Oberrohrdorf
Gründer des Kutschenmuseums über seine Leidenschaft: «Statt Ski- oder Velo fahren, gingen wir mit Pferden in die Ferien»

Seit 25 Jahren führt Toni Meier sein Kutschenmuseum in Oberrohrdorf – angefangen hat das Hobby aber schon viel früher.

Luca Giannini
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Toni Meier: Das Kutschenmuseum baute er im Teamwork zusammen mit Freunden und Mitarbeitern auf.

Toni Meier: Das Kutschenmuseum baute er im Teamwork zusammen mit Freunden und Mitarbeitern auf.

Valentin Hehli / BAD

«Die hier ist aus Baden, wir wissen aber nicht, wer sie gebaut hat», erklärt Toni Meier, während er aus seiner Doktor-Chaise aus ungefähr dem Jahr 1905 steigt. Die Kutsche ist eines von 26 Exemplaren, die der 80-Jährige in seinem Kutschenmuseum in Oberrohrdorf gesammelt und aufgestellt hat.

Die allermeisten von ihnen hat er mit Freunden und Mitarbeitern zusammen in der Freizeit restauriert. Hinzu kommen unzählige Fuhrgeschirre, Peitschen, Zylinder aus allen Epochen, Laternen und Sättel – alles eben, was man zum Kutschenfahren braucht.

Toni Meier in seinem Kutschemuseum.

Toni Meier in seinem Kutschemuseum.

Valentin Hehli / BAD

Man könnte meinen, diese Leidenschaft sei Meier in die Wiege gelegt worden, doch dem ist nicht so. 1942 wurde er im Ortsteil Staretschwil in eine Kleinbauernfamilie geboren. Er erinnert sich:

«Wir hatten zwei Kühe, zwei Geissen, zwei Schweine und Hühner, aber keine Pferde.»

Nach der Schule absolvierte er in Fislisbach eine Lehre als Autolackierer, machte sich mit 21 Jahren selbstständig, blieb es rund 50 Jahre lang und bildete dabei 16 Lehrlinge aus.

Zu den Pferden kam er erst einige Jahre später: «Das erste Ross kaufte ich mir mit 29 Jahren, einfach zum Reiten, etwas später dann das erste Gespann, und in Deutschland lernte ich auf einer speziellen Fahrschule dann das Kutschenfahren», schildert Toni Meier den Anfang dessen, was ihn nun sein Leben lang begleiten sollte. Nun war er in seiner Leidenschaft angekommen: «Anstatt in die Ski- oder Veloferien, gingen wir halt von nun an mit den Pferden in die Ferien.»

Drei Etappen prägten sein Leben

Mit den Mitarbeitern seiner Carrosserie und später auch mit Freunden begann er alte Kutschen zu restaurieren, für sich selbst und für andere, und immer nach Feierabend. «Ohne Teamwork wäre so etwas nicht möglich gewesen», betont Meier und fügt mit einem Schmunzeln an: «Für diese Arbeit habe ich Leidenschaft, Wille und Ehrgeiz gebraucht. Ohne geht es nicht.»

Die Freude an den Pferden führte dazu, dass sich Toni Meier im Reitverein Reusstal engagierte. Zweimal, 1995 und 2000, organisierte er auf dem Vereinsgelände in Niederrohrdorf einen sogenannten «Concours D’Elegance», ein Kutschen-Schaufahren. Vor dem Reitverein war Toni Meier närrisch unterwegs: Neun Jahre lang wirkte er in der Polterzunft Staretschwil als Zunftmeister. Ist er heute noch immer Fasnächtler? «Nein, nein, das hat schon lange aufgehört. Alles hat seine Zeit», meint er schmunzelnd. Eigentlich seien es nämlich drei Etappen gewesen, die ihn durch sein Leben begleiteten.

Aller guten Dinge sind drei? «Nein!»

Nach der Fasnacht und dem Reitverein war die dritte Etappe dann das Kutschenmuseum. 1997 gegründet, stand es zuerst in Mellingen, mittlerweile in seiner alten Werkstatt. Vor Corona kamen pro Jahr etwa 1500 bis 2000 Besucher, im Monat gab der stolze Besitzer etwa ein bis zwei Führungen, «für Reitvereine oder Lions-Clubs, aber auch für Autoklubs.» Das Prachtstück des Museums und gleichzeitig die grösste restaurative Leistung ist die Viktoria. Sie war im Besitz des Fürsten zu Wied, im deutschen Bundesland Rheinland-Pfalz.

Zum 20-Jahre-Jubiläum des Museums gab Toni Meier ein erstes Buch heraus, eine Dokumentation über seine Sammlertätigkeit. Nun hat er mit drei Mitautoren ein weiteres veröffentlicht, eine Hommage an Zugtiere in der Landwirtschaft. Plant er im Sinne des Sprichworts «Aller guten Dinge sind drei» ein weiteres? «Nein!» lautet die klare Antwort, seine Kraft wolle er jetzt völlig seinem Museum widmen. Mit Leidenschaft und Idealismus, so wie Toni Meier dies schon seit Jahrzehnten macht.

Die Vernissage des neuen Buches findet am 20. Februar in der Zähnteschüür statt, anmelden kann man sich via Website der Schüür oder des Museums.