert und um 1910. Den Namen Hotel Post erhielt die Taverne, als zu jener Zeit im Parterre eine Post- und Telegrafenstation eingerichtet wurde.
Weitere Eingriffe an der Liegenschaft wurden 1951, 1970 und letztmals 2014 vorgenommen. Bis heute wird das Gebäude charakterisiert von neobarocken Heimatstilformen der Zeit um 1910, wie beispielsweise das Mansardwalmdach samt Quergiebel.
Das Hotel Post prägt das Ortsbild mit seiner Architektur. Aber nicht nur. Am Postplatz im Dorfzentrum gelegen, gehört es auch zur Identität der Gemeinde. Zu lesen ist das in Zeitungsartikeln, die nach dem Umbau Mitte des vergangenen Jahrhunderts veröffentlicht worden waren: «Ennetbaden hat ein modernes heimeliges Hotel erhalten mit ca. 28 Betten und allem neuzeitlichen Komfort, dessen ist man sich rechts des Jordans mit vollem Stolz bewusst.»
In einem anderen Artikel steht: «Möge über dem schönen Werk (...) fortan ein guter Stern walten.» Ein Stern, dessen Licht sich mit dem Strassenbau und der zunehmenden Motorisierung langsam abschwächte: Das Dorf dehnte sich aus, die Bevölkerung entfernte sich vom Zentrum, Postplatz und Hotel verloren an Bedeutung.
Damit der historische Dorfkern wieder zum Ort der Begegnung wird, investierte die Gemeinde rund fünf Millionen Franken in die Neugestaltung: Im September 2015 wurde der Postplatz feierlich eröffnet und gleichzeitig mit dem Gebiet Sonnenberg-, Bad- und Hertensteinstrasse zur Begegnungszone erklärt.
Für eine Wiederbelebung könnte nun auch das Restaurant im Hotel Post sorgen – etwas, das sich Liegenschaftseigentümer Jodok Wicki wünschen würde: «Es wäre schön, wenn das Restaurant wieder einen Treffpunkt für Ennetbaden bilden könnte.» Aber: Im Moment sei ein Vertrag «noch nicht spruchreif». Der neue Pächter sollte ein Konzept präsentieren, das nachhaltig und stimmig sei sowie zum Umfeld passe, erklärt Wicki.
Das Restaurant bietet Platz für rund 130 Gäste. Die Küche ist betriebsbereit eingerichtet und gut gewartet. Die letzte Nutzung als öffentliches Restaurant sei zwar einige Jahre her, sagt Jodok Wicki, nicht aber die Benutzung von Küche und Gaststube: Bis zur Übernahme durch die Bethesda Alterszentren AG Ende Dezember 2014 machte das Alters- und Pflegeheim Rosenau in Ennetbaden von der Küche, dem Aufenthalts- und dem Essraum Gebrauch.
Wann im Restaurant wieder Gäste bedient werden, kann Wicki nicht sagen – das Online-Inserat bleibt bis auf weiteres aufgeschaltet.