Pandemie
Nie mehr eine beschlagene Brille: Spreitenbacher Firma findet Lösung für Masken-Problem – wir haben sie getestet

Ein Antibeschlagtuch soll bei Brillenträger auch in Zeiten der Pandemie für eine klare Sicht sorgen. Die Idee dazu hatte ein Mitglied der Spreitenbacher Marein AG. Wir haben das Produkt getestet.

Larissa Gassmann
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David Ostfeld mit dem Antibeschlagtuch, das Brillenträgern das Leben ab nun erleichtern soll.

David Ostfeld mit dem Antibeschlagtuch, das Brillenträgern das Leben ab nun erleichtern soll.

MAREIN AG

Am Anfang der Idee zum Antibeschlagtuch stand ein Familienessen. Und wie könnte es auch anders sein – eine beschlagene Brille. Zu Besuch bei seinen Eltern hörte der Badener Jungunternehmer David Ostfeld im Dezember erstmals von den Problemen, die maskentragende Brillenbesitzer täglich quälen.

Bei Kaffee und Kuchen schilderte ihm sein Vater damals seine eigenen Erfahrungen. Er hat mir erklärt, wie mühsam seine beschlagene Brille für ihn ist», so Ostfeld. «Gleichzeitig hat er mir von Bekannten erzählt, die deswegen Treppenstufen übersehen haben und gestürzt sind.» Diesem Problem wollte sich Ostfeld annehmen – das wurde ihm noch am Familientisch klar.

Auf der Suche nach einer Lösung liess er sich von seinem Vater die bereits auf dem Markt befindlichen Produkte mit all ihren Vor- und Nachteilen erklären. So hat sich dieser etwa ein Gel gekauft, das sich jedoch als etwas umständlich in der Anwendung erwies. «Viele Produkte sind zudem immer wieder ausverkauft. Oft gibt es längere Wartezeiten», so Ostfeld.

Ständig auf der Suche nach den neusten Trends

Als beratender Einkäufer der Spreitenbacher Marein AG, die Bastelartikel führt und regelmässig innovative Produkte ins Sortiment aufnimmt, war die Suche nach einem geeigneten Artikel für den 36-Jährigen kein Neuland. In der gleichen Nacht setzte er sich vor den Bildschirm, um seine Kontakte im asiatischen Raum abzuklappern.

Nicht nur bei diesem Vorhaben hatte Ostfeld den Segen von William Reinecke, Geschäftsführer der Marein AG. Er lehne kaum einen Vorschlag seiner Mitarbeiter ab, sagte Reinecke schon im Dezember bei einem Besuch in seinem Bastellager. Auch jetzt war er sofort begeistert. «Ich fand die Idee von Anfang an super. Auch bei meinem Vater beschlugen sich die Brillengläser andauernd», sagt William Reinecke.

Derart unterstützt, fand Ostfeld rasch einen Produzenten für Mikrofasertücher. Weil dieser nicht über die Erfahrung mit Antibeschlag-Beschichtungen verfügte, wurde ein weiterer Hersteller ins Boot geholt. Von da an ging es Schlag auf Schlag. Nach vier Wochen kamen die ersten Tücher per Flugzeug an. Das Designen der Verpackung wurde in Spreitenbach vorangetrieben, dazu wurde im hauseigenen Studio ein Werbevideo für Instagram gedreht.

«In diesem Fall haben wir einfach Vollgas gegeben»

Normalerweise dauert der Prozess von Idee bis Verkauf etwa drei Monate, allein das Verschiffen der Produkte verschlingt sonst Wochen. «In diesem Fall haben wir einfach Vollgas gegeben», sagt Ostfeld. «Uns war klar, wie dringend die Menschen dieses Produkt benötigen und dass wir deshalb keine Zeit verlieren dürfen.» Gekauft werden kann das Antibeschlagtuch nun unter anderem in den «Do it + Garden»-Filialen der Migros. Auch im eigenen Onlineshop sind die Tücher ein Renner. «Sobald es online war, wurde es auch schon gekauft», sagt Reinecke.

Als Vorteil gegenüber herkömmlichen Antibeschlag-Produkten sieht Ostfeld die Langlebigkeit. «Viele Tücher sind feucht und deswegen nur wenige Male verwendbar», sagt er. «Unser Tuch kann hingegen 300 Mal wiederverwendet werden und ist somit nachhaltiger als Wegwerfprodukte.» Brillenträger müssen nicht viel tun für eine freie Sicht: Sie sollen nur die Gläser reinigen und sie dann mit dem Tuch abwischen. Dank Nanotechnologie soll die freie Sicht nach 30-sekündiger Anwendung 12 Stunden lang halten. Auch Skibrillen oder Fotolinsen bleiben sauber und klar.

Ostfeld selbst trägt selten eine Brille. Wenn, dann vor allem im Auto oder vor dem Fernseher. Etwas hat sich für ihn in den vergangenen Wochen trotzdem verändert. «Wenn ich durch die Strassen laufe, fallen mir auf einmal die vielen Menschen mit beschlagenen Brillengläsern auf», sagt er lachend. «Am liebsten würde ich dann sofort hinlaufen und ihnen ein Antibeschlagtuch in die Hand drücken.»