Verkehr
Nach Oase-Rückzieher der Aargauer Regierung: Die Siggenthaler Gemeinden gehen in die Offensive

Ihr Protest gegen die kantonalen Verkehrspläne im Raum Baden hat Wirkung gezeigt – was die Gemeinden nun fordern.

Pirmin Kramer
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Obersiggenthal will verhindern, dass im Dorf ein Schwerverkehrskorridor entsteht.

Obersiggenthal will verhindern, dass im Dorf ein Schwerverkehrskorridor entsteht.

Alex Spichale

Wie Sieger blickten die Männer und Frauen nicht in die Runde. Aber ernst und entschlossen, den eingeschlagenen Weg auch in den kommenden Monaten fortzuführen. An einer Pressekonferenz haben sich die Gemeindeammänner von Ober- und Untersiggenthal sowie Freienwil zur Frage geäussert, wie es punkto Verkehrspläne in der Region ihrer Meinung nach weitergehen soll. Dies, nachdem der Regierungsrat Ende letzter Woche bekannt gab, die Verkehrspläne für den Raum Baden wegen des Widerstands vor allem aus dem Siggenthal zu überarbeiten und auf dem Status Zwischenergebnis zu belassen.

Die drei Hauptideen des Kantons: ein Umfahrungstunnel durch den Martinsberg, die Sperrung der Hochbrücke für Autos (damit die Brücke von der Limmattalbahn genutzt werden kann) und der Bau einer neuen Brücke in Wettingen. Mit im Boot bei der Allianz der Gemeinden, die sich besonders vehement gegen diese Pläne des Regierungsrates wehrt, ist auch Ehrendingen. In den vier Gemeinden leben zusammengezählt 21700 Menschen, also ein wenig mehr als in der Stadt Baden. Nicht nur Baden, auch die umliegenden Gemeinden müssten vom zunehmenden Verkehr entlastet werden, so die Forderung der Allianz. An der Pressekonferenz in Nussbaumen sprachen Gemeindeammänner und weitere Gegner Klartext.

«Wir verlangen einen völlig neuen Planungsprozess»

Eugen Frunz, Interessengemeinschaft «Oase so nicht»: «Aus Aarau ist viel Eigenlob zu hören, doch das Projekt Oase muss als gescheitert betrachtet werden. Unsere IG und die Gemeinden haben massgeblich dazu beigetragen, dass der Regierungsrat noch einmal über die Bücher geht. Wir verlangen einen völlig neuen, transparenten und konsequent partizipativen Planungsprozess. Alle bisher untersuchten und verworfenen Varianten sind beim Neubeginn zu berücksichtigen. Wir lassen es nicht zu, dass in Verwaltungsstuben politisch taktierte Pläne geschmiedet werden, ohne das Siggenthal einzubeziehen.»

Bettina Lutz (CVP), Gemeindeammann von Obersiggenthal: «Es darf im Raum Siggenthal, Höhtal und Hertenstein keine Verlierer geben. Wir wollen verhindern, dass mitten in unserem Dorf ein Schwerverkehrskorridor gebildet wird. Es braucht eine Entlastung der Landstrasse. In die Gesamtbetrachtung einbezogen werden müssen auch Drittprojekte wie etwa der neue Rheinübergang in Koblenz. Wir erwarten jetzt vom Kanton, dass wir aktiv in die weitere Planung eingebunden werden. Wir sind bereit, mit der Interessengemeinschaft «Oase so nicht» in einer überregionalen Arbeitsgruppe zusammenzuarbeiten.»

Auch Untersiggenthal will einbezogen werden

Marlène Koller (SVP), Gemeindeammann von Untersiggenthal: «Unser Anliegen ist, dass auch wir in die Diskussionen einbezogen werden, auch wenn es allenfalls keine baulichen Massnahmen in unserem Dorf gibt. Auch wir sind betroffen, wenn von Norden mehr Verkehr auf uns zukommt. Untersiggenthal darf nicht wieder ausgelassen werden bei der Planung.»

Robert Müller (SVP), Gemeindeammann Freienwil: «Man muss dem Kanton ein Kränzchen winden, dass er das Projekt in unserer Region auf der Stufe Zwischenergebnis belässt. Wir setzen uns primär dafür ein, dass der Siedlungsraum nicht unter Druck gerät, dass es eine bessere Linienführung im Raum Siggenthal gibt. Für Freienwil ist wichtig, dass die Hochbrücke nicht für Autos gesperrt wird. Verlierer wegen dieser Massnahme wäre neben uns unser Nachbar Ehrendingen.»

Max Läng (CVP), ehemaliger Gemeindeammann Obersiggenthal: «Ich sagte nach meinem Rücktritt, dass ich mich nicht mehr politisch äussern werde. Leider muss ich eine Ausnahme machen. Wir sind bisher nicht in den Prozess einbezogen worden, das muss sich ändern. Wir hoffen, dass der Kanton die Einsicht hat, dass endlich ein partizipatives Verfahren angewandt wird, bei dem die betroffenen Gemeinden direkt Einfluss nehmen können. Der Kanton sprach immer von einem Gesamtverkehrsprojekt. Doch davon kann längst nicht mehr die Rede sein. Die Umfahrung Baden wird auf Eis gelegt, doch bei der Limmattalbahn macht er vorwärts. Das macht keinen Sinn. Der Optimismus, den der Kanton an den Tag legt, ist fast in wenig ein Affront gegenüber dem Siggenthal.»

Hans Killer, «IG Oase so nicht»: «Die Umfahrung Untersiggenthal soll neu geprüft werden. Es macht keinen Sinn, den Verkehr bis nach Obersiggenthal zu führen.»