Nachdem das Niederrohrdorfer Stimmvolk im November einem Rückweisungsantrag zugestimmt hatte, mussten Haustechnik und Standort überprüft werden. Gemeinderat Kevin Van verrät, wie das Projekt trotz viel Kritik ins Ziel kommen soll.
Niederrohrdorf hat ein Problem: Die Gemeinde benötigt dringend mehr Schulraum. Niederrohrdorf hätte aber auch eine Lösung: Sie heisst «Jim Knopf», sollte 2025 realisiert werden und sowohl die Primarschule als auch die Oberstufe der Kreisschule Rohrdorferberg entlasten. Bei «Jim Knopf» ist jedoch der Wurm drin. Das wurde allen spätestens zu dem Zeitpunkt klar, als das Stimmvolk das Projekt an der vergangenen Gemeindeversammlung im November regelrecht abschmetterte.
Und das, nachdem derart lange daran gefeilt worden war: Schon 2011 ergaben Erhebungen der Schülerzahlen in der Primarschule, dass mehr Platz benötigt wird. 2015 begann die strategische Planung, 2016 mussten bereits die ersten Primarschulklassen in provisorischen Pavillons unterrichtet werden. 2017 ging «Jim Knopf» schliesslich als Sieger eines Architekturwettbewerbs hervor.
Seither wurde aber einiges am Projekt geändert. So etwa, dass die Oberstufe der Kreisschule Rohrdorferberg in den neuen Räumlichkeiten ebenfalls Platz finden sollte. Demnach sollte das neue Schulhaus für beide Stufen auf dem heutigen roten Platz zu stehen kommen, südlich der Rüslerstrasse und westlich des Oberstufenzentrums. Kostenpunkt: Insgesamt 16,5 Millionen Franken.
So wurde das Projekt vor rund einem halben Jahr den beteiligten Gemeinden Bellikon, Niederrohrdorf, Oberrohrdorf und Remetschwil vorgelegt. Während Bellikon und Remetschwil dem Projektierungskredit von 3,27 Millionen Franken zugestimmt haben, stimmte hingegen der Souverän von Niederrohrdorf einem Rückweisungsantrag der vier Ortsparteien FDP, SP, GLP und Die Mitte zu. Oberrohrdorf, als letzte Gemeinde, strich den Antrag von der Traktandenliste.
Dem Gemeinderat von Niederrohrdorf blieb demnach nichts anderes übrig, als Standort und Haustechnik gemäss Rückweisungsantrag erneut zu überprüfen. Mittlerweile wurden mit verschiedenen Anspruchsgruppen Gespräche geführt. Der Gemeinderat hat zudem Ende Januar 2022 ein juristisches Gutachten in Auftrag gegeben. Dieses sollte die Frage klären, ob das bisherige Projekt überhaupt noch weitergeführt werden darf. Schliesslich hat es sich seit dem Wettbewerb beträchtlich verändert.
Nun liegt das Resultat dieser Überprüfung vor. Dabei sind zwei Punkte relevant: Zum einen ist das Projekt demnach nach wie vor und trotz Änderungen rechtens. Für den Gemeinderat ist das gut. Denn so muss «Jim Knopf» vorerst nicht komplett begraben werden. Zum anderen darf aber ohne einen neuen Projektwettbewerb nicht vom Standort abgewichen werden.
«Würden wir den Rückweisungsantrag eins zu eins umsetzen, müssten wir folglich wieder ganz von vorne beginnen», sagt Gemeinderat Kevin Van (FDP), der das Ressort Bildung und Soziales per Anfang dieses Jahres von Martina Egger (SVP) übernommen hat. Das will der Gemeinderat verhindern. «Letztlich ist allen bewusst, dass wir Schulraum brauchen – und zwar so bald wie möglich», sagt Van.
Deshalb gelte es jetzt, ein bauliches Gutachten einzuholen, um die Punkte des Antrags genauer beantworten zu können. Also eine erneute Überprüfung dessen, was bereits mehrmals überprüft wurde. Das Gutachten soll aufzeigen, inwiefern man vom Standort abweichen kann, ohne den Perimeter zu missachten, und ob mit der vorliegenden Haustechnik tatsächlich die beste Lösung gefunden wurde.
«Der Grund, weshalb das Projekt derart auf Kritik gestossen ist, ist nicht, dass es nicht gut wäre», sagt Van. «Sondern, dass nicht genügend kommuniziert wurde und sich die Bevölkerung zu wenig abgeholt gefühlt hat.» Deshalb habe sich der Gemeinderat vorgenommen, fortan auf eine transparentere Kommunikation zu setzen: «Wir wollen die Leute von jetzt an noch mehr miteinbeziehen», sagt Van.
Er selbst stehe vollends hinter dem Projekt: «Dass man gemeinsam und kompakt in einem Kubus baut, ist meiner Meinung nach ideal», sagt er und fügt an:
«Für mich ist ‹Jim Knopf› noch nicht gestorben. Wir wollen das Projekt und wir werden alles daransetzen, es noch zu retten.»
Der Gemeinderat hofft, auf der Basis des bisherigen Projekts weiterfahren und dem Stimmvolk baldmöglichst einen erneuten Projektierungskredit vorlegen zu können.