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Erst vor knapp eineinhalb Jahren übernahm Mustafa Sarikus das «Klosterstübli» als Pächter. Das angespannte Verhältnis zwischen Wirt und Besitzer führt nun zu vorzeitiger Vertragsauflösung.
Im August 2019 hatte Mustafa Sarikus das «Klosterstübli» als neuer Pächter übernommen. Das Gasthaus auf der Wettinger Klosterhalbinsel ist eines der traditionsreichsten Lokale im Dorf. Bevor Sarikus nach Wettingen kam, führte er lange Zeit das Restaurant Jägerstübli in Möhlin. Seit über 20 Jahren ist er in der Gastronomie tätig, vor 40 Jahren kam der gebürtige Kurde aus der Südtürkei in die Schweiz.
Doch knapp eineinhalb Jahre nachdem er in Wettingen das Zepter übernommen hat ist es zum Bruch zwischen ihm und Besitzer Hans-Ulrich Mäder gekommen. «Ich bin traurig, dass es ein solches Ende genommen hat», sagt Sarikus. Zuletzt führte er das Restaurant ohne Angestellte. Seit dem ersten Lockdown im Frühjahr lief es schlecht. «Das Klosterstübli ist eine kleine Beiz mit engen Verhältnissen», sagt der 58-Jährige, «die Leute fühlten sich unsicher.»
Schuld am Aus ist aber nicht in erster Linie die Coronapandemie, sondern das offenbar angespannte Verhältnis zwischen Besitzer und Pächter. Jeder zeigt sich enttäuscht vom jeweils anderen. Unterschiedliche Auffassungen über Führung und Ausrichtung des Betriebs und über die Finanzen führten dazu, dass der Vertrag im Dezember frühzeitig aufgelöst wurde.
Sarikus will nun etwas Neues suchen, sich aber Zeit dabei lassen. Er ist überzeugt, dass viele Wirte durch die Pandemie zur Aufgabe gezwungen werden und dass entsprechend viele Angebote auf den Markt kommen. Auf dem Markt ist nun auch das «Klosterstübli». Die Liegenschaft wurde Ende 2014 renoviert. Innen- wie Aussenbereich bieten Platz für je rund 40 Gäste. Ein Gewölbekeller mit 20 Plätzen lässt Spielraum für spezielle Anlässe. Als Pachtzins für die 471 Quadratmeter Nutzfläche werden 3850 Franken monatlich aufgerufen.
«Trotz Coronakrise haben sich bereits erstaunlich viele Interessenten gemeldet», sagt Hans-Ulrich Mäder. Auch solche, die seit Jahren erfolgreich in der Branche tätig seien. Mäder wünscht sich einen Pächter mit «Erfahrung, Herz und Seele». Er könne sich gut vorstellen, dass zum Beispiel ein Ehepaar mit Angestellten das schmucke Lokal übernimmt. Bei der Ausrichtung der Küche gibt er sich offen: «Ob italienisch, schweizerisch oder asiatisch, alles ist willkommen.» Mäder rechnet damit, dass im April ein Nachfolger den Betrieb aufnimmt.
Das «Klosterstübli» hat wie der benachbarte «Sternen» eine lange, wechselvolle Geschichte. In jüngerer Zeit war es mal ein Gault-Millau-Tempel, mal stand es leer. Das denkmalgeschützte Haus liegt direkt neben der Klosterkirche. Es stammt aus dem 17. Jahrhundert und war ursprünglich Teil eines Ökonomietrakts der Wettinger Zisterzienserabtei.
Nach der Aufhebung des Klosters wurde hier 1864 erstmals eine Pintenwirtschaft eingerichtet. Um 1908 baute Wirt Robert Meier das Restaurant in seiner heutigen Form aus. Das schöne alte Wirtshausschild mit dem stilisierten Wettinger Klosterwappen mit der gekrönten Meerjungfrau und dem Meerstern dürfte aus dieser Zeit stammen.