Hubers Aufwisch
Nach Fusion im Zurzibiet: Vielleicht kommt jetzt «Limmattal+»

Roman Huber*
Roman Huber*
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Das Rheintal hat fusioniert. Wie geht es nun weiter?

Das Rheintal hat fusioniert. Wie geht es nun weiter?

Chris Iseli

Um dieses Thema kommt jetzt die Region nicht herum: Die Rheintal+-Gemeinden haben am Wochenende das geschafft, was die Regionsgemeinden um Baden und Wettingen – abgesehen von Ehrendingen – seit 50 Jahren in verschiedenen Anläufen versucht, jedoch verpasst haben: die grosse Gemeindefusion. Viele Gründe für eine Fusion sind bekannt, doch die wichtigsten zu wenig. Raumplanung: Die Chance, die Entwicklung von guten Wohngebieten, Arealen für Industrie, Gewerbe, öffentliche Bauten und Anlagen in einer Region, in einer Landschaft nachhaltig zu steuern, ist ohne Gemeindezusammenschlüsse unmöglich. Wichtige Institutionen, die heute in Schul-, Gemeindeverbände und regionalen Organisationen aufwendig sind und träge funktionieren, werden durch Gemeindezusammenschlüsse fit gemacht. Verwaltungen, die sich mit stets komplizierteren Gesetzen und komplexeren Fachbereichen (Bau, Soziales, Finanzen etc.) schwertun, können durch Fusionen die Kompetenzen konzentrieren.

Aber eben: Da fallen der mögliche Identitätsverlust und der weitere Weg zur Gemeindekanzlei – mit der bald alles Administrative übers Internet abgewickelt wird – mehr ins Gewicht. Übrigens: Wer die Badener Ortsteile Dättwil und Rütihof, die vor bald 58 Jahren eigentlich widerwillig eingemeindet wurden, kennt, weiss, dass dort die Dorf-Identität bestens funktioniert. Sind wir also gespannt, was sich da in der Zentrumsregion als Nächstes tut, etwa im Sinne von «Limmattal+».

Das Limmattal hinunter ins Siggenthal: Dort hat sich der Widerstand gegen die «Oase» (Ostaargauer Strassenentwicklung) organisiert – dies gar nicht zur Freude des Kantons. In der Sonnenstube der Region ärgert man sich nicht ohne Grund gegen die Strassen-, Tunnelbau- und Umfahrungspläne. Denn weitab von Prognosen und Versprechungen in all den Jahrzehnten vor der im Jahr 2002 eröffneten Siggenthaler Brücke fiel danach die Verkehrsrealität aus: Von gleichmässiger Verteilung beidseits der Limmat keine Spur. Und an das sich stark entwickelnde Untere Aaretal dachten die Planer ebenso wenig wie an die Verkehrszunahme. Da nun Unter- und Obersiggenthal mit der «Oase» bei angesagter Bevölkerungszunahme erneut über Gebühr mehrbelastet würden, hat das nichts mit Gärtchen-Denken zu tun, wenn die Betroffenen eine neue Beurteilung verlangen.

Vom Siggenthal nach Baden: Verschiedene Stimmen, so auch diese Zeitung, forderten, dass nun geklärt wird, wie es zum Betrieb mit 40 unbewilligten Überwachungskameras in der Cordulapassage gekommen ist. Sollte dieser Fall nicht in seinem Hergang nachverfolgt werden können, so müsste eine exakte Überprüfung der Verwaltung und aller interner Abläufe in die oberste Dringlichkeitsstufe versetzt werden. Was jedoch besonders suspekt an der Überwachungssache erscheint, die ja als solche der Sicherheit im öffentlichen Raum dienen sollte, ist die Tatsache, dass offenbar nicht einmal die Vandalenakte am öffentlichen Klavier «Helga» aufgeklärt werden konnten. Da kommen doch Zweifel an dieser Sicherheit auf!

Wahlzeit ist Zeit für neue Vorstösse im Einwohnerrat, so in Baden. Zum Beispiel möchte Gian von Planta, dass die Stadt ihren Aktienanteil an der Stadtcasino AG verkauft. Damit ist er ja nicht der Erste. Gut, jährlich auf rund 1,25 Millionen Franken Dividende in der Kasse freiwillig zu verzichten, ist ein mutiger Schritt – aber doch eine gründliche Überlegung vor dem Verkauf wert. Abgesehen davon handelt es sich beim Kursaal um eine traditionelle Badener Institution im Herzen der Stadt. Dass man diese nicht gerne aus der Hand gibt, mag für einen nach Baden heruntergekommenen Zürcher vielleicht nicht sofort verständlich sein. Es gab da auch noch Klimaaktivisten im Einwohnerrat, die forderten tatsächlich ab 22 Uhr Lichtausschaltung für das Schloss Stein. Obschon sich der Schlossgeist im Dunkeln wohlfühlen würde, wird er ebenfalls der Meinung sein, dass es griffigere Möglichkeiten des Klimaschutzes in der Stadt gäbe, als die Beleuchtung aller Wahrzeichen auszuschalten.

Doch zum Glück gibt es in der Stadt Baden noch das politische Mittel eines Vorstosses, sonst wäre der Einwohnerrat ja beinahe arbeitslos. Gut Ding will Weile haben, sagt sich, wer darauf wartet, dass es in Baden vorwärtsgeht. Und schliesslich wird ja in der Stadt wie verrückt gebaut, so in der Burghalde, beim Bahnhof und insbesondere in den Bädern. Apropos Bäder: Schade, dass es immer noch nicht gelungen ist, die Bauherrschaft dafür zu gewinnen, dass die Baustelle für die vielen Neugierigen etwas zugänglich würde.

Roman Huber ist ehemaliger Redaktor dieser Zeitung und pickt in seiner Kolumne aus dem jüngsten Geschehen heraus, was in der Region beschäftigt.