Fast wäre die Amphibienart im unteren Reusstal ganz verstummt. Pro Natura Aargau schafft am Küntener Waldrand neue Laichplätze.
Er ist nur knapp einen Fünfliber gross, unter den heimischen Amphibien quakt er jedoch am lautesten: der europäische Laubfrosch. «Bis zu 900 Meter weit sind die Balzrufe der Männchen zu hören», sagt Christoph Flory, Laubfrosch-Experte von Pro Natura Aargau. «In ein, zwei Wochen erwachen sie aus der Winterstarre, suchen sich einen Tümpel und beginnen mit dem Paarungskonzert.» Doch: Wie vielerorts im Mittelland sei der Laubfrosch auch im unteren Reusstal in den Achtzigerjahren beinahe ganz verstummt. Flory sagt:
«Strassen, Bahnlinien und Häuser zerschneiden seinen Lebensraum zunehmend.»
Wie viele Amphibienarten steht auch der Laubfrosch auf der Roten Liste.
Mit dem Schutzprogramm «Laubfrosch» habe Pro Natura Aargau gemeinsam mit dem Kanton dem Lebensraumverlust entgegengewirkt, sagt Matthias Betsche, Geschäftsführer von Pro Natura Aargau. Im Auengebiet zwischen Bremgarten und Mellingen seien von 1992 bis heute 30 Hektaren Schutzgebiet geschaffen worden. Bestehende Laichplätze wurden gesichert, weitere geschaffen. Neu hinzugekommen sind dieses Jahr zwei kleine Tümpel bei Künten, oberhalb vom Camping Sulz.
Pro Natura Aargau kaufte die 1,5 Hektaren grosse Parzelle am Waldrand, fällte einige grosse Fichten und machten den Aushub für zwei kleine Tümpel. «Dank der Auflichtung kann die Sonne das Wasser zum Laichen optimal wärmen. Asthaufen dienen dem Laubfrosch als frostsichere Überwinterungsplätze», sagt Philipp Schuppli, Projektleiter von Creanatira GmbH, der Tochterorganisation von Pro Natura. In zwei bis drei Jahren wachse hier eine dichte Krautschicht sowie Hecken. Diese würden eine Vielfalt von Insekten anlocken und den Fröschen als Versteck dienen.
«Besonders wichtig ist die Vernetzung», sagt Laubfrosch-Experte Flory. Anders als Grasfrösche und Erdkröten, die zur Fortpflanzung immer an den Geburtsort zurückkehren, sei der Laubfrosch ein Vagabund:
«In einem Gebiet von 4 bis 8 Kilometern sucht er jedes Jahr einen passenden Laichplatz.»
Damit dies gelingt, seien Laubfrösche auf ein zusammenhängendes Netz von Tümpeln angewiesen. Nur so könne auch der genetische Austausch unter den Froschindividuen sichergestellt und die Population langfristig erhalten werden.
Die neu geschaffenen Tümpel in Künten-Sulz liegen in optimaler Reichweite von bestehenden Laichgebieten, sagt Flory. «Ob die Laubfrösche den Weg zu ihnen finden, wird sich in den nächsten Wochen zeigen.» So oder so sei das Projekt «Laubfrosch» eine Erfolgsgeschichte, sagt Matthias Betsche. Der Rückgang der Bestände wurde gestoppt. Bei der jährlichen Froschzählung im Kanton Aargau seien wieder über 6000 Individuen gezählt worden – mehr als sechsmal so viele wie zu den schlechtesten Zeiten.