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Ob Fans, Freunde oder ehemalige Lehrer und Klassenkollegen: Alle wollten die Martys sehen. Einen Monat nach Sotschi und eine Woche nach dem Sieg der schwedischen Meisterschaft wurden die Eishockey-Spielerinnen im Gemeindesaal feierlich empfangen.
Wenn das kleine Obersiggenthal bei den Olympischen Spielen eine Medaille gewinnt, so grenze das an ein Wunder. Mit diesen Worten begann Gemeindeammann Dieter Martin seine Ansprache am Dienstagabend beim Empfang der beiden Olympia-Heldinnen Julia und Stefanie Marty.
Einen Monat ist es bereits her, seit die beiden Zwillingsschwestern aus Nussbaumen in Sotschi mit der Schweizer Eishockey-Nati Bronze geholt haben. Weil sie aber gleich nach den Olympischen Spielen nach Schweden abdüsen mussten – beide spielen dort im Eishockey-Club Linköping HC – wurde der feierliche Empfang für die beiden gestern nachgeholt.
«Bei der Begrüssung sagte uns Dieter Martin, das müsse ja Routine sein für uns», sagt Julia Marty. «So etwas wie hier haben wir aber noch nie erlebt.» Gleich bei der Ankunft auf dem Gemeindeplatz jubelten ihnen Fans, Freude und Familienmitglieder zu, während die Junioren des UHC Obersiggenthal ihre Hockeyschläger hoch in die Luft hielten.
Anwesend waren auch ihre früheren Klassenkameraden und Lehrer aus der Oberstufe, darunter ihr damaliger Klassenlehrer Andreas Baumgartner. Dieser hatte in seiner Ansprache auch die eine oder andere Geschichte bereit. So hätten die beiden bereits von der ersten Schulwoche hinweg vollen Einsatz gezeigt im Turnunterricht.
Und im Unihockey hätten sie selbst die um zwei Jahre älteren Jungs im Griff gehabt. «Ich habe noch einen Auszug aus der Betragenskonferenz der beiden gefunden», sagte Baumgartner gut gelaunt. Etwas Böses stand doch aber leider nicht drin. Einen Ratschlag an die heutigen Obersiggenthaler Oberstufenschüler wollte er zum Schluss noch von den beiden erfahren. Prompt waren sich die Martys einig: «Macht etwas, woran ihr Freude habt. Und macht es mit Leidenschaft.»
Mehr Respekt für den Frauen-Sport
«Fussball, Handball, Eishockey sei nichts für Frauen – so denken leider heute noch viele», sagte Gemeinderat Linus Egger bei seiner Rede. Er hoffe deshalb, dass der Erfolg der Marty-Schwestern andere Frauen inspirieren werde und die Eishockey-Clubs zu einem Umdenken bringe. Auch Julia und Stefanie wurden als Kinder zuerst ins Eiskunstlaufen geschickt, während ihr Bruder ins Eishockey gehen durfte.
Später wurden die beiden in die Mannschaft des EHC Wettingen-Baden aufgenommen. Erhoffen sich die Martys nun, dass dank dem Erfolg in Sotschi das Frauen-Eishockey in der Schweiz mehr Beachtung findet? «Ich hoffe, dass es mehr respektiert wird», sagt Julia Marty. «Wir bekommen meistens die schlechteren Trainingszeiten als die Männer und können sehr selten trainieren. Ich hoffe, dass sich das ändert.»
Vor einer Woche konnten die beiden einen weiteren Erfolg verbuchen und wurden mit ihrer Mannschaft schwedischer Meister. Wie es jetzt mit ihnen weitergeht und wo sie ihre Karriere fortsetzen werden, wissen sie noch nicht. Ihre Bronzemedaillen aus Sotschi jedenfalls, die bleiben in Obersiggenthal, versichert Julia.