Baden
Nachfrage nach Sozialberatung steigt: Lungenliga stockt Beratungsstelle auf

Die Lungenliga erweitert ihre Sozialberatungsstelle in Baden. Damit ist das Einzugsgebiet das aktuell grösste der vier Regionen im Kanton Aargau. Ein Einblick in den vielseitigen Dienst.

Stefan Hürst
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Annemarie Ducret ergänzt seit April die Sozialberatungsstelle der Lungenliga Aargau in Baden.ZVG

Annemarie Ducret ergänzt seit April die Sozialberatungsstelle der Lungenliga Aargau in Baden.ZVG

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«Mich faszinieren die Geschichten hinter den Menschen», erklärt Annemarie Ducret, «jeder Fall ist wieder auf seine ganz eigene Weise speziell.» Die Sozialarbeiterin ergänzt seit April die Beratungsstelle Baden der Lungenliga Aargau.

Diese musste aus verschiedenen Gründen aufgestockt werden. Einerseits wurde das Einzugsgebiet Badens nach einer Umstrukturierung vergrössert, und ist aktuell mit Abstand das grösste der vier Regionen im Kanton.

Neben den Bezirken Baden, Brugg und Zurzach stösst nun auch Lenzburg dazu, womit ca. 280 000 Menschen in die Zuständigkeit Badens fallen. Andererseits wächst die Nachfrage seit Jahren. «Dies hat grösstenteils demografische Gründe», erklärt Annemarie Ducret.

Sie beschreibt mit ruhiger Stimme die vielen Facetten ihrer Tätigkeit. Im Zentrum steht die Information, Beratung und Betreuung der Klienten und ihres Umfelds. «Das Ziel ist das Erreichen einer verbesserten Lebensgestaltung», führt Ducret aus. Neben telefonischen Diensten stehen dabei insbesondere persönliche Gespräche im Vordergrund, sei es auf der Beratungsstelle oder in Form von Hausbesuchen.

Nicht nur Lungenpatienten

Die Klienten finden über verschiedene Wege zur Sozialberatungsstelle. Manche Betroffene und Angehörige melden sich persönlich, andere werden von Stellen des Gesundheits- und Sozialwesens weiterverwiesen. Bei der Lungenliga hat man in der Sozialberatung nicht nur für Personen mit Lungenerkrankungen ein offenes Ohr. Diese machen lediglich etwa die Hälfte aus. Auch bei Herz- und Kreislauf-Erkrankungen, Erkrankungen der inneren Organe, Stoffwechselerkrankungen und Diabetes bieten die Sozialarbeitenden Hilfe an.

Die medizinische Situation steht ohnehin selten im Zentrum. «Oftmals zieht eine Krankheit viele Folgeprobleme nach sich», erklärt Ducret. Genau dort setzt die Sozialberatung an. Seien es nun berufliche oder finanzielle Unsicherheiten, Beziehungsprobleme, Fragen zur Wohnsituation oder zur Freizeitgestaltung – die Liste könnte beliebig fortgeführt werden. In der Praxis kann jedoch kein dominantes Problemfeld ausgemacht werden.

Sozialstruktur birgt auch Nachteile

Eine Geschichte blieb Annemarie Ducret besonders in Erinnerung. «Ein älteres Ehepaar hatte schon länger soziale Probleme.» Ducret schlug ein gemeinsames Gespräch vor. Nach eineinhalb Stunden war eine geeignete Lösung gefunden, rechtliche Schritte konnten dadurch verhindert werden. Nicht immer sind die Fälle aber von so kurzer Dauer. Eine Beratung kann sich in gewissen Fällen über Monate oder gar Jahre hinziehen, abhängend von der jeweiligen Situation.

Gibt es denn für die Sozialarbei-
terin auch Schattenseiten? Annemarie Ducret überlegt und findet dann: «Es
ist manchmal nicht ganz einfach, im
Sozial- und Gesundheitswesen den Überblick zu behalten.» Im Raum Baden finden sich über 90 Anlaufstellen im Gesundheitsbereich. Trotzdem findet Ducret viel Erfüllendes in ihrem Beruf. «Es ist schön, Betroffenen und Angehörigen beratend und unterstützend zur Seite zu stehen.»

Die Lungenliga Aargau beschäftigt 54 Mitarbeitende, neun davon auf den Sozialberatungsstellen. Diese befinden sich in Baden, Aarau, Wohlen und Rheinfelden. Das Angebot der Lungenliga besteht aus Beratung und Betreuung für Patienten mit Lungenerkrankungen. Sie veranstaltet jedoch auch Kurse und Events, zudem ist sie in der Tabakprävention aktiv. Gesamtschweizerisch teilt sich die Lungenliga in 23 kantonale Sektionen auf, die ihren Hauptsitz in Bern haben.