Der Spatenstich für das 34-Millionen-Projekt ist erfolgt: Bis ins Frühjahr 2020 sollen die Sanierungsarbeiten am Kurtheater in Baden andauern. Ein jahrelanger Rechtsstreit verhinderte einen früheren Baubeginn.
Der Himmel präsentierte sich nicht ganz so prächtig wie noch eine Woche zuvor beim Startschuss fürs Botta-Bad. Doch das trübte die Freude nicht im Geringsten: Gestern Abend wurde mit dem Spatenstich für den Erweiterungs- und Umbau des Kurtheaters das nächste Badener Grossprojekt feierlich in Angriff genommen.
Was das 34 Millionen teure Projekt für Baden bedeutet, machte Sandra Kohler (parteilos), Stadträtin und Vorsteherin des Ressorts Planung und Bau, deutlich: «Das Kurtheater ist ein bedeutender Bestandteil der Kultur dieser Stadt. Künstler lieben es, und sie verdienen ein zeitgemässes Arbeitsumfeld.»
Antonia Stutz, Präsidentin der Bauherrin «Theaterstiftung Region Baden-Wettingen», nutzte den «historischen» Moment, um darauf hinzuweisen, wie wichtig eine Frischkur für das sanierungsbedürftige Haus sei. Weil es 1952 als Sommertheater gebaut wurde, habe man stets mit thermischen Problemen zu kämpfen gehabt.
«Das umgebaute Theater wird zudem behindertengerecht, und der Komfort der Besucher wird deutlich verbessert werden.» Architektin Elisabeth Boesch sagte, es sei «wunderbar, jetzt endlich beginnen zu können», bevor Slam-Poet Simon Libsig – der einzige Mann im Quartett – mit Anekdoten zum Kurtheater nostalgische Gefühle weckte.
Im Frühjahr 2020 soll das Kurtheater unter neuer künstlerischer Leitung wiedereröffnet werden. Bis dahin wird die Rundumerneuerung deutliche Spuren hinterlassen haben: Unter anderem müssen die bisherigen Büros im Studiogebäude weichen.
Daneben ist eine Erweiterung des sogenannten Bölsterli-Foyers über dem Eingang an der Parkstrasse vorgesehen. Auch eine neue Hinterbühne wird erstellt und der Bühnenturm erneuert.
Während der Bauphase stellt die Leitung des Kurtheaters den Betrieb aber keineswegs ein: Unter dem Slogan «Kurtheater Ausser Haus» kommen Theaterbegeisterte an verschiedenen Spielorten in der Stadt auf ihre Kosten.
Der Weg bis zum Meilenstein mit dem Spatenstich am Donnerstag war von Schwierigkeiten geprägt. Bereits 2007 ging das Umbauprojekt «Équilibre» der Zürcher Architekten Elisabeth und Martin Boesch als Sieger aus dem Studienwettbewerb hervor.
Das neue Kurtheater hätte ursprünglich Ende 2010 eröffnet werden sollen – zahlreiche Verzögerungen machten diesem Vorhaben aber einen Strich durch die Rechnung. Zum einen brachte der Denkmalschutz Vorbehalte gegenüber dem ursprünglichen Entwurf hervor, woraufhin die Pläne überarbeitet und angepasst werden mussten.
Kaum war diese erste Hürde genommen, schlug dem ambitionierten Projekt Widerstand von Anwohnern entgegen. Streitpunkt war insbesondere die Höhe der geplanten Hinterbühne und der sich daraus ergebende Schattenwurf auf benachbarte Liegenschaften.
In der Zwischenzeit hatte das Badener Stimmvolk im Mai 2013 zum 34-Millionen-Kredit deutlich Ja gesagt und der Stadtrat wenig später die Baubewilligung erteilt. Im Juni 2014 legten die beiden betroffenen Anwohner schliesslich Beschwerde beim kantonalen Baudepartement ein.
Es folgte ein jahrelanger Rechtsstreit, in dem die Anwohner ihr Anliegen bis ans Bundesgericht weiterzogen. Dieses wies die Beschwerde im Januar 2017 letztinstanzlich ab. Die Leidensgeschichte – insbesondere aus Sicht der Theaterstiftung Baden-Wettingen – nahm ein Ende.
«Viel Energie und viel Geld» habe der lange Instanzenweg gekostet, sagte Antonia Stutz damals der AZ. Am Donnerstagabend zeigte sie sich «einfach überglücklich über das neue Kurtheater». Zum Abschluss versuchte sie sich gemeinsam mit Sandra Kohler – statt wie traditionell an einer Schaufel – für den Spatenstich an einem tonnenschweren Bagger.