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Seit drei Jahren steht beim Gemeindehaus Birmenstorf ein Mobility-Auto bereit. Die Gemeinde profilierte sich als umweltbewusst. Nur: Das Angebot ist nicht gefragt. Nach drei Jahren Defizit überlegt sich die Gemeinde, das Angebot einzustellen.
Mit einem Mobility-Angebot kann sich eine Gemeinde als umweltbewusst profilieren und sogar den einen oder anderen Zuzüger gewinnen. Seit drei Jahren steht beim Gemeindehaus Birmenstorf ein Mobility-Auto bereit. Weil es aber nicht genug oft benützt wird, überlegt sich die Gemeinde nun, das Angebot aufzulösen.
Anders als die meisten Gemeinden der Region Baden (siehe Tabelle oben) hat Birmenstorf mit Mobility nämlich eine Umsatzgarantie vereinbart: 12 000 Franken muss ein Mobility-Auto dort jährlich generieren. Wird dieser Wert nicht erreicht, muss die Gemeinde die Differenz zahlen.
In den drei Jahren seit Einführung des Angebots musste Birmenstorf jedes Mal rund 6000 Franken an Mobility überweisen. Diese Umsatzgarantie war als Starthilfe gedacht. Gemeinde und Mobility hofften, dass das Angebot nach drei Jahren an Beliebtheit gewinnen würde.
In Ehrendingen – in der Region die einzige Gemeinde neben Birmenstorf, die eine Umsatzgarantie abgemacht hat – hat dies geklappt: Zwei Jahre nach Einführung des Angebots musste Ehrendingen 3963 Franken zahlen, im Jahr danach nur noch 412 Franken und letztes Jahr gar nichts mehr.
Nun will die Gemeinde Birmenstorf von ihrer Bevölkerung erfahren, wie sie das Angebot einschätzt und ob sie dieses noch wünscht. Gemäss Gemeindeschreiber Stefan Krucker seien bisher zwei Meldungen eingegangen, eine positive und eine negative.
«Bei der relativen Nachfrage des Mobility-Autos liegt Birmenstorf zwar im Durchschnitt», sagt Krucker, «aber wir haben insgesamt zu wenig Einwohner». Gemäss Mobility haben Gemeinden mit weniger als 5000 Einwohner Mühe, den nötigen Umsatz zu generieren. Mit 2600 Einwohnern hat Birmenstorf rund die Hälfte.
Im regionalen Vergleich fällt aber auf: Andere ähnlich grosse oder kleinere Gemeinden bieten ein oder mehrere Mobility-Autos, haben aber keine Umsatzgarantie abgemacht. Die meisten Gemeinden stellen nur die Parkplätze zur Verfügung.
Gemäss Mobility-Mediensprecher Patrick Eigenmann seien rund ein Viertel aller Mobility-Standorte in der Schweiz nicht kostendeckend.
Die Hälfte dieser defizitären Standorte deckt Mobility selber, die andere Hälfte wird von den Gemeinden oder Geschäftskunden getragen. In der ganzen Schweiz übernehmen 60 Gemeinden eine Umsatzgarantie.
«Die defizitären Standorte tragen zur engen Mobility-Netzabdeckung bei, damit Kunden auch in ländlichen Gebieten auf Mobility zählen können», sagt er.
Welche Standorte in der Region kostendeckend sind und wo Mobility das Defizit übernimmt, gibt er nicht bekannt. Doch er sagt: Für eine genug hohe Nachfrage sei ein Standort mit guter Anbindung an den öffentlichen Verkehr entscheidend.
Zudem können kleine Gemeinden sehr carsharing-affine Einwohner haben. Hervorzuheben wäre da Freienwil: Das 1000-Seelen-Dorf hat gemäss Mobility eine bessere Nachfrage als das grössere Birmenstorf. Dies bestätigt der ehemalige Mobility-Sektionsleiter Urs Rey, der in Freienwil wohnt: «Das Angebot gibt es seit 1997, Freienwil hatte immer genug Umsatz.»
Seit der Mobility-Parkplatz von der Entsorgungsstelle an die Bushaltestelle bei der Hauptstrasse verlegt wurde, sei die Nachfrage auch gestiegen.