Das Kantonsspital Baden (KSB) hat Orthopädie, Rheumatologie und Physiotherapie auf einer Etage zuminterdisziplinären Bewegungszentrum zusammengelegt.
«Orthopäden und Rheumatologen haben oft verschiedene Ansichten, was Behandlungsweisen angeht», meint Karim Eid, Chefarzt der Orthopädie. «Jetzt wollen wir beide Disziplinen sowohl örtlich als auch mit gemeinsamen Sprechstunden zusammenbringen.
So können wir Probleme ganzheitlich angehen. Davon profitieren vor allem Patienten, bei denen nicht von Anfang an klar ist, ob sie eine entzündliche Gelenkskrankheit oder ein mechanisches Problem haben.»
Fortschritte in der Prothetik
Viele Besucherinnen und Besucher nahmen die Chancen wahr, zur Einweihung des interdisziplinären Bewegungszentrums einen Blick hinter die Kulissen eines Spitalbetriebs zu werfen.
Am Tag der offenen Tür konnten sie selber Hand anlegen bei der Versorgung eines Knochenbruchs (natürlich an einem künstlichen Modell) mit Platten und Schrauben.
Sie hantierten mit Instrumenten, es gab Keramikköpfe und Polyethylenschalen zum Anfassen, die vielen Menschen wieder eine bessere Bewegungsfähigkeit ermöglichen. An Computern erfuhren Interessierte, wie eine künstliche Schulter oder ein Kniegelenk geplant wird.
Fachvorträge und die Demonstration von Geräten förderten das Verständnis für die komplexen Eingriffe am Bewegungsapparat.
Zum Beispiel ein von Karim Eid und amerikanischen Chirurgen entwickeltes 3-D-Verfahren, mittels dem künstliche Schultergelenke auf den Patienten angepasst und implantiert werden können. Das Kantonsspital Baden war weltweit der erste Betrieb, der damit arbeitete.
Schwerelos wie eine Feder
Rund 3000 Patienten mit Defekten am Bewegungsapparat werden pro Jahr behandelt – die meisten operativen Eingriffe finden am Meniskus im Kniebereich statt. Nehmen Gelenkerkrankungen beziehungsweise Gelenkabnutzungen zu?
Eid: «Demografisch gesehen ja. Heute werden Leute 80 oder 90 und sind immer noch relativ fit. Aber auch die Ansprüche an die Mobilität im Alter sind gestiegen. Wer Schmerzen hat, gibt sich seinem Schicksal nicht mehr einfach hin, wie früher.
Er erwartet, dass sein Problem medizinisch gelöst wird. Denn die Prothetik hat enorme Fortschritte gemacht.»
Eindrücklich auch der Blick in die Physiotherapie. Senioren trainierten an verschiedenen Geräten Gleichgewicht und Koordination. Der Kraft- und Ausdauerraum erinnert an ein Fitnessstudio.
Wenn da nicht die Anti-Gravity-Treadmill wäre, an der Patienten durch Luftdruck in einem Neoprenanzug praktisch schwerelos werden. So können sie Kraft und Koordination trainieren, auch wenn sie sich nach einer OP keiner Belastung aussetzen dürfen.