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Aargau
Baden
Im Herbst präsentiert sich der Aargau an der Olma in St. Gallen als Gastkanton. Er wird mit 1600 Umzugsteilnehmern anrücken. Darunter Schüler aus Neuenhof, die schon intensiv proben.
Der Aargau ist Gastkanton an der Olma. Diese findet vom 8.–18. Oktober 2015 statt. Gastkanton zu sein bringt Verpflichtungen mit sich.
Der Aargau prägt den grossen Olma-Umzug, hat in einer Halle einen eigenen Auftritt und präsentiert sich auch in der grossen Olma-Arena. Hinter den Kulissen wird bereits mächtig gearbeitet. Wir schauten bei der Schule Neuenhof herein, wo die Vorbereitungen bereits angelaufen sind.
Da sausen bei den Proben Dutzende von Jugendlichen im Alter von 12 bis 16 Jahren durch die Turnhalle. Angeleitet werden sie von Sylvia Huber, die schon bei der Gymnaestrada und vielen Turnfesten grosse Auftritte choreografiert hat.
Jetzt üben mal die «Grossen», später stossen dann Jüngere dazu. «Das mach ich halt gern», sagt die frühere Leichtathletin Huber bescheiden und flitzt wieder los – zur nächsten Probe.
Das Motto des Auftritts ist: «Im Aargau sind zwöi Liebi». Dazu werden mehrere Szenen gestaltet. Die Kinder und Jugendlichen werden – mit Leibchen in den Aargauer Farben gekleidet und mit türkisfarbenen Bändern ausgerüstet – das Aargauer Wappen formen: ein Stern und eine Welle, daraus werden am Schluss «Wellensterne», so der künstlerische Berater Walter Küng. Musikalisch begleitet werden sie vom Überlandorchester Max Lässer.
Eine grössere Schülergruppe aus Neuenhof wird schon an der Eröffnungsfeier im Stadttheater St. Gallen dabei sein. Rund 230 Schülerinnen und Schüler haben ihren grossen Auftritt als Teil des Olma-Umzugs vor rund 50'000 Zuschauern. Am Schluss folgt einer in der Arena. Was dort geboten wird, sei noch nicht verraten. Die Schüler haben jedenfalls ein volles und begeisterndes Programm.
Der Auftritt an der Olma vom 8.– 18. Oktober steht unter dem Motto «Aargau – Menschen machen Zukunft – ein Kanton in Bewegung». Chancen, dieses Motto umzusetzen, gibt es gleich mehrere:
■ an der Eröffnungsfeier am 8. Oktober, an der traditionell auch ein Bundesrat anwesend ist (diesmal Johann Schneider-Ammann);
■ am offiziellen Tag mit Umzug und Festakt in der Olma-Arena am 10. Oktober;
■ an der Sonderschau Aargau mit einer Ausstellung zum Auenschutzpark Aargau im Freigelände;
■ mit der Tierausstellung sowie mit Vorführungen an der ganzen Olma.
Die Aargauer Regierung hat für den Auftritt 1,5 Millionen Franken aus dem Swisslos-Fonds beschlossen. Doch reicht dieses Geld? Nur schon die beiden Sonderzüge mit den Umzugsteilnehmern am 10. Oktober an die Olma kosten doch eine sechsstellige Summe? Für OK-Leiter und Regierungssprecher Peter Buri keine Frage: «Es muss reichen, wir strecken uns überall nach der Decke.»
Mit dem Auftritt in St. Gallen sollen einerseits herkömmliche, traditionelle Erwartungen erfüllt werden (Landwirtschaft, Brauchtum, Folklore etc.). Anderseits will sich der Aargau auch als modern, dynamisch, aufgeschlossen, zukunftsgerichtet zeigen.
«Wir reissen an der Olma eine Welle!» Mit dieser Botschaft wirbt Buri. Sie ist offenbar schon angekommen. Er schwärmt: «Die Planung für den Umzug, an dem 1600 Aargauerinnen und Aargauer teilnehmen werden, ist bereits abgeschlossen, wir haben alle Sujets, die Stimmung bei den Mitmachenden ist super, sie reissen sich für das gute Gelingen fast ein Bein aus!»
An der Olma-Sonderschau zeigt der Aargau ein riesiges Bilderbuch. Dort finden auch Aargau-Talks statt, es gibt eine Tourismus- und Gastrozone, es präsentieren sich Hightech-Zentrum, PSI usw. Prominente, zum Beispiel die Wahlaargauer Sängerin Sina und Klaus Merz, erzählen multimedial «ihre» Zukunft-Geschichten.
