Baden
Neue Tagespauschale löst in Pflegezentrum Schock aus

Seit Anfang Jahr zahlen Bewohner des Pflegezentrums St.Anna eine Betreuungspauschale. Diese sei zu hoch, kritisiert nun eine Angehörige - und hat die kantonale Ombudsstelle für Heim-, Spitex und Altersfragen eingeschaltet.

Martin Rupf
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Ab 2012 zahlen St.-Anna-Bewohner eine Betreuungspauschale. mru

Ab 2012 zahlen St.-Anna-Bewohner eine Betreuungspauschale. mru

«Das Schreiben des Regionalen Pflegezentrums Baden vom 12. Dezember 2011 war ein Schock», sagt Ingrid Meier aus Mellingen. Auslöser für den Schock waren die Informationen über die Preise für 2012. «Konkret die 60 Franken Tagespauschale für die Betreuung», sagt Meier. «Meine 86-jährige Mutter, die seit 2007 im Altersheim St. Anna wohnt, ist noch sehr selbstständig», sagt Meier. Ihre Mutter könne die meisten der täglichen Arbeiten selber erledigen und nehme von vielen Angeboten wie etwa Kleiderschrank aufräumen oder Pflanzen giessen keinen Gebrauch. «Kurz, meine Mutter muss für Leistungen zahlen, die sie gar nicht braucht.»

«Warte, bis eine Mahnung kommt»

Bis am 27. Dezember hätte sie dem Regionalen Pflegezentrum Baden (RPB) – dieses führt seit Anfang 2011 das St. Anna – den Pensionsvertrag unterschrieben zurückschicken müssen. «Ich warte jetzt einmal, bis eine Mahnung kommt.» Mit Frau Yvette Krische, Leiterin Bewohnerinnen- & Bewohnerdienst des RPB, habe sie das Gespräch zwar gesucht, ohne dass man sich aber auf eine Lösung habe einigen können. Nun hat Meier auch die kantonale Ombudsstelle für Heim-, Spitex und Altersfragen eingeschaltet. «Ich will abklären lassen, ob die Pauschale von 60 Franken wirklich tragbar ist.» Sie sei überzeugt, dass viele Betroffene und Angehörige die hohe Pauschale einfach zahlen würden, ohne überhaupt gemerkt zu haben, wie hoch diese tatsächlich sei. «Dieser Zeitungsartikel solle alle Betroffenen aufrütteln», sagt Meier.

«Ich kann nur sagen, dass die 60 Franken auf den ersten Blick und ohne Kenntnis, welche Leistungen darin enthalten sind, ziemlich hoch erscheinen», sagt Verena Enzler, Ombudsfrau bei der kantonalen Ombudsstelle für Heim-, Spitex- und Altersfragen. Sie könne gut verstehen, dass es Betroffenen schwer falle, diese Pauschale zu entrichten, «aber das Gesetz schreibe die Aufsplittung der Betreuungs- und Pflegekosten vor», sagt Enzler.

RPB liegt in der oberen Hälfte

«Mit einer Pauschale von 60 Franken liegen wir über dem kantonalen Mittel», räumt RPB-Direktor Marc Pfirter ein. Anfang 2011, als das RPB den Betrieb des St. Anna mit 20 Betten übernommen habe, «verzichteten wir bewusst darauf, im ersten Jahr bereits Tagespauschalen in Rechnung zu stellen». Solche seien im RPB seit 2008 Realität. Bei allem Verständnis, dass die Pauschale nicht bei allen Bewohnern gut ankomme, so Pfirter: «Wir müssen die gesetzliche Auflage erfüllen, die mehr qualifiziertes Personal verlangt.» Das führe unweigerlich zu höheren Kosten, erklärt Pfirter.