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Wahlen gewinne man nicht mit Sprüchen, sondern mit Zuhören und Vertrauen holen im persönlichen Gespräch, und man soll nicht allen gefallen wollen, sondern politisch lesbar sein. Cedric Wermuth will ganz genau wissen, wie Wahlen zu gewinnen sind.
Die Einwohnerratswahlen standen bis jetzt im Schatten der Stadtammann- und Stadtratswahlen. Dabei versprechen sie mindestens so viel Spannung. Nachdem vor vier Jahren Grünlinks die Mehrheit im Stadtrat ergattert hat, wankt nämlich erstmals auch die Mehrheit im Stadtparlament.
Grossratswahlen waren stets Gradmesser für Einwohnerratswahlen. Kann die SP ihre Wähler erneut so stark mobilisieren (26,8%), hält das Team im Jubiläumsjahr den Anteil von 2013 (17,5%) und die Grünen verlieren nicht mehr als 0,4 Prozent des Wähleranteils 2013, dann hätte Grünlinks ohne GLP über 50 Prozent Wähleranteil und die Sitzmehrheit im Einwohnerrat ab 2018. Zur Erinnerung: Der Wähleranteil der Bürgerlichen betrug im Herbst 2013 (inkl. 2,1 % EVP, ohne GLP) noch 53,2 Prozent. Die FDP war vor der SP und dem Team wählerstärkste Partei.
Beim Vergleich zwischen Grossrats- und Einwohnerratswahlen ist mit einzuberechnen, dass die Grünen jeweils beträchtliche Wähleranteile ans Team verlieren, in kleinem Rahmen auch GLP, SP und vereinzelt die Bürgerlichen.
Nationalrat Cédric Wermuth war mit Regierungsrat Urs Hofmann bei der SP Baden zu Gast und verkündete seine Erfolgsrezepte für kommunale Proporz-Wahlen, die er auf Facebook stellte: Das Potenzial nutzen im eigenen Umfeld, nicht Andersdenkende überzeugen wollen, die Leute im Wahlkampf nicht in Ruhe lassen, sondern stören. Wahlen gewinne man nicht mit Sprüchen, sondern mit Zuhören und Vertrauen holen im persönlichen Gespräch, und man soll nicht allen gefallen wollen, sondern politisch lesbar sein. "Oft gehen Lokalparteien in Wahlkämpfen von der Idee aus, es gehe darum, möglichst viele CVP, FDP und SVP-WählerInnen von der SP zu überzeugen", schreibt Wermuth und fügt an: "Das ist – im heissen Wahlkampf – verlorene Liebesmühe."
Wer mobilisiert wie, und welches sind die Ziele? Diese Frage stellte die «Schweiz am Wochenende» den Parteien. Die FDP setzt auf persönlichen Austausch. «Wir haben Kandidaten-Circles ins Leben gerufen, wo sich die ER-Kandidaten treffen, austauschen und ihr Umfeld mobilisieren», verrät Tobias Auer, Co-Präsident. «Zusätzlich intensivieren wir den Dialog mit der Wählerbasis über die digitalen Medien.» Die FDP wird auch auf der Strasse präsent sein und klassische Werbemittel nutzen. Ziel: Wähleranteil ausbauen und stärkste Fraktion bleiben. Im Budget 2017 stehen Ausgaben von 15 000 Franken, grösstenteils für die Wahlen.
Die SP will zwei Sitze zu ihren neun dazugewinnen. Laut Martin Groves wird die SP ihre Wählerschaft gezielt mobilisieren, den direkten Kontakt zur Einwohnerschaft suchen und aufzeigen, wie die SP die Stadt weiterentwickeln will. «Gute Köpfe auf der Liste, die für SP-Werte kämpfen». Die SP setzt ein Budget von 20 000 Franken ein.
Das Team will laut Iva Marelli den Rekord von neun Sitzen halten. Man setzt auf Plakate, Standaktionen und mobilisiert im persönlichen Umfeld. Das «Teamblatt» wird erscheinen. 20 000 Franken beträgt das Budget; die Kandidaten keine Kosten tragen müssen.
«Es braucht mehr CVP», so Co-Präsident Simon Binder. «Unser Ziel ist gewinnen.» Mit engagiertem Wahlkampf, viel Präsenz auf der Strasse, klarem Programm, mit klassischen wie unkonventionellen Mobilisierungsaktionen will die Partei die Wählerschaft überzeugen, dass die CVP den Wandel herbeiführen könne. Binder: «Wir sind ein junges Team, es ist viel Aufbruchsstimmung vorhanden.» Das Wahlkampfbudget ist noch offen. Die SVP konzentriert sich ganz auf die Einwohnerratswahlen. Präsident Serge Demuth: «Wir werden unsere Wählerschaft mobilisieren, Plakat- und weitere Aktionen durchführen.» Ziel: Im Minimum acht Sitze halten, bestenfalls vier Sitzgewinne. Budget: rund 10 000 Franken.
Bei den Grünen ist die politische Arbeit der letzten Jahre das Wahlkampf-Aushängeschild. «Wir haben zudem einen hohen Frauenanteil und junge Grüne», sagt Präsidentin Beatrice Schilling. Mit gegen 10 000 Franken sei das Budget «rekordhoch». Ziel: Die drei Bisherigen wiedergewählt, plus ein Sitz.
«Die Wählerschaft hat erkannt, dass die GLP ihre Kritikpunkte frei von Politfilz und Ideologien einbringt», sagt Sander Mallien. Der Dialog mit der Bevölkerung stehe im Vordergrund. Mallien rechnet mit 8 Prozent Wähleranteil und hofft auf zwei Sitzgewinne. Budget: «Wir hoffen auf Spenden.» Auf Spenden hofft auch Alex Meier (EVP). Mit einem neu gegründeten Vorstand gehe die Partei gestärkt in die Wahlen, sagt Meier. Ziel: «Den Sitz sicher halten und Wähleranteile dazugewinnen.»