NLB-Handball
7-Tore-Vorsprung reicht nicht: Städtli Baden gibt Sieg im Aargauer Derby aus der Hand

Städtli Baden muss gegen Möhlin fast mit der Schlusssirene den Ausgleich hinnehmen. Das beschert den Fricktalern einen wertvollen Punkt. Das Match war trotzdem ein besonderes Spektakel.

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Der Badener Amer Zildzic setzt sich gegen Möhliner Verteidiger durch – vor einer grossen Zuschauerkulisse.

Der Badener Amer Zildzic setzt sich gegen Möhliner Verteidiger durch – vor einer grossen Zuschauerkulisse.

Daniel Küttel

Bei Aargauer Derbys zwischen Baden und Möhlin ist für Spannung gesorgt: Das hat sich am Samstag in der Badener Aue einmal mehr bewahrheitet – auch wenn das eine Viertelstunde vor dem Abpfiff ganz und gar nicht danach aussah. Da führte Städtli Baden nämlich noch mit 26:19.

Doch von Anfang an: 15 Minuten wogte die Partie nach dem Anpfiff hin und her, bis sich Städtli dank den starken Paraden von Marco Wyss (17/40, 43%) langsam aber sicher abzusetzen begann. Möhlin fand kaum mehr Zugang zum Tor des Heimteams, Baden traf und traf und lag zur Pause sechs Treffer vorn (16:10). Zeitstrafen waren da bereits sechs Stück ausgesprochen – es sollten noch einige hinzukommen.

Die Stadtturner knüpften nach dem Seitenwechsel dort an, wo sie aufgehört hatten, und kontrollierten das Spiel scheinbar nach Belieben. Der Vorsprung pendelte sich so zwischen sechs und acht Toren ein. Doch das verleitet Städtli dazu, in den Verwaltungsmodus umzuschalten.

Badener Chaosphase

Das Badener Verhängnis begann mit einer selten gesehenen Chaosphase: 15 Minuten vor Schluss technische Fehler hüben wie drüben, dann eine Zeitstrafe gegen die Stadtturner. Dann noch eine. Und noch eine! Zu dritt hielt Städtli zwar nach Leibeskräften dagegen, schaffte es aber in der Folge kaum mehr, Zählbares zu produzieren. Was auch daran lag, dass Möhlin zu einer aufsässigen Defensive gefunden hatte, die Städtli immer wieder zu technischen Fehlern und schwachen Abschlüssen verleitete.

Es kommt zum Showdown

Sieben Zeitstrafen später (inzwischen hatten zwei Spieler das Feld wegen der roten Karte nach der dritten Zeitstrafe verlassen) war in der 59. Minute alles für einen Showdown angerichtet, auf den zur Halbzeit kaum jemand gewettet hätte: Baden nur ein Tor vorn. Möhlin 22 Sekunden vor Schluss mit dem letzten Team-Time-out samt Möglichkeit zum letzten Angriff.

Über 450 grosse und kleine Handballfans sorgten von Beginn an für eine grossartige Stimmung auf den Rängen. Welch ein grandioses Wechselbad der Gefühle hatten sie da schon hinter sich. Und nun folgte die Krönung des Spektakels: Anpfiff. Pass. Pass. Wurf. Tor! 27:27! Schlusssirene, aus, vorbei!

Während sich die Möhliner glückselig in den Armen lagen, rieben sich die Badener ungläubig die Augen. Die Binsenweisheit, dass Derbys ihre eigenen Gesetze haben, hatte sich ein weiteres Mal bewahrheitet.

Städtli muss sich über die eigene Leistung und den Punktverlust ärgern. Immerhin: Die Fans werden noch lange von diesem Samstagabend im Hexenkessel Aue schwärmen.