Obersiggenthal
Obersiggenthal wehrt sich gegen den Baldeggtunnel

Die Gemeinde hat Vorbehalte gegenüber dem Grossprojekt Baldeggtunnel. Der Obersiggenthaler Gemeinderat stört sich an der fehlenden Analyse und befürchtet mehr Verkehr aus dem Surbtal.

Martin Rupf
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Der Baldeggtunnel soll das Untere Aaretal besser an das Nationalstrassennetz anschliessen. google

Der Baldeggtunnel soll das Untere Aaretal besser an das Nationalstrassennetz anschliessen. google

Vor zwei Monaten ist das Projekt Baldeggtunnel mit Umfahrung im kantonalen Richtplan auf Stufe Zwischenergebnis verankert worden. Nun droht dem Projekt Widerstand aus Obersiggenthal – der Gemeinderat lehnt den Tunnel ab.

«Wir können nicht nachvollziehen, dass für den Kanton die Verkehrsplanung im Siggenthal erste Priorität hat», sagt Gemeindeammann Max Läng. Der Handlungsbedarf sei südlich von Baden – also im Raum Dättwil, Fislisbach und Mellingen – viel grösser. «Wir fragen uns, weshalb die direkte Anbindung der Verkehrsachsen aus dem Raum Fislisbach an die Autobahn A1 nicht erste Priorität geniesst», so Läng. Dies umso mehr, als in den südlich von Baden gelegenen Gebieten die Bautätigkeit viel grösser sei als im Siggenthal und deshalb der Verkehr dort auch viel stärker zunehmen werde. Auch sei beim Baugebiet Galgenbuck in Dättwil der Anschluss an die Mellingerstrasse ungelöst. «Kurz: Uns fehlt eine saubere Analyse für die ganze Region», sagt Läng.

Verkehr aus Surbtal befürchtet

Doch nicht nur die fehlende Analyse stösst dem Obersiggenthaler Gemeinderat sauer auf. «Ziel des Tunnels ist es, das Untere Aaretal besser an das Nationalstrassennetz anzuschliessen und die Zentren in Baden und Brugg zu entlasten», so Läng. In Obersiggenthal befürchte man aber mehr Verkehr aus dem Surbtal via Hertensteinstrasse. «Wir schauen sicher auch deshalb genau hin, weil wir wegen der Siggenthaler Brücke gebrannte Kinder sind», sagt Läng. Damals habe es geheissen, dank der Brücke gäbe es nicht mehr Verkehr auf der Landstrasse. «Das Gegenteil traf ein: Vor dem Bau der Brücke waren es 11000 Autos pro Tag, seither 21000.» Gemeinderat Hansruedi Hess befürchtet zudem eine starke Zunahme des Schwerverkehrs aus Süddeutschland, wenn der neue Grenzübergang in Koblenz steht.

Läng stellt grundsätzlich den Nutzen des Tunnels infrage. «Studien des Planungsverbandes Zurzibiet haben ergeben, dass der Zeitgewinn nach Bern oder Zürich wenige Minuten beträgt; ich weiss nicht, ob sich die Kosten von über 800 Mio. Franken hierfür rechtfertigen.»

Der Gemeinderat hat Bauvorsteher Peter C. Beyler deshalb ein Schreiben zukommen lassen, in dem er ein Gesamtkonzept über die gesamte Region Baden-Wettingen fordert. «Solange dieses Konzept nicht vorliegt, ist die Planung des Baldeggtunnels zu sistieren», fordert Läng. Und: Die vollständige Überdeckung der Strasse durch das Siggenthalerfeld sei nicht verhandelbar.