Startseite
Aargau
Baden
Im Bäderviertel fällt kein Entscheid ohne das Ja der Bad Zurzacher Stiftung – sogar Stararchitekt Botta hört auf sie. Ein Portrait der beiden Helfer im Hintergrund.
Die Namen des Architekten Mario Botta und des Bauherrn Benno Zehnder fallen schnell, wenn vom neuen Badener Thermalbad die Rede ist, für das am Freitag das Baugesuch eingereicht wurde. Wo immer die beiden Männer auch auftreten, gehört ihnen das Rampenlicht – Botta dank seiner Aura und seinem Ruf als Stararchitekt; Zehnder dank der seltenen Kombination von Durchhaltewillen und Lässigkeit.
Deutlich weniger Aufmerksamkeit wurde in den vergangenen Jahren den beiden Bad Zurzachern Beat Edelmann und Stephan Güntensperger zuteil, die als Präsident beziehungsweise Direktor der «Stiftung Gesundheitsförderung Bad Zurzach + Baden» amten. Dies hat vielleicht auch damit zu tun, dass sie zurückhaltend auftreten und die Show nicht ungern den anderen überlassen.
Zweifellos hat die Stiftung für das Bäderprojekt aber grosse Bedeutung. Nachdem die Credit Suisse vor zwei Jahren mangels Renditeaussicht als Investorin ausgestiegen war, sprang die Bad Zurzacher Stiftung in die Bresche. 160 Millionen Franken betragen die Kosten für die Bauprojekte im Bäderquartier – konkret für den Bau des Thermalbads, des Wohn- und Ärztehauses sowie die Sanierung des Verenahof-Gevierts, wo eine Privatklinik für Rehabilitation und Prävention betrieben wird. Wie die Finanzierung nun im Detail aussieht, wollte Benno Zehnder vergangene Woche an einer Pressekonferenz nicht bekannt geben. Stiftungsdirektor Stephan Güntensperger erklärt: «Wir haben ein konventionelles Finanzierungs-Modell gewählt. Ein Bankenkonsortium unter Führung der UBS wird rund 60 Prozent des Kapitals bereitstellen. Die restlichen 40 Prozent übernimmt die Verenahof AG, die wiederum je zur Hälfte von der Stiftung und Benno Zehnder alimentiert wird.» Dass die Stiftung demzufolge rund 32 Millionen Franken investiert, will Güntensperger aber nicht bestätigen – die Finanzierung sei ziemlich komplex, man müsste auch noch Vorleistungen und Eigentumsverkäufe miteinberechnen.
Gegründet wurde die Stiftung von Margrit und Walter Edelmann 1957, zwei Jahre nach der Wiedererbohrung der Bad Zurzacher Thermalquelle. Den Stiftern war es ein Anliegen, das kostbare Thermalwasser auch für medizinische Anwendungen zu nutzen. 20 Rappen jedes Eintritts flossen in die Stiftungskasse, «sodass die Stiftung relativ schnell zu einigem Reichtum gelangte», wie der heutige Präsident Beat Edelmann erklärt. 1973 wurde die Reha-Klinik in Bad Zurzach eingeweiht; inzwischen ist die Tochtergesellschaft «Reha-Clinic» mit 6 Rehabilitationskliniken und 11 Ambulatorien sowie 2 Schlafkliniken die grösste private Anbieterin von Rehabilitationsleistungen im ganzen Land. Seit rund fünf Jahren gehört ihr auch die Therme in Bad Säckingen – nun investiert sie in Baden im grossen Stil. Die Stiftung wird in Baden für den Betrieb sowohl des Thermalbades und des dazugehörigen Parkhauses als auch der Privatklinik für Rehabilitation und Prävention zuständig sein, dies über ihre Tochterbetriebe ThermalBaden AG, Thermal Park AG und Reha-Clinic.
«Es war ein anspruchsvoller Entscheid, in Baden einzusteigen», erklärt Stiftungsdirektor Güntensperger. «Aber durch die Eignerstruktur ist sichergestellt, dass wir den Geschäftsgang der diversen Betriebe im Bäderquartier ohne fremden Einfluss steuern können». Im Lenkungsausschuss, dem obersten Gremium für die Projektentwicklung im Bäderquartier, sitzen vier Personen – neben Benno Zehnder vertreten drei davon die Interessen der Stiftung Gesundheitsförderung. Konkret bedeutet dies, dass im Badener Bäderviertel kein wichtiger Entscheid ohne Zustimmung der Bad Zurzacher fällt.
Ohne das Engagement der Bad Zurzacher Stiftungsvertreter wäre Mario Botta wohl aus dem Projekt ausgestiegen. Die Stadt Baden hatte für das Projekt beim historischen Bäderhotel Verenahof keine Bewilligung erteilt. Die Glaskuppel über dem Gebäude sei zu hoch und nicht mit den Vorschriften für die Dachlandschaft im alten Teil des Bäderquartiers vereinbar. «Botta wollte nach dieser enttäuschenden Nachricht aussteigen, er sagte, habe genug von den Badenern. Doch Stephan Güntensperger und Beat Edelmann konnten ihn zum Weitermachen überreden», findet Bauherr Benno Zehnder lobende Worte.
Ist die Bad Zurzacher Stiftung also eine Art Retterin der Bäderprojekte in Baden? «Diese Feststellung ist vielleicht etwas übertrieben», sagt Stephan Güntensperger. «Aber zumindest würde ich behaupten, dass wir ein sehr wichtiger, entscheidender Partner für die Neubelebung dieses Badener Quartiers sind.» Dies entspreche auch dem Stiftungszweck, der die Förderung der Kurorte Bad Zurzach und Baden vorsieht.
«Es hätte aus finanzieller Sicht Alternativen gegeben, andere Parteien hätten Geld einschiessen können», sagt Benno Zehnder. «Grosser Vorteil der Bad Zurzacher Stiftung ist, dass sie neben dem Kapital auch Erfahrung und Kompetenz im Bäder-Business und im Bereich Gesundheitshotel und Rehaklinik mitbringt. Diese Kombination ist ideal, und die Bedeutung der Stiftung für das Bäderviertel ist darum sehr gross», sagt Benno Zehnder.
Eröffnet werden soll das neue Thermalbad am 1. September 2018 – dem Tag der Heiligen Verena, einem offiziellen Feiertag in Bad Zurzach.