Kein Platz in Baden
Obdachlose werden nach Zürich oder in Tiefgaragen geschickt

Ohne «Pfuusbus» müssen Obdachlose in der Nacht draussen frieren. Als Alternative werden sie nach Zürich oder in eine «warme» Tiefgarage geschickt. Der Kanton sucht nach einer gemeindeübergreifenden Lösung.

DAniel Vizentini
Drucken
Bei den gegenwärtig tiefen Temperaturen ist das Leben auf der Strasse noch härter als sonst. (Symbolbild)

Bei den gegenwärtig tiefen Temperaturen ist das Leben auf der Strasse noch härter als sonst. (Symbolbild)

Keystone

Obdachlose in der Region haben weiterhin oft keinen Ort zum Übernachten. Das Projekt «Pfuusbus» ist letztes Jahr gestorben – gemäss Stadträtin Regula Dell’Anno konnte kein geeigneter Standort gefunden werden.

Gerade bei den Temperaturen, die derzeit unter dem Gefrierpunkt sinken, stehen Obdachlose in Baden ohne Übernachtungsmöglichkeit auf der Strasse. Die 17 Plätze im christlichen Hilfswerk Hope sind meistens belegt, die Warteliste lang. Kürzlich sagte Hope-Leiterin Daniela Fleischmann gegenüber Radio SRF: «Wir schicken die Obdachlosen in den ‹Pfuusbus› nach Zürich oder sagen ihnen, welche Tiefgaragen schön warm sind.»

Diese Aussage bestätigt sie: «Es ist leider so. Was bleibt uns sonst noch übrig?» In Tiefgaragen könne man immerhin eine Nacht überleben. Ein sicherer Ort sei dies aber nicht. «Ein Obdachloser wurde mal in einer Tiefgarage verprügelt. Obdachlos zu sein, ist wirklich nicht einfach», bekräftigt Daniela Fleischmann. «Wir können die Problematik nicht mit unserem kleinen Verein auffangen.» Das Obdachlosen-Problem betreffe den ganzen Kanton, das Hope könne aber «nur lokal und sehr begrenzt» helfen.

Das kantonale Departement Gesundheit und Soziales (DGS) kennt den Bedarf an Notschlafstellenbetten. «Die Situation ist auch aus unserer Sicht unbefriedigend», sagt Balz Bruder, Leiter Kommunikation beim DGS. Verantwortlich seinen aber primär die Gemeinden, sagt das Gesetz. Der Kanton kann Projekte von Gemeinden höchstens finanziell unterstützen.

Gemeindeübergreifende Lösung

Weil das Obdachlosen-Problem mehrere Gemeinden betrifft – im Aargau ist die Rede von der Achse Baden–Brugg–Aarau–Zofingen – wird nun nach einer gemeindeübergreifenden Lösung gesucht. Das «Netzwerk Apika», das die Angebote für psychisch Kranke im Aargau zusammenfasst, will mit der Fachhochschule Nordwestschweiz «eine breit angelegte Bedarfsanalyse» durchführen, um das Problem breiter anzupacken. «Hier stehen wir noch am Anfang», sagt Markus Eichkorn vom Verein für psychisch Kranke «Anker».