Hans Oldani alias Jean wohnt in Wohlenschwil. 2016 ist sein Büchlein «Dann lieber zum Zahnarzt …» mit humoristischen Kurzgeschichten erschienen. Heute erzählt er von einem Jassabend mit Obersiggenthaler Lehrern.
Giovanni fühlte sich geehrt. Diese Jassrunde im Restaurant Jägerhuus auf dem Hertenstein bereitete ihm grosse Freude. Vor Spielbeginn jedenfalls und solange es nicht ums Bezahlen ging.
Was man erstens wissen muss: Die Nussbaumer Sportsfreunde Emil, Dietrich und Godi jassen seit Jahren zusammen. Ihre Vornamen sind aus Datenschutzgründen frei erfunden und tönen leicht veraltet, was keineswegs Zufall ist, denn die drei Jassexperten sind nicht mehr blutjung, um es vorsichtig auszudrücken.
Zum Glück! Denn nichts ist so mühsam wie eine Jassrunde mit jungen, ausdauernden Greenhörnern, deren Jasskompetenz dafür aber bös im Argen liegt. Welch Vergnügen hingegen für Giovanni, sich mit den leicht angegrauten, dafür erstrangigen JJ (Jägerhuus-Jassern) messen zu dürfen.
Was man zweitens wissen muss: Giovanni kam nur als Ersatzmann zum Jass-Handkuss, weil Igor, der normalerweise in der Startaufstellung sitzt, unpässlich war. Ob Youngster Giovanni erster, zweiter oder gar dritter Ersatz war, ist und bleibt das Geheimnis der JJ. Wahrscheinlich wurde er eingeladen, um das Durchschnittsalter der Mannschaft klar zu senken (ha!).
Was man drittens wissen muss: Die JJ jassen und trinken zuerst eine Runde, dann nehmen sie ein Kotelett mit Pommes und einen schönen Wein zu sich, anschliessend spielen und trinken sie noch ein paar Runden. Zwischen den Runden wird ausgiebig gefachsimpelt: über die Lokalpolitik, die Sportaktualitäten und das Rentnerdasein. Klar, dass die JJ den Jass-Spielverlauf ausgiebig und im Detail analysieren. Ohne Videobeweis, dafür aber in voller Gründlichkeit und präzise, im Prinzip wohlwollend, meistens jedenfalls. Was eigentlich nicht erstaunt, waren Emil, Dietrich und Godi in ihrem richtigen Leben doch allesamt lange Jahre Lehrer in Obersiggenthal.
Was man viertens wissen muss: Bei den JJ wird um Geld gespielt. Wirklich! Nun ist Giovanni ja auch kein Kind von Jasstraurigkeit und weiss, dass am Schluss der diversen Runden ohne Wenn und Aber erbarmungslos abgerechnet wird. Für ihn galt bis anhin: ein Chritz gleich ein Stutz *. Nicht so bei den JJ: Hier ist ein Chritz zwei Stutz wert. Die findige Leserschaft erahnt es: Für Giovanni, der an diesem Abend jassmässig von keiner Glückssträhne verfolgt wurde, ging es pekuniär tüchtig ans Eingemachte. Pech im Spiel, Glück beim Essen: Wenigstens das Kotelett war Spitze!
Für Jassignoranten: Die Erklärung dieser Gleichung liegt hier aus Platzgründen nicht drin. Man wende sich vertrauensvoll an einen JJ. Kontaktdaten sind im «Jägerhuus» erhältlich.