Drei Mehrfamilienhäuser in Neuenhof stehen vor dem Abriss. Hier sollen drei neue Liegenschaften mit doppelt so vielen Wohnungen entstehen. Weil sich das Projekt verzögert, finden hier nun Flüchtlinge Platz. Für wie lange, ist aber unklar.
Eigentlich hätte die kantonale Asylunterkunft an der Stockstrasse in Neuenhof Ende Mai geschlossen werden sollen – nun kommt es anders. Der Kanton will hier Flüchtlinge aus der Ukraine unterbringen.
Die Gemeinde Neuenhof teilt mit, dass sie vom zuständigen Departement Gesundheit und Soziales (DGS) darüber informiert worden sei, dass sich eine Weiterführung aufgrund der aktuellen Situation aufdränge. «Die Unterkunft soll vorwiegend mit Flüchtlingen aus der Ukraine belegt werden, insbesondere mit Frauen mit Kindern», sagt Gemeindeammann Martin Uebelhart (Die Mitte). Die Gemeinde sei Anfang Woche vom Kanton vorinformiert worden.
Zur kantonalen Unterkunft gehörten bisher die zwei Mehrfamilienhäuser an der Stockstrasse 9 und 11. Nun wird auch das dritte Mehrfamilienhaus der Überbauung an der Stockstrasse 7 in die Unterkunft integriert. Dieses steht wegen des Bauprojekts bereits leer. Neu finden bis zu 90 Personen Platz in der gesamten Unterkunft.
Möglich wird dies, weil sich der geplante Abriss der Mehrfamilienhäuser verzögert. Die Leematten AG aus Niederrohrdorf als Eigentümerin plant hier zwar den Neubau von drei Mehrfamilienhäusern. Die Zahl der Wohnungen soll sich dank eines grösseren Volumens der Immobilien von 27 auf 54 verdoppeln.
Gegen das erste Baugesuch, das Anfang 2021 öffentlich auflag, gingen mehrere Einsprachen ein. Erst vor einigen Wochen lag ein zweites Baugesuch öffentlich auf. «Auch zu diesem Baugesuch gingen mehrere Einsprachen ein», sagt Hanspeter Frischknecht, Leiter Abteilung Bau und Planung. Die Gemeinde wartet nun auf die Stellungnahme der Bauherrschaft.
Der Kanton will die Unterkunft bis mindestens Ende 2022 weiterführen. Denkbar sei eine Verlängerung bis Frühling 2023. Das hängt davon ab, wann die Eigentümerin die rechtskräftige Baubewilligung für Abriss und Realisierung der Neubauten erhält und wann sie das Bauprojekt realisiert.
Die ukrainischen Kinder und Jugendlichen in der Neuenhofer Unterkunft sollen auch in der Schule unterrichtet werden. Der Kanton stelle die dafür nötigen zusätzlichen Ressourcen zur Verfügung, teilt die Gemeinde mit.
Wann immer möglich, sollen einzelne Schülerinnen und Schüler in bestehenden Klassen integriert werden. «Für Gruppen von 8 bis 12 ukrainischen Kindern und Jugendlichen kann die Beschulung auch in einem separaten Lernangebot erfolgen, sofern dies aus Sicht der Schule vor Ort sinnvoll und organisatorisch realisierbar ist», schreibt die Gemeinde.
Das für die Volksschule zuständige Departement Bildung, Kultur und Sport (BKS) sei sich bewusst, dass nicht alle neu aufgenommenen Kinder per sofort in die bestehenden Schulstrukturen vor Ort integriert werden könnten. Massgebend seien die Möglichkeiten und personellen Ressourcen vor Ort. Gemeinden und Schulen sollen genügend Zeit erhalten für die nötigen Abklärungen und Planungen.
Dass die drei Neubauten an der Stockstrasse ein grösseres Volumen beinhalten, ist dank der revidierten Bau- und Nutzungsordnung (BNO) möglich, die seit 2018 in Kraft ist. Die Gemeinde wollte damit Anreize für Investoren schaffen, damit sie solche Mehrfamilienhäuser durch grössere Neubauten ersetzen.