Es war eine besondere Spannung, die gestern im Tagssatzungssaal herrschte. Man wartete insbesondere gespannt auf das Resultat der Stadtammannwahlen. Und der Augenblick, als Geri Müller, der eben seine Stadtrats-Abwahl erfahren hatte, eintrat, erinnerte irgendwie an seine Pressekonferenz in der Brasserie Lipp in Zürich. Damals hatte er sich nach Bekanntwerden seiner Selfie-Affäre entschuldigt und versprochen, erst in sein Amt zurückzukehren, wenn er das Vertrauen spüre.
Jetzt, etwas mehr als drei Jahre später, hat ihm das Stimmvolk das Vertrauen versagt. Geri Müller, in Online-Kommentaren immer wieder verunglimpft, ist als Stadtrat abgewählt worden, womit er für den zweiten Wahlgang für das Amt des Stadtammanns nicht mehr zur Verfügung stehen kann. Es ist nicht die genannte Affäre, die letztlich ausschlaggebend war.
Es ist vielmehr das Vertrauen, das er nicht mehr wie erhofft an seine Person zu binden vermochte. Und dies spürte man in der Stadt Baden mancherorts, in den vergangenen Jahren sowohl im Stadtrat als auch im Einwohnerrat, aber auch mancherorts in der Verwaltung. Die Fronten sind verhärtet, der Unmut immer wieder hörbar, wenn auch vielfach nur hinter vorgehaltener Hand.
Dass es Baden finanziell nicht mehr so gut geht wie noch vor fünf Jahren, kann man Geri Müller ebenso wenig zur Last legen wie die verzögerte Realisierung wichtiger Projekte. Doch wichtige Bereiche, insbesondere eine weitere Annäherung in der überregionalen Zusammenarbeit, sind blockiert.
Das Vertrauen in die Stadt Baden ist auch in der Region gebröckelt. Neuenhof hat sich in Richtung Limmattal abgewendet, und Ennetbaden hat Baden die kalte Schulter gezeigt. Obersiggenthal lehnt seine Beiträge zu Mättelisteg und Kurtheater-Umbau ab.
Die Stadt Baden braucht darum eine Veränderung, wie sie so mit Geri Müller an der Spitze nicht mehr realisierbar war. Es braucht die Rückkehr zur politischen Normalität.