Obersiggenthal
Nachbargemeinden wollen sich nicht am Schwimmbad beteiligen – das sagt die Frau Gemeindeammann

Die Versuche des Gemeinderats Obersiggenthal, die umliegenden Gemeinden für eine Beteiligung am Hallen- und Gartenbad zu gewinnen, sind fruchtlos geblieben. Das, obwohl doch viele Auswärtige das Schwimmbad mitbenutzen.

Sarah Kunz
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Das Hallen- und Gartenbad wird saniert. Die Nachbargemeinden von Obersiggenthal wollen sich nicht finanziell daran beteiligen.

Das Hallen- und Gartenbad wird saniert. Die Nachbargemeinden von Obersiggenthal wollen sich nicht finanziell daran beteiligen.

Archivbild: Nicole Caola

Am 3. September 2020 stimmte der Einwohnerrat von Obersiggenthal dem Antrag für einen Verpflichtungskredit zur Sanierung des Hallen- und Gartenbads von über 9,1 Millionen Franken zu. Ein halbes Jahr später wandelte der Einwohnerrat eine Motion der FDP-Fraktion betreffend Schaffung einer regionalen, überkommunalen Trägerschaft für das Schwimmbad in ein Postulat um und überwies das Geschäft an den Gemeinderat.

Das Postulat forderte, der Gemeinderat soll eine neue Form einer überkommunalen Trägerschaft mit Finanzierungs- und Mitsprachemodellen für das Hallen- und Gartenbad zu schaffen. Indem künftige Investitionen und Betriebsdefizite von mehreren Trägern mitgetragen werden, sollte das Weiterbestehen der Anlage langfristig ermöglicht werden, so die Absicht.

Inzwischen hat der Gemeinderat – nach einem ersten Anlauf im Juli 2020 – im Frühjahr 2021 einen weiteren Versuch unternommen, die umliegenden Gemeinden zu einer Beteiligung am Schwimmbad zu gewinnen. Namentlich sind dies die Gemeinden Untersiggenthal, Ehrendingen, Ennetbaden, Freienwil, Gebenstorf, Turgi und Würenlingen. Eine Beteiligung wäre in Form von Miteigentum mit entsprechendem Mitspracherecht möglich oder mit einer Beteiligung am jährlichen Betriebsverlust.

Bei einer finanziellen Beteiligung würde den Einwohnerinnen und Einwohnern ihrer Gemeinden im Gegenzug Vergünstigungen für das Schwimmbad angeboten. Ihre Schulen hätten zudem Priorität beim Gewähren von Zeiten und Bahnen für den Schwimmunterricht.

Viele auswärtige Gäste stammen aus Untersiggenthal

Der Gemeinderat zog bei seiner Umfrage die einmalige Gästeerhebung aus dem Jahr 2015 bei. Wie diese zeigt, stammen die meisten Badegäste – rund 40 Prozent – aus Obersiggenthal. Den nächstgrössten Anteil machen auswärtige Badegäste aus Untersiggenthal mit gut 20 Prozent aus. Weitere sechs Prozent der Besucherinnen und Besucher stammen aus Baden, knapp fünf Prozent aus Turgi und knapp vier Prozent aus Würenlingen.

Die Stadt Baden und die Gemeinde Wettingen wurden – auch wenn viele Gäste aus diesen Kommunen kamen – nicht offiziell um eine Beteiligung angefragt. Sie unterhalten eigene Schwimmbäder, begründete der Gemeinderat diesen Entscheid. Daher wurde es als aussichtslos beurteilt, von ihnen eine finanzielle Unterstützung am Eigentum und/oder am Betriebsverlust des Hallen- und Gartenbads zu erhalten.

Enttäuschung über fehlende Solidarität

An der vergangenen Einwohnerratssitzung stellte der Gemeinderat nun die Ergebnisse der Umfrage vor. Demnach erklärte sich die Gemeinde Ehrendingen bereits im Jahr 2020 bereit, sich am jährlichen Betriebsverlust in der Höhe von 7100 Franken mit Vergünstigungen bei Saison- und Jahresabonnements für ihre Bevölkerung zu beteiligen. Der entsprechende Betrag sei im Budget 2023 bereits eingestellt.

Die Gemeinde Untersiggenthal stellt in Aussicht, nach Abschluss der Sanierungsarbeiten – also voraussichtlich im Jahr 2026 – eine Beteiligung am Betriebsverlust zu prüfen. Alle anderen Gemeinden lehnten eine Beteiligung an einer überkommunalen Trägerschaft für das Hallen- und Gartenbad Obersiggenthal ab.

«Natürlich würden wir uns wünschen, dass mehr Solidarität gezeigt worden wäre», sagt Frau Gemeindeammann Bettina Lutz auf Anfrage. «So ist jetzt eine gewisse Enttäuschung vorhanden. Gerade von Untersiggenthal hätten wir uns mehr erhofft.» Trotz allem hat Lutz auch Verständnis für die fehlende Bereitschaft der Nachbargemeinden: «Wir sind schliesslich nicht die einzigen, die mit den Finanzen zu kämpfen haben», sagt sie.