Am Umzug sind nebst 1600 Personen rund 150 Tiere und 45 Sujets dabei, gegliedert in 7 Themenfelder. Mit dabei sind zum Beispiel die Chlauschlöpfer Lenzburg. Beim Thema Turnen/Sport präsentieren sich der STV Untersiggenthal mit dem Rhönrad und der TV Sulz, ebenfalls die Gymnastikgruppe Remo Murer. Free-Z-Zofingen absolviert dort einen Parcours. Dies nur einige Beispiele. Noch etwas sei verraten: In der Arena erwarten die Zuschauer nebst allem anderen mehrere sehenswerte Dialoge von Liebespaaren. (MKU)
Neuenhofer Schüler können das
Bei unserem Besuch sitzen die Bilder, die die Jugendlichen an der Olma zeigen werden, noch nicht. Können sie auch nicht, es ist erst die dritte Probe. Sylvia Huber weiss aber genau, was sie will. Dass die Schüler das können, hat die Schule Neuenhof letztes Jahr grad bei tanz&kunst in Königsfelden gezeigt. Im Projekt «babel. überall» zeigten Schülerinnen und Schüler aus Neuenhof mit grossem Erfolg neue Deutungen und Ausdrucksformen des babylonischen Mythos.
Vielleicht auch deshalb dachte Neuenhofs Gemeindeammann Susanne Voser – die sich herkunftsbedingt in beiden Kantonen daheim fühlt – an einer Sitzung von Baden Regio laut darüber nach, als Delegierte für den Bezirk Baden für die Olma zu wirken. Sie empfahl dem Kanton die Schule Neuenhof. Dieser nahm die Idee gern auf, und auch Schulleiterin Renate Baschek konnte sich das gut vorstellen. Sie erliess einen Aufruf, worauf sich mehrere Lehrkräfte mit ihren Klassen meldeten.
Migranten: Was ist die Olma?
Inzwischen liegt bereits die Erlaubnis von Eltern vor. Die benötigt die Schule, auch weil der Olma-Auftritt in den Herbstferien stattfindet. Es zeigte sich aber, dass etliche Eltern nicht wussten, was die Olma ist. Kein Wunder, stammen doch viele aus anderen Nationen und gar Weltgegenden. Die Schule sucht aber noch zusätzliche Schülerinnen und Schüler, die beim Umzug mitmachen. Renate Baschek: «Das Babel-Projekt hat die Schule verändert. All die guten damit verbundenen Gefühle bleiben. Die Schule besteht nicht nur aus Mathematik und anderen Fächern. Auch Kunst, ein gemeinsames, verbindendes Projekt gehört dazu.»
Für Voser öffnet das Mitmachen auch den Blickwinkel: «Die Belohnung wird auch beim Olma-Auftritt die Freude am Erreichten sein – und das ist ein Vielfaches des Einsatzes. Schon beim Babel-Projekt waren die Eltern zu Recht sehr stolz auf das enorme gezeigte Können ihrer Kinder. Die, die mitmachen, werden sich ihr Leben lang daran erinnern.»
Walter Küng freut sich auf dieses Miteinander von einheimischen und Kindern und Jugendlichen zugewanderter Familien «von der Dominikanischen Republik bis Litauen». Er ist überzeugt: «Die Leistung, die sie zusammen zeigen, motiviert.» Für ihn ist das Mitmachen der Schule Neuenhof «auch ein politisches Zeichen». Die Gemeinde steht zu ihrer Multikulturalität und zeigt: «Wir können damit umgehen.» Das sieht Renate Baschek genauso. Am 1. August werde ein ehemaliger Neuenhofer Schüler, der ursprünglich aus der Dominikanischen Republik stammt und jetzt eine Lehre als Serviceangestellter macht, die offizielle Rede halten.
Extrazüge aus dem Aargau
Doch wie wird der Tag der Tage für die Schüler ablaufen? Es werden Extrazüge aus dem Aargau nach St. Gallen fahren. Derjenige, der die Schüler mitnimmt, hält um ca. 06.30 Uhr extra in Neuenhof.
Ehrengäste und Regierungsmitglieder werden dann schon im Zug sein. Das freut Susanne Voser ganz besonders: «Die Regierung holt unsere Schüler ab.»
Im Zug gibts eine Zwischenverpflegung, in St. Gallen werden die Schüler in den grossen Umzug eingereiht. Am Mittag gibts die grosse Verpflegung. Für die Betreuung aller Kinder ist während des ganzen Tages gesorgt.
Gegen Abend fährt der Extrazug wieder zurück nach Neuenhof. Die Kinder werden nach der Olma hoffentlich voller nachhaltiger eigener Erlebnisse sein und einen eindrücklichen Einblick in Schweizer Traditionen erhalten haben.