Freienwil/Obersiggenthal
Neue Buslinie, damit Pendler nicht mehr an Bahnhof Baden rennen müssen

Heute fährt jede Stunde ein Bus von Freienwil nach Baden. Ein Komitee lanciert nun eine Petition für eine neue Verbindung und einen Halbstundentakt. Das hätte für die Pendler einen wichtigen Vorteil.

Martin Rupf
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Das gemeindeübergreifende Petitionskomitee (von links): Peter Huber, Christoph und Margrit Müller und Nicole Suter an der Bushaltestelle in Freienwil.

Das gemeindeübergreifende Petitionskomitee (von links): Peter Huber, Christoph und Margrit Müller und Nicole Suter an der Bushaltestelle in Freienwil.

Martin Rupf

Ganz so schlimm wie anno 1963 präsentiert sich die Situation in Freienwil zwar nicht mehr. Damals erhielt die Bevölkerung endlich die ersehnte Busverbindung nach Baden. Aber mit gerade mal vier Verbindungen pro Tag war das Angebot doch eher bescheiden. Heute fährt immerhin jede Stunde ein Bus nach Baden. Doch vielen Freienwilerinnen und Freienwilern genügt das nicht. Nun hat sich ein Petitionskomitee gebildet, das sich eine neue Postautolinie von Freienwil über den Hertenstein und Nussbaumen nach Baden erhofft. «Und zwar ebenfalls im Stundentakt; zeitlich aber zwischen den bestehenden Verbindungen via Ehrendingen», sagt Petitionärin Nicole Suter. Unter dem Strich würde so ein Halbstundentakt resultieren, der wiederum bessere Anschlüsse am Bahnhof Baden gewähre.

Auch Quartier Häfeler+Hertenstein

Zweitens soll die Linie auch Anreize schaffen für Einkäufe in Obersiggenthal. «Klar haben wir einen eigenen Dorfladen, doch für grössere Einkäufe fahren viele Freienwiler mit dem Auto nach Nussbaumen», sagt Suter. Drittens erhoffen sich die Petitionäre eine Anbindung des Hertensteins und des gleich unterhalb liegenden Häfeler-Quartiers an den öffentlichen Verkehr.

Dass genau vor drei Jahren der Versuch eines Obersiggenthaler Ortsbusses mit Haltestelle in Hertenstein mangels Nachfrage scheiterte, sehen die Petitionäre nicht als Grund gegen die geplante Linie. «Der Ortsbus war damals ein Schnellschuss und ein untauglicher Versuch, alle zu befriedigen», sagt Peter Huber, Petitionär und Vorstandsmitglied des Quartiervereins Häfeler+Hertenstein. Der Ortsbus sei damals zu unmöglichen Zeiten gefahren und mit einem regelmässigen Betrieb einer Buslinie nicht zu vergleichen. «Wir wünschen uns diese Linie schon lange. Jetzt haben wir einen neu zusammengesetzten Gemeinderat, weshalb sich der Versuch allemal lohnt», ist Huber überzeugt.

Auch zur Verkehrsentlastung

Als letzten Grund für die Buslinie führen die Petitionäre eine mögliche Entlastung des morgendlichen und abendlichen Berufsverkehrs auf der Achse Höhtal auf. «Am Morgen staut sich der Verkehr nicht selten schon auf der Höhtalstrasse in Ennetbaden», sagt Suter. Einige Bus-Passagiere sähen sich deshalb gezwungen, beim Landvogteischloss auszusteigen und von dort zu Fuss bis zum Bahnhof zu eilen, um den Anschluss nicht zu verpassen. Mit der neuen Linie wäre die Pünktlichkeit besser gewährt, sind die Petitionäre überzeugt.

Nach den Sommerferien wollen sie mit der Unterschriftensammlung beginnen. Ende Monat wolle man die Petition einreichen. «Ziel ist es, dass die Buslinie bereits an der nächsten Wintergmeind traktandiert wird.»

Vor vier Jahren schon ein Anlauf

Ganz neu ist die Idee mit der Linienführung über den Hertenstein nicht. Bereits vor vier Jahren regte der Freienwiler Urs Rey diese an. Nachdem Abklärungen aber ergeben hatten, dass die jährlichen Kosten auf rund 300 000 Franken zu stehen gekommen wären und zudem umliegende Gemeinden kein Interesse signalisierten, verlief die Idee im Sand. «Ich finde es gut, dass man jetzt einen neuen Anlauf unternimmt», sagt Rey. Insbesondere erachte er den Zeitpunkt als geeignet. «Der erste Teil der Durchmesserlinie in Zürich ist eröffnet worden; er wird Auswirkungen auf den Fahrplan in den Regionen haben.» Bis diese aber in Kraft treten, dürfte es rund eineinhalb Jahre dauern. «So viel Zeit bräuchte es auch, eine neue Buslinie einzuführen», so Rey.

Die beiden Gemeindeammänner äussern sich schon einmal verhalten positiv zum Anliegen der Petitionäre: «Ich habe Verständnis dafür; wir werden das bestimmt genau anschauen», sagt der Obersiggenthaler Gemeindeammann Dieter Martin. Und Freienwils Ammann Robert Müller ergänzt sogleich: «Ich finde diese Idee grundsätzlich gut. Insbesondere macht es Sinn, die Region Baden Ost besser einzubringen und nicht den ganzen Verkehr über Ennetbaden fliessen zu lassen.» Fragezeichen setze er einzig hinter das Bedürfnis. «Wir müssen erst herausfinden, wie viele Leute einen solchen Halbstundentakt tatsächlich begrüssen würden.